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Eifelteufel - Kriminalroman

Eifelteufel - Kriminalroman

Titel: Eifelteufel - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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bist du? Ich … kann mich nicht … erinnern. Fünfzehn?«
    Ganz so licht ist der Moment dann doch wohl nicht, dachte Welscher und wischte sich über die Augen. »Ja, Papa, fünfzehn«, log er. Das war kurz vor dem großen Streit gewesen, an den sich Theo hier und jetzt nicht zu erinnern schien. Warum sollte er den magischen Moment mit der Wahrheit zerstören?
    Er ließ seinen stummen Tränen freien Lauf und genoss die längst vergessene Wärme, die der Körper seines Vaters ausströmte.

Tage des Donners
    Fischbach war bereits früh aufgebrochen. Welscher und sein Vater schliefen noch selig, und er hoffte, dass er die beiden nicht mit dem satten Wummern des Harley-Motors geweckt hatte. Nach einem Zwischenstopp daheim und einem ausgiebigen Frühstück mit Sigrid hatte ihn nichts mehr im Haus gehalten. Er war auf direktem Weg nach Ripsdorf gefahren und stand nun vor Rita Lörschs Wohnwagen.
    Bodennebel hüllte das Tal ein, von den Bäumen tropfte es. Trotz des andauernden Regens lag eine unangenehme Schwüle in der Luft. Er wischte sich mit einem Papiertaschentuch den Schweiß von der Stirn und klopfte kräftig an die Tür des Wohnwagens.
    Â»Was zum Teufel …?«
    Â»Fischbach, Kripo Euskirchen. Ich war gestern schon mal hier. Bitte machen Sie auf, ich muss Sie dringend etwas fragen.«
    Â»Gestern? Etwa der Fettsack?«
    Â»Ich ziehe die Bezeichnung ›Kommissar‹ vor.«
    Â»Kannst du Dödel nicht später wiederkommen? Mensch, ich liege noch im Bett.« Der Vorhang der Seitenscheibe bewegte sich. Rita Lörschs faltiges Gesicht mit dunklen Augenringen spähte durch das Kunststoffglas.
    Â»Es wird nicht lange dauern«, rief Fischbach. »Ich kann Sie auch gern mit zur Wache nehmen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Â»Du machst mir ja alles nass.«
    Fischbach blickte an sich herab. Eine Pfütze hatte sich zu seinen Füßen gebildet. »Ich ziehe die Regenkombi aus, ist kein Problem.«
    Einige Flüche später öffnete sich die Tür. »Dann komm rein in Gottes Namen.«
    Rita Lörsch trug einen fadenscheinigen Morgenmantel, nur notdürftig auf Höhe der Taille zusammengebunden. Für Fischbachs Geschmack zeigte sie zu viel nackte Haut, vor allem, wenn sie sich vorbeugte.
    Er streifte die Regenkombi ab und sah sich suchend nach einem Haken um. Mehr als eine Schraube, die vermutlich mal ein Vordach gehalten hatte, fand er nicht. Er hängte den Anzug daran auf und sorgte dafür, dass das Wasser nicht ins Innere des Anzugs lief. Als er in den Wohnwagen kletterte, saß Rita Lörsch bereits am Tisch und rauchte. Sie blies den Qualm zur Decke.
    Â»Was ist denn so wichtig, dass du Fesselballon wieder hier auftauchst?« Ein schelmisches Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. »Oder treibt dich etwas anderes an?« Lasziv fuhr sie mit dem Finger unter den Morgenmantel und strich sich über die Brustwarze.
    Ohne Aufforderung nahm er ihr gegenüber Platz. »Lassen Sie den Quatsch, sparen Sie sich das für Ihren Bauern auf. Und ich würde es vorziehen, wenn wir uns siezen. Schließlich vertrete ich den Staat, da kann ich wohl ein wenig Respekt erwarten.«
    Das Lächeln verschwand. »Pfff, Staat. Da scheiß ich einen riesigen Haufen drauf. Du …«
    Fischbach hob die Augenbrauen. »Na, na, na.«
    Â»Spießer. Sie sind eh nicht mein Typ.«
    Glück gehabt, dachte er, zog unter der Lederjacke das Gruppenfoto hervor und legte es auf den Tisch. »Wissen Sie, wer das ist?« Er tippte auf das Mädchen.
    Sie aschte in den mit Kippen überfüllten Aschenbecher. Eine Weile betrachtete sie das Foto. »Ich erinnere mich kaum an die Kleine.«
    Â»Was wissen Sie denn noch?«
    Â»War ein Sauertöpfchen. Ich glaube, sie hat nie gelacht.«
    Kann ich mir gut vorstellen, dachte Fischbach, bei dem, was das Kind mitgemacht haben muss. »Sonst noch was?«
    Â»Wenn ich mich recht erinnere, hat Gustaf ihr irgendwann einen skandinavischen Namen verpasst. Kann mich aber nicht erinnern, welchen.«
    Â»Hatte das eine Bedeutung?«
    Â»Durchaus. Damals war das eine Ehre. Man gehörte damit zu den Erwachsenen.«
    Â»Musste man dafür etwas geleistet haben? Eine Art Mutprobe bestehen? Oder ein festgeschriebenes Ritual durchlaufen, so in die Richtung?
    Sie rollte mit den Augen. »Ach was. Die Kleine hat ihre Tage bekommen, also ein rein biologisches Ding.

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