Eifelteufel - Kriminalroman
Aufgabe.« Er schenkte ihr ein Lächeln.
»Das ist ewig her.«
»So etwas verjährt aber nicht, wenn auch ein Mordverdacht besteht. Erzählen Sie einfach, an was Sie sich erinnern, Sie helfen uns sehr damit.«
Das Wippen ihres FuÃes verstärkte sich. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Es war ein Experiment. Der Brand hat es beendet.«
Welscher gab ihr Zeit für Ergänzungen. Doch Sabine Reichert presste die Lippen aufeinander.
»Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie so direkt darauf anspreche: Die Narben rühren â¦Â«
»Allerdings. Schon allein deswegen rede ich nicht gerne darüber.« Ihr Kopf ruckte vor. »Wochenlang habe ich mit unvorstellbaren Schmerzen im Krankenhaus gelegen. Und dann auch noch die Nachricht vom Tod meiner Mutter. Nicht gerade erbaulich, wenn man selbst am seidenen Faden baumelt.«
»Es tut mir leid«, versicherte Welscher, »wenn ich könnte, würde ich die Vergangenheit ruhen lassen. Aber unsere Ermittlungen haben uns leider zu dieser Kommune geführt und von dort direkt zu Ihnen.«
»Na das entschuldigt doch dann alles«, höhnte sie.
Seltsam, dachte Welscher, sie fragt gar nicht nach, warum wir hier sind. Spätestens jetzt hätte die Frage kommen müssen. Es sei denn, sie weiÃ, worum es geht, und hat es bei ihrem Schauspiel vergessen.
»Ich verstehe, dass es schmerzlich für Sie ist. Ich schlage vor, wir bringen es so schnell wie möglich hinter uns.«
»Ist mir recht.«
Welscher nickte. »Gut, also, die Kommune. Sie waren ein Mitglied, nicht wahr?«
»Leider ja.«
»Können Sie das bitte erläutern?«
»Wenig zu essen, niemand, der sich um einen kümmert, immer wieder neue Gesichter.« Sie rümpfte die Nase. »Ein Heim stellt man sich als Teenager anders vor.«
»Niemand, der sich um einen kümmert? Aber Ihre Mutter war doch auch dort.«
Verächtlich schnaubte sie durch die Nase. »Ihr Erziehungsstil war ⦠Laissez-faire . Können Sie damit etwas anfangen?«
»Sicher. Es bedeutet so viel wie âºeinfach laufen lassenâ¹.«
»Genau. Und um es vorwegzunehmen: Mein Vater war zu der Zeit im Ausland tätig.«
Fischbach stand auf. »Darf ich Ihre Toilette benutzen?«
Sabine Reichert wies mit der Hand in Richtung Flur, ohne den Blick von Welscher abzuwenden. »Gegenüber der Garderobe.«
Welscher bemerkte, dass Fischbach die Tür hinter sich schloss. »Haben Sie noch Kontakt zu Mitgliedern aus der Kommune?«
»Nein.«
»Zufällig in letzter Zeit jemanden getroffen, der damals dabei war?«
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Fuà wippte noch schneller.
»Sie wirken sehr aufgebracht.«
Ihr Augenlid zuckte. Für einen kurzen Moment fürchtete Welscher einen Angriff. Doch dann atmete Sabine Reichert tief durch. »Es war ⦠ich hatte es eben schon gesagt, nicht mein schönster Lebensabschnitt. Das Schicksal hat mir viel genommen, nicht nur meine Mutter.« Mit einer Hand fuhr sie über ihre Brandwunden.
»Das verstehe ich. Trotzdem muss ich noch etwas ansprechen, was nicht einfach für Sie sein wird«, sagte Welscher.
Sie stellte die FüÃe fest auf den Boden und lehnte sich in den Sessel zurück. Ihre Arme lagen jetzt parallel auf den Lehnen.
Wie auf einem Schleudersitz, dachte Welscher.
»Vielleicht erzählen Sie mir zunächst mal, was eigentlich los ist«, forderte sie.
Welscher fixierte sie. »Frau Reichert, wir wissen alles.«
Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht. »Was ⦠wie �«
»Wir haben Fotos gefunden.«
»Fotos? Ich verstehe nicht.«
»Sie sind darauf abgelichtet. Wir wissen, dass Sie damals misshandelt wurden.«
Ihre Hände lösten sich von der Lehne. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ach so. Und?«
»Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?« Welscher irritierte ihre spürbare Entspannung. Was hatte das zu bedeuten? Sogar ein winziges Lächeln umspielte ihre Lippen. Oder veränderten ihre Narben das Mienenspiel so sehr, dass eine Deutung nicht nach normalen MaÃstäben möglich war?
In dem Moment stiefelte Fischbach ins Zimmer. »Frau Reichert, kommen Sie mal bitte mit.«
*Â *Â *
Sabine spürte eine Berührung an ihrem Arm. Panisch kämpfte sie sich aus dem tiefen Nichts.
Björk!
Nicht schon wieder! Hörte das denn nie auf?
Der Schmerz kehrte
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