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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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auf Wolken
geschwebt.
    Er schloss die Augen und schluckte schwer. Der Schmerz in seiner
Brust raubte ihm für einen Moment den Atem. Er beugte sich vor und stützte sich
mit einer Hand an der Wand ab, versuchte panisch, die Bilder wieder zu
verdrängen. Schütt sie zu, schrie er sich stumm an. Weg damit! Er lehnte die
Stirn gegen die Ziegel.
    Lass es nicht zu. Quäl dich nicht.
    Die Steine kühlten seinen Kopf, die Schmerzen ließen nach, und die
Bilder verblassten. Erleichtert atmete er durch. Er wusste zwar, dass es nicht
von Dauer war, aber hier und jetzt hatte er die Vergangenheit besiegt.
    »Bea?«, fragte plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihm.
    Fischbach wirbelte herum. Im Schatten des Durchgangs sah er die
Umrisse eines kräftigen Mannes. Die Glut einer Zigarre beleuchtete schwach sein
Gesicht. »Karlo«, sagte er erleichtert, dankbar für die Ablenkung. »Was
schleichst du denn hier unten rum? Ich dachte schon, mich will jemand
überfallen.«
    »Ich habe deine Harley blubbern hören und mich nach einer Weile
gewundert, dass du nicht hochkommst.«
    Nettersheim bedeutete Fischbach, ihm zu folgen. Sie gingen eine
Stahltreppe hinauf, einen langen Flur entlang und traten in Nettersheims Büro
ein, wo Fischbach sich in einen der schweren Clubsessel fallen ließ.
    »Zigarre?«, fragte Nettersheim.
    »Gerne.« Fischbach rauchte nur selten. Seltsamerweise reagierte er
allergisch auf Tabak. Nicht so ausgeprägt wie Welscher auf Katzen, aber seine
Nase lief doch nach wenigen Minuten wie ein Wasserhahn. Nettersheim bezog seine
Zigarren allerdings aus aller Welt, und seine Empfehlungen waren eine verschnupfte
Nase wert.
    Sein Freund öffnete den Humidor auf der Bar und entnahm ihm zwei
Zigarren vom Format eines Ofenrohrs. »Corona«, erläuterte er. »Vargas Reserva
Cremas. Von den Kanaren, ein Geheimtipp unter Zigarrenliebhabern. Die Familie
Vargas ist übrigens der Hoflieferant des spanischen Königshauses. Natürlich
Handarbeit.«
    Ehrfürchtig nahm Fischbach die Zigarre entgegen und zog sie unter
seiner Nase entlang, bevor er sie am Mundstück anstach.
    Nettersheim gab ihm Feuer und setzte sich ebenfalls in einen der Sessel,
nachdem er für sich einen Scotch und für Fischbach ein Wasser bereitgestellt
hatte.
    Sanft strich der Rauch durch Fischbachs Mundhöhle. »Mhm, klasse«,
urteilte er. »Mild.«
    »Achte auf das nussige Aroma.«
    Einige Minuten genossen sie schweigend den Tabak und bliesen dann
und wann Rauchringe in die Luft. Schließlich rappelte sich Fischbach auf und
schniefte. »So, kommen wir zum geschäftlichen Teil. Deine SMS vorhin hat was zu bedeuten?«
    Noch vor einigen Jahren hatte Nettersheim sein Geld in der Unterwelt
verdient. Dort hatte Fischbach ihn auch kennengelernt. Nettersheim hatte ihn in
der schweren Zeit mit Drogen versorgt. Inzwischen war Nettersheim zwar ein
angesehener Veranstaltungsmanager, doch seine Beziehungen zur Eifeler Mafia
pflegte er nach wie vor. Hin und wieder ließ er Fischbach daran teilhaben,
selbstverständlich inoffiziell und konspirativ.
    »Die Tote von Kronenburg. Wie weit seid ihr?«
    Fischbach paffte an seiner Zigarre. »Heute haben wir der Schwester
auf den Zahn gefühlt. Aber der Durchbruch war es noch nicht. Einige andere
haben wir außerdem im Blick.« Er sah sich um und suchte nach einem Taschentuch.
    Mit einer fließenden Bewegung warf ihm Nettersheim ein unbenutztes
Stofftaschentuch zu. Seine Initialen waren mit goldenem Faden eingestickt. »Ich
habe gehört, der Untermieter steht auch auf deiner Liste. Frank Rethmeier.«
    Fischbach schnaubte und steckte das Taschentuch ein. »Könnte sein.«
    »Kannst du abhaken. Der war es nicht.«
    »Na dann.« Fischbach blickte Nettersheim spöttisch an.
    »Der war in den Niederlanden.«
    »Wissen wir, wissen wir.«
    »Als Drogenkurier.«
    Mit der freien Hand hieb Fischbach auf das Leder der Sessellehne.
»Tatsächlich? Haben wir geahnt, nur beweisen konnten wir es natürlich nicht.«
    »Ist ein armes Schwein. Reist gerne um die Welt, hat aber eigentlich
kein Geld dafür. So dient er sich hin und wieder den großen Fischen an.
Irgendwann wird er unter Garantie wieder erwischt und sitzt für einige Monate,
wenn nicht sogar Jahre ein.«
    »Vielleicht sollte ihm mal jemand so richtig Angst einjagen. Mit
mahnenden Worten kommt man da sicherlich nicht mehr durch.«
    »Du meinst, bevor er erwischt wird?«
    Fischbach deutete zustimmend mit seiner Zigarrenspitze auf
Nettersheim.
    Der stieß eine riesige Rauchwolke aus und

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