Eifelteufel - Kriminalroman
Fischbach. »Das von der Kommune, das uns Rita Lörsch gegeben hat?«
»Selbstverständlich. Es steckt in der Seitentasche eines der beiden Koffer.«
Eine Böe fegte ums Haus und blies die Kerze aus. Ein Blitz zuckte über den nächtlichen Himmel, kurz darauf donnerte es.
»Wir gehen besser rein«, sagte Welscher besorgt. »Nehmt bitte die Auflagen und Gläser mit.«
Im Wohnzimmer schaltete er alle Lichter ein, die zur Verfügung standen. Im Wandschrank suchte er kurz nach einer Lupe. »Kaum zu glauben. Immer noch am gleichen Platz wie früher.« Er legte alles auf dem Tisch ab. »Ich hole das Gruppenfoto.«
Kurz darauf beugten sie sich darüber.
Mit der Lupe suchte Welscher das Gruppenfoto ab. Fischbach entdeckte das Gesicht des Mädchens bereits, bevor Welscher es mit der Linse vergröÃerte. »Bingo.«
Andrea Lindenlaub lieà sich auf das Sofa plumpsen. »Dann hängt also alles mit dieser Kommune zusammen. Die Mordopfer, dieses Mädchen. Wir haben eine Spur.« Zufrieden lächelte sie. »Endlich.«
Fischbach nahm Welscher die Lupe aus der Hand. Einige Male wechselte er von dem einen Foto zu dem anderen. Es gab keinen Zweifel. Nachdenklich legte er sie auf dem Tisch ab. »Also gut, die Kommune ist der Aufhänger. Ich spinn jetzt mal ein wenig rum, okay?«
Welscher nickte. »Lass dich nicht aufhalten. Aber ich kann mir schon denken, was jetzt kommt.«
Fischbach verschränkte die Arme auf dem Rücken und ging zum Fenster. »Nehmen wir an, dieses Mädchen da auf den Fotos hat überlebt, sowohl das, was ihr angetan wurde, als auch die Feuersbrunst. Und jetzt, als reife Frau im fortgeschrittenen Alter, sinnt sie auf Rache.«
»Ging mir auch im Kopf rum«, sagte Andrea Lindenlaub. »Das heiÃt, sie könnte von unseren drei Mordopfern vergewaltigt worden sein.«
»Und vielleicht sogar noch von weiteren Personen.«
»Die weiter auf ihrer Liste stehen?«
»Genau.«
Welscher hob die Hand. »Okay, okay, so weit, so gut. Aber vergesst nicht, die Vergewaltigungen sind Jahrzehnte her. Ich frage mich: Warum kommt die Rache erst jetzt?« Irritiert schaute er zur Standuhr neben dem offenen Kamin. Er ging hin, öffnete die Tür, stellte die Uhrzeit ein und hob die Gewichte an. Sofort setzte das laute Ticken des Uhrwerks ein. »Sorry, das musste sein. Ich liebe das Geräusch«, murmelte er. »Schon als Kind. Wenn die nicht läuft, bin ich ganz unruhig.«
»Ist doch kein Problem«, sagte Fischbach. Inständig hoffte er, Welscher würde sich irgendwann mit der Vergangenheit aussöhnen. Konnte das Ticken einer Uhr dabei helfen, wäre es nur recht und billig.
»Um auf deine Frage zurückzukommen«, sagte Andrea Lindenlaub in ein lautes Donnern hinein, »manche Dinge müssen erst reifen. Wie ein guter Käse oder eine ausgezeichnete Flasche Wein. âºRache ess Blootwooschâ¹, wie man hier in der Gegend so passend sagt.«
»Hm, vielleicht hast du recht.« Welscher schien nicht überzeugt.
»Es ist auÃerdem nicht ganz unwahrscheinlich, dass das Mädchen dort auf den Fotos all die Jahre benötigt hat, um die Identität ihrer Schänder festzustellen. Denkt mal an das, was Rita Lörsch berichtet hat. Sie benutzten untereinander skandinavische Vornamen, keine Realnamen.«
»Dann will ich schwer hoffen, dass die Lörsch uns auch noch den Namen des Mädchens nennen kann«, sagte Welscher, »sonst wird es schwer, sie aufzuspüren.«
Fischbach nickte. »Morgen früh steigen wir genau an dieser Stelle ein. Ich fahre zu Rita Lörsch und horche sie aus. Ihr sucht derweil nach Informationen zu dem Brandanschlag. Eigentlich müsste auch noch eine Akte bei der Staatsanwaltschaft existieren. Neben Brandstiftung stand ja der Verdacht eines Mordes an fünf Menschen im Raum. Dann wäre die Akte nach den sonst üblichen dreiÃig Jahren nicht vernichtet worden. Aber das wisst ihr ja selbst. Erkundigt euch dort auf jeden Fall. Und Klaus soll sich mit Trier in Verbindung setzen. Die Kollegen dort müssen schlieÃlich auch Bescheid wissen.«
Andrea Lindenlaub gähnte herzhaft. »Ich bestelle mir jetzt ein Taxi.« Sie stand auf und trat neben Fischbach ans Fenster. »Ich will es nicht übertreiben und so womöglich meine Migräne herausfordern.«
Ein greller Blitz erhellte das Wohnzimmer. Fast zeitgleich
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