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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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haben wir sehr wenig gemeinsam. Ausgerechnet der stille André durchbricht eine peinliche Schweigepause.
    Â»Ach, Juli, was ich dich die ganze Zeit schon fragen wollte: Woher hattest du eigentlich die thailändischen Palmensamen, die du mir geschenkt hast? Die Dinger wachsen ja fantastisch. Ich kann gar nicht verstehen, wieso du dachtest, sie wären der letzte Schrott.«
    Offenbar hat er sich entschieden, mit Diana um den Titel der Oberzicke des Abends zu wetteifern. Habe ich wirklich einmal geglaubt, André sei zu nett? Sein Spruch war ein voller Erfolg. Anna wirft mir einen beleidigten Blick zu.
    Keiner sagt etwas. Alle wissen Bescheid. Schließlich hat fast jeder hier am Tisch eine Tüte mit Samen erhalten. Herrgott noch mal, es waren Palmensamen! Ich will mich jetzt nicht wie der Stein des Anstoßes einer mittelschweren Staatsaffäre fühlen.
    Der Gastgeber durchbricht das Schweigen. »Du gehst aber ran, Juli. Sollten nicht eigentlich die Frauen die Blumen geschenkt bekommen?« Gleichzeitig zwinkert er wie wild André zu, als wolle er sagen: Ran an die Frau! Kann es eigentlich noch schlimmer werden?
    Â»Ich glaube, unter Julis Händen würde jedes Gewächs eingehen«, sagt André mit mürrischer Miene.

    Wow! Unter anderen Umständen wäre ich beeindruckt gewesen. So viel boshafte Zweideutigkeit hätte ich diesem lahmen Typen gar nicht zugetraut. Wieso ist er nur so wütend auf mich? Irgendetwas muss ich ihm bei unserem Minigolfausflug angetan haben.
    Da fällt selbst PaPi nichts Erbauliches mehr ein. Verblüfft sieht er André an. Diana versucht nicht einmal, ein hysterisches Kichern zu unterdrücken und löst damit etwas aus, was ich noch eine Minute vorher für unmöglich gehalten hätte. André lächelt. Nicht nur mit leicht verzogenen Mundwinkeln. Nein, mit breit geöffnetem Mund, und sogar seine Augen glänzen ein wenig. Sie sind so eindringlich auf Diana gerichtet, als erblickten sie diese Frau zum allerersten Mal in all ihrer holden Weiblichkeit.
    Die gute Toni versucht derweil zu retten, was nicht mehr zu retten ist. »Dessert?« ruft sie etwas zu fröhlich und springt auf.

    A uf dem Heimweg sehe ich eine lange, traurige, öde Zukunft vor mir. Wenn es doch zumindest irgendeine Reaktion auf meinen Roman gäbe. Ich habe in der Euphorie über das endlich abgeschickte Manuskript glatt die negativen Seiten einer solchen Aktion verdrängt, nämlich das lange Warten auf eine Reaktion. Es kommt keine. Ist Alexander im Urlaub? Was, wenn ich mich einfach nur lächerlich mache? Vielleicht sollte ich doch einmal im Verlag anrufen, um das herauszufinden. Ich traue mich aber nicht. Es ist mir viel zu peinlich. Was, wenn das Manuskript der Grund dafür ist,
dass er sich nicht meldet, dafür, dass er sich nie wieder meldet? Was, wenn ich das Bild einer verzweifelten Bittstellerin vermittele und nicht das einer reuigen, aber unwiderstehlichen Sünderin?

    N atürlich gelingt es André, nachdem ich ihm eine ganze Weile erfolgreich aus dem Weg gegangen bin, doch noch, mich am Kaffeeautomaten abzufangen. So groß ist das Haus ja nicht.
    Â»Du, Juli, ich wollte mal mit dir über etwas reden«, sagt er.
    Oh, nein. Bestimmt war er bei dem Essen aus verletzter Liebe so gemein. Hoffentlich will er sich jetzt nicht auf Knien bei mir entschuldigen. Ich bekomme Panik. Ich ersticke. Ich muss hier raus. Ich sage ganz ruhig: »Jaha, über was denn?«
    Â»Mir ist beim Minigolfspielen etwas aufgefallen.«
    Bitte nicht. Bitte, bitte nicht.
    Â»Dass ich wirklich schlecht spiele?« Man kann es ja zumindest mit einem Witz versuchen.
    Â»Ja, aber es war nicht nur das. Du hast dir gar keine richtige Mühe gegeben. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so unsensibel mit Schläger und Ball umgeht. Das hat mich wirklich gestört. Ich nehme nicht jede mit auf den Minigolfplatz, weißt du? Aber das mit uns passt einfach nicht. Ich will nicht, dass du dir jetzt falsche Hoffnungen machst.«
    Ich mache mir ernsthaft Sorgen um seine Gehirnwindungen. Die müssen ähnlich verdreht sein wie seine heißgeliebten Bratwurstschnecken.

    Â»Ach so. Nein, keine Sorge. Das habe ich rein freundschaftlich verstanden«, sage ich.
    Â»O.K., würdest du mir dann vielleicht sagen, ob Diana derzeit einen Freund hat?«
    Himmel. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Jetzt nur nicht lachen oder verzweifelt in den Pappbecher

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