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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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nicht stundenlang über die Wiese laufen und auf ein Ziel zueiern, das man gar nicht vor Augen hat. Auch werden keine armen Caddies umhergescheucht. Es gibt keinen Grund, warum dies nicht ein herrlicher Tag werden sollte.
    Wenn nur André nicht so missmutig gucken würde. »Du
bist eine halbe Stunde zu spät«, stellt er vorwurfsvoll fest, als ich ihn zwischen den ganzen Familien endlich finde. Am Unterarm trägt er ein geflochtenes Körbchen, was ziemlich albern aussieht. Gefüllt ist es mit vielen, kunterbunten … Ostereiern?
    Â»Du kannst meine Bälle mitbenutzen«, sagt André, »die Bälle, die man sich leihen kann, taugen alle nichts.«
    Â»Es reicht ja, wenn du mir einen klitzekleinen Ball abgibst«, sage ich und versuche, ermutigend zu lächeln.
    So, nun ist es amtlich: Minigolf ist mitnichten ein lockerer Freizeitspaß. André erklärt mir umständlich die Auswirkungen von Größe, Gewicht und Oberfläche auf die Rolleigenschaften und die Sprunghöhe. Irgendwie soll sogar die Temperatur wichtig sein, aber den Teil habe ich nicht so ganz verstanden. Rollt ein heißer Ball schneller? Springt er höher?
    Â»Wollen wir nicht einfach anfangen?«, frage ich ihn, unterdrücke ein Kichern und halte nach einer gerade nicht besetzten Station Ausschau. Die Bahn, die ich finde, sieht gar nicht so anspruchsvoll aus. Es geht immer geradeaus, nur in der Mitte ist ein kleiner Hügel mit einer Röhre darin, durch die der Ball flutschen muss, um das Loch dahinter zu erreichen.
    Â»Du hältst den Schläger falsch.«
    Ich springe einen Schritt zurück, als André beherzt auf mich zugeht. In Filmen ist die Szene ja immer sehr sexy, in der ein Mann sich von hinten nähert, die Frau umfasst, mit ihr den Schläger führt und dann beide merken, dass ihnen die Berührung plötzlich viel wichtiger ist als der Schlag. Aber von André möchte ich nicht angefasst werden.
    Der macht allerdings gar keine Anstalten, mich zu packen,
sondern stellt sich selbst vor meine Startlinie, um mir den perfekten Schwung zu demonstrieren. Meine Fantasie ist wohl schmutziger als seine. Ich versuche, seinem Beispiel zu folgen, und finde mich gar nicht mal so schlecht. Der Ball prallt an der Bande ab und bleibt exakt vor dem Röhreneingang liegen. Beim nächsten Versuch werde ich es schaffen, ihn durch die Röhre zu bewegen.
    Da nimmt André meinen Ball weg und legt ihn wieder an die Startlinie.
    Â»Hey, was soll denn das?«, rufe ich empört.
    Â»Entschuldigung, Juli, aber dies ist eine Station, die man mit nur einem Schlag bewältigen muss.« Kein Grinsen, kein Zwinkern, es ist ihm – wie alles, was er sagt – - vollkommen ernst. Er macht mich wahnsinnig. Am Ende notiert er auf meinem gelben Zettel sieben Schläge.
    Â»Wenn es nach dem sechsten Mal nicht klappt, ist die Runde beendet«, erklärt er. Er selbst hat natürlich nur einen Schlag gebraucht. Hier geht es ganz klar um Sieg oder Niederlage.
    Bei der nächsten Station müssen wir eine ganze Weile warten. Ein Paar mit vier Kindern tobt sich gerade aus und denkt gar nicht daran, irgendwelche Regeln zu befolgen. Ich beneide sie so sehr. Juchzend schlagen sie ihre geliehenen Schrottbälle kreuz und quer und freuen sich noch mehr, wenn einer mal in der Böschung landet.
    Â»Entschuldigung«, höre ich da André zum freundlichen Familienvater sagen. »Ihr Sohn hat gerade zum zehnten Mal geschlagen. Aber nach dem sechsten Schlag ist Schluss. Dann werden sieben Schläge notiert. Sonst stehen Sie ja in einer Stunde noch hier.«

    Ich möchte bitte sofort im Erdboden versinken. Der Vater ist so verdutzt, dass er André nicht einmal die Nase bricht, sondern nur grummelt: »O.K., wir sind gleich fertig.«
    Während der nächsten quälenden zwei Stunden ist André kein Lächeln, nicht mal ein netter, harmloser Plausch zu entlocken, der sich nicht um meine falsche Schlagtechnik dreht. Dafür bricht er in lautes Juchzen aus, als er anschließend beim angestrengten Kopfrechnen feststellt – welch eine Überraschung –, dass ich insgesamt für alle Stationen vierzig Schläge mehr als er gebraucht habe. Nur ist mir jetzt überhaupt nicht mehr nach lautem Juchzen zumute.
    Â»Muss noch arbeiten«, sage ich schnell, als er mich auf ein Bier zur Feier meiner ersten Minigolferfahrung einladen möchte.

    P aPi hatte

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