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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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zwinkerte Fischbach zu.
»Ich sehe mal, was sich machen lässt.«
    »Sonst noch was?« Fischbach lehnte sich vor und strich die Asche im
Aschenbecher ab.
    »Reicht das nicht? Ein Fährte weniger, der ihr nachjagen müsst.«
    »Doch, doch. Obwohl wir den Rethmeier eh hintenangestellt hatten.
Freunde von ihm haben sein Alibi bestätigt.« Er drückte die Zigarre aus und
erhob sich.
    Nettersheim brachte ihn noch bis zur Harley. In der Feuerhalle
tanzten die Gäste inzwischen ausgelassener. Die Paare drehten sich im Kreis und
lachten.
    »Gute Heimfahrt. Grüß Sigrid von mir«, sagte Nettersheim und hieb
Fischbach auf die Schulter.
    »Werde ich garantiert nicht machen«, erwiderte Fischbach. »Sie kann
dich nicht ausstehen.«
    »Immer noch nicht? Ich bin doch so ein liebes Kerlchen.«
    »›Drogenbaron‹ nennt sie dich. Sie meint, du seiest schuld daran,
dass ich mit dem Zeug in Kontakt gekommen bin.«
    »Ex-Drogenbaron würde besser passen. Und ohne mich hättet ihr euch
nicht kennengelernt.«
    Fischbach startete seine Harley. »Interessante Sichtweise«, rief er
Nettersheim über das Blubbern des Motors hinweg zu, tippte sich zum Abschied an
den Helm und fuhr davon.
    ***
    Welscher stand am Bistrotisch im »Alibaba Dönerhaus« in Kall und
mümmelte gemütlich eine Currywurst mit Pommes Schranke. Mit den Fingern tauchte
er eine Fritte in den Mischmasch aus Ketchup und Mayonnaise und steckte sie in
den Mund. »Noch eine Fanta bitte. Ohne Eis«, rief er der Bedienung hinter dem
Tresen zu und schwenkte sein Glas in der Luft.
    »Ich habe gar kein Eis«, entgegnete sie und trocknete sich die Hände
an ihrer Schürze.
    »Dann ist ja gut.« Welscher schob sich ein Stück Wurst in den Mund
und kaute glücklich. Er erinnerte sich an seine Kindheit, an seine erste Reise
nach Köln zum Einkaufen.
    Seine Großmutter hatte ihn frühmorgens abgeholt, und gemeinsam waren
sie mit dem Eifelexpress in Richtung Rhein gerollt. Am Ausgang des
Hauptbahnhofs war er wie angewurzelt stehen geblieben.
    Der Dom.
    Noch nie hatte er ein solch monumentales und vollkommenes Bauwerk
gesehen. Mächtig und gewaltig. Er hatte den Kölner Dom nur von Fotos gekannt.
Da hatte er kaum größer als die St. Johann-Baptist-Kirche oben am Friedhof
in Mechernich gewirkt, nur eben mit zwei Kirchtürmen.
    Seine Großmutter hatte ihn gefragt, ob sie eine Kerze für den Opa
anzünden sollten. Unfähig zu sprechen, hatte er mit offenem Mund genickt. Bei
dem anschließenden Einkaufsbummel auf Hohe Straße und Schildergasse hatte er
sich immer wieder umgedreht und nach den Domspitzen gesucht, so fasziniert war
er gewesen.
    Nur kurz war seine Suche von dem Geschmack seiner allerersten
Currywurst abgelenkt worden, die seine Großmutter ihm zum Abschied spendiert
hatte. Zu Hause hatten sie zu der Zeit gutbürgerlich gegessen, Currywurst
gehörte genauso wenig zur Speisekarte seiner Mutter wie Pizza oder Chopsuey.
    Welscher schmunzelte. Damals hatte seine Großmutter ihm den
Köln-Virus eingepflanzt.
    Sein Handy spielte die Vier Jahreszeiten. Er hatte es mit dem
Wagenschlüssel auf dem Tisch abgelegt. Angetrieben durch den Vibrationsalarm
fuhr es schnurstracks zur Tischkante. »Kacke!«, fluchte er und warf das Messer
auf den Teller. Es klatschte in die Soße, und ein feiner Nebel roter Punkte
verteilte sich auf seinem weißen Poloshirt. Er achtete nicht darauf, sondern
fing gerade noch rechtzeitig sein Handy auf, als es über die Kante kippte.
    Triumphierend blickte er die Bedienung an, die ihm gerade die Fanta
an den Tisch brachte.
    »Sie haben sich bekleckert«, sagte sie unbeeindruckt und verschwand
wieder hinter dem Tresen.
    Während er auf den Annahmeknopf drückte, sah er an sich herunter. Er
sah aus, als ob er bluten würde.
    »De Witt hier. Er ist wieder da.«
    »Sie? Wer ist wieder da?«
    »Der Geist.«
    »Ich komme.« Er schnappte sich seinen Autoschlüssel, knallte einen
Zehneuroschein auf den Tresen und stürzte zur Tür hinaus. Diesmal würde er den
Kerl auf frischer Tat ertappen, ohne eine Verstärkung mit Profilneurose
anzufordern, die mit heulenden Sirenen vorfuhr und den Kerl warnte. Im Laufen
tastete er nach seiner Walther. Sie steckte kalt und beruhigend im Holster. Es
konnte losgehen.
    ***
    Überraschenderweise schnurrte sein Fiesta wie eine Katze und
trug Welscher in unglaublichen zwanzig Minuten nach Kronenburg. Bad mobile mutiert zu Batmobil, dachte er und lachte leise
ins Handschuhfach hinein, in dem er den Haustürschlüssel suchte. Er musste

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