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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Fiesta hüpfte inzwischen mehr, als
dass er fuhr. »Sie könnten durchaus auf dem Rückweg bei Ihrer Schwester
vorbeigeschaut haben. Immerhin haben Sie ein glasklares Motiv und sicher auch
einen Schlüssel zum Haus.« Er lenkte den Wagen nach rechts in Richtung Baasem
und musterte sie aus den Augenwinkeln heraus.
    »Wir hatten eine Abmachung: Kein überraschendes Auftauchen, Besuche
nur nach vorheriger Ankündigung. Die Schlüssel hatten wir nur zur Sicherheit.
Für Notfälle.«
    Habe ich es mir doch gedacht, dachte Welscher, freier Zugang zum
Haus der Schwester. Fischbachs Entscheidung, die Bartels nicht mit aufs Revier
zu nehmen, hielt er für falsch.
    Die Straße vor ihnen war jetzt abschüssig. Er ließ den Wagen rollen
und gab dabei stoßweise Gas, damit der Motor nicht abstarb. »Was wollten Sie
eigentlich bei Sylvia Neuroth?«
    Maria Bartels starrte geradeaus, die Hand auf ihrem Hals spielte mit
ihrer Perlenkette. »Wir sind Freundinnen.«
    Er lachte auf. »Erzählen Sie mir doch keinen Quatsch.«
    »Ist aber so«, erwiderte sie trotzig.
    Plötzlich wusste Welscher, wie alles zusammenhängen könnte. Er
lehnte sich im Fahrersitz zurück. »Ich sag Ihnen, was los ist: Sylvia Neuroth
führte einen Privatkrieg mit Ihrer Schwester. Im Hintergrund zogen aber Sie die
Fäden. Dass Ihre Schwester Ihnen vor Jahren Ihre große Liebe abspenstig gemacht
hat, haben Sie ihr nie wirklich verziehen. Oder Sie neideten ihr den Wohlstand.
So nutzten Sie die Gelegenheit, Ihrer Schwester ohne großes persönliches Risiko
eins auszuwischen, und verbündeten sich mit Sylvia Neuroth.« Vor Maria Bartels
Haus ließ er den Wagen ausrollen. Der Motor erstarb mit einer knallenden
Fehlzündung.
    Wütend sah sie ihn an. »Und wenn es so gewesen wäre? Ist schließlich
nicht verboten.«
    Mit einem sicheren Handgriff entriegelte Welscher die Motorhaube.
»Sie erlauben?« Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, drückte er ihr Knie zur Seite
und kramte aus dem Handschuhfach eine Rolle Isolierband hervor. »Es kommt
darauf an, wie weit man geht. Dann könnte es doch verboten sein.« Er stieg aus.
    »Ich habe meine Schwester nicht umgebracht«, fauchte Maria Bartels
und schob sich hinter ihm aus dem Wagen. »Hören Sie endlich auf, mir
hinterherzujagen. Ich bin eine Sackgasse. Finden Sie lieber den Richtigen.«
    Welscher hob die Motorhaube an. Rost rieselte über seine Finger, und
der Geruch nach verbranntem Öl stieg ihm in die Nase. Suchend blickte er über
den Motorblock. »Ah!«, rief er aus und zog mit spitzen Fingern ein verschmortes
Zündkabel vom Auspuffkrümmer. »Hier ist der Übeltäter.«
    Maria Bartels schaute nicht einmal hin. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Könnten Sie vielleicht kurz noch das Kabel …«
    Sie wirbelte herum und stampfte ohne einen Abschiedsgruß davon.
    »Dann eben nicht«, murmelte Welscher. Er würde auch allein
zurechtkommen. Schließlich hatte sein Verflossener ihm vor einiger Zeit
gezeigt, wie man ein Zündkabel provisorisch reparierte.

SIEBZEHN
    Leise drang Pianomusik an Fischbachs Ohren. Aus der
Feuerhalle fiel warmes Licht in den Innenhof.
    Nachdem Welscher am späten Nachmittag endlich aus Kronenburg
zurückgekehrt war, hatten sie einige Stunden damit verbracht, mit Bianca Willms
zusammen die Unterlagen zu ergänzen. Dabei hatte sich noch deutlicher
herauskristallisiert, dass Maria Bartels derzeit ihre uneingeschränkte
Hauptverdächtige war. Um kurz nach acht hatte Fischbach sich verabschiedet,
offiziell, um zu Hause eine Portion Schlaf einzufangen. Inoffiziell hatte ihn
sein Weg jedoch hierher, in die »Alte Tuchfabrik« zu seinem Freund Karlo
Nettersheim, geführt. Es musste nicht jeder wissen, dass er mit einer ehemals
großen Nummer im Drogenhandel befreundet war.
    Verstohlen warf er einen Blick durchs Fenster. Eine Braut im
wallenden cremefarbenen Kleid tanzte ausgelassen mit einem Mann in der Mitte
des Saals. Aus der sichtbaren Verzückung des Mannes schloss Fischbach, dass es
sich um den Bräutigam handelte. Die Gäste standen im Halbkreis um sie herum und
klatschten dazu.
    Bilder seiner eigenen Hochzeit kämpften sich aus seinem
Unterbewusstsein nach oben. Bea im weißen Kleid, wunderschön anzuschauen. Ihre
Haare wie Engelslocken, die Haut weich wie Samt, jede Berührung ein Stromschlag
bis ins Herz. Ihr Duft nach Sommerwiese hing ihm immer noch in der Nase. Ihr
Lächeln, so voller Liebe und Sehnsucht nach ihm. Es hatte ihn verzaubert.
Niemals zuvor hatte er sich so glücklich gefühlt, hatte so wie

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