Eifelteufel - Kriminalroman
schlechten Zeiten, das habe ich vor Gott geschworen.« Sie stand ebenfalls auf, ergriff seine Hand und drückte sie zärtlich an ihre Wange. »Bitte, Jan«, flehte sie, »finde eine andere Lösung. Wirf deinen Hass über Bord. Mir hilfst du, nicht ihm. Hör auf, ihn zu bestrafen.«
Langsam zog Welscher die Hand zurück. »Es gibt keine Alterâ« Er hielt inne. Wollte er seinen Vater tatsächlich bestrafen? Könnte seine Mutter recht haben? Musste es tatsächlich ein Heim sein? Nicht gerade das, was sich jemand erhofft, der die Natur liebt und gern unter dem Kirschbaum im Garten sitzt. Die Leinwände im Schuppen, die sein Vater gut gelaunt vollkleckste, würden sicherlich auch nicht mitdürfen. Was blieb da am Ende übrig von den Freuden, die seinen Vater trotz der schweren Krankheit zu einem glücklichen Menschen machten? Gab es nicht zahlreiche andere Lösungen? War er zu hartherzig? Wollte er Rache?
Er löste sich von Hannelore und wandte sich ab. »Ich denk drüber nach«, rief er ihr über die Schulter zu und rannte hinaus.
*Â *Â *
Erbost knallte Fischbach den Hörer auf die Station. Seit einer Stunde versuchte er, Helga Freimers zu erreichen. Doch ob über Festnetz oder über Handy, bisher waren alle seine Versuche gescheitert. »Vielleicht ist sie ja noch im Dienst«, murmelte er. Er nahm den Hörer wieder zur Hand, wählte die Nummer des Wasserverbandes und lieà sich zur personalverantwortlichen Stelle durchstellen. Dort erfuhr er, dass Helga Freimers gestern nicht zur Arbeit erschienen war.
Er bedankte sich, riss die K-Heroes-Lederjacke von der Stuhllehne und verlieà das Büro, froh darüber, dem Baulärm entgehen zu können.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichte Fischbach sein Ziel. Er mochte das putzige Ãrtchen Marmagen. Das lag nicht allein an den schön herausgeputzten Häusern im Ortskern oder an der etwas in die Breite gegangenen St.-Laurentius-Kirche. Was ihm am besten an dem Dorf gefiel, waren die weit im Umkreis bekannten Chorkonzerte, die er gelegentlich mit Sigrid besuchte.
Beim ersten Mal hatte er verwunderte Blicke geerntet, als er mit der Harley vorfuhr und mit der Lederjacke bekleidet eintrat, Sigrid, die mit einem Taxi gekommen war, im eleganten Hosenanzug, eingehakt an seiner Seite. »Wir fallen mehr auf als eine bunte Kuh«, hatte sie ihm amüsiert ins Ohr geflüstert. Inzwischen gehörten sie fast schon zum Programm.
Er passierte die Villa Hubertus und bog in die MühlenstraÃe ein. Helga Freimers wohnte am Ende der StraÃe in einem fast quadratischen Häuschen.
Fünf Minuten lang klingelte Fischbach vergeblich. Gerade als er aufgeben wollte, bewegte sich die Gardine am Fenster links neben der Haustür. Er sprang in die Rabatte vor dem Haus, schirmte das Glas ab und lugte ins Innere.
Eine kräftige Frau stand mitten in der Küche und starrte ihn aus verweinten Augen an. Sie trug einen rosafarbenen Jogginganzug. Ein wenig erinnerte ihn das Outfit an diese Komikerin aus dem Fernsehen, die Sigrid so mochte.
»Frau Freimers, ich bin von der Polizei«, rief Fischbach. »Machen Sie bitte auf.«
»Nein!«, kreischte sie und taumelte einige Schritte rückwärts.
Fischbach sah das Unglück kommen, doch alles passierte so schnell, dass er keine Warnung mehr ausstoÃen konnte.
Die Frau stolperte über eine grau gemusterte Katze, die sich um ihre Beine herumschlängelte, und fiel rückwärts zu Boden. Mit einem lauten Fauchen sprang die Katze zur Seite und verschwand hastig im Nebenraum.
Die Frau rührte sich nicht mehr.
»Ach du ScheiÃe«, fluchte Fischbach und trampelte aus den Rabatten heraus zur Haustür. Er holte seine EC -Karte aus dem Portemonnaie und setzte sie am Schloss an. »Bitte, bitte, bitte«, murmelte er, darauf hoffend, dass die Tür nicht abgeschlossen war.
Mit einem Klicken sprang die Falle zurück, und er drückte die Tür auf. Ein Fauchen empfing ihn. Die Katze stand mit gekrümmtem Rücken angriffslustig vor ihm.
»Keine Zeit zum Spielen«, sagte Fischbach. Er achtete nicht weiter auf das Tier, durchquerte den Flur und bog links ab.
Dort lag die Frau immer noch reglos auf dem Boden.
»Frau Freimers? Mensch, machen Sie doch keinen Ãrger.« Er ging neben ihr auf die Knie. Mit den Fingerspitzen fühlte er ihren Puls am Handgelenk. Kräftig und regelmäÃig. Autsch!
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