Eigentor für Moritz
Kopf. »Du hast doch eine glatte Zwei«, sagt er.
»Aber vor jeder Englischarbeit hab ich total Angst«, behauptet Celina.
»Gut, dass du dich verbessern willst«, lobt Herr Laubmühlen. »Aber dann trage ich dich lieber für den Mathe-Förderkurs ein. Den brauchst du dringender.«
Celina zieht einen Flunsch, und Catrina kichert schadenfroh. »Das geschieht ihr recht«, flüstert sie. »Angst vor der Englischarbeit? Kein Wort wahr. Nur wegen Roberto will sie dahin. Die ist nämlich voll in den verknallt.«
»Ach ja?«, fragt Moritz spitz. »Da ist sie wohl nicht die Einzige, oder?«
Misstrauisch schaut Catrina sich in der Klasse um. »Wer denn noch?«, fragt sie besorgt.
»O Mann, endlich mal wieder!« Enes seufzt zufrieden. »Das letzte Mal ist schon hundert Jahre her.«
Auch wenn das etwas übertrieben ist, ganz unrecht hat der Kleine nicht. Früher haben sich die Freunde fast jeden Nachmittag zum Bolzen verabredet. Das ist viel mehr als nur ein Freizeitvergnügen. Kondition und Technik werden geschult, und – noch wichtiger – der Mannschaftsgeist wird gepflegt. Aber diese Treffen sind seltener geworden. Schuld daran sind die Lehrer, die wenig von der Förderung junger Talente verstehen und ihnen die mögliche Trainingszeit mit Hausaufgaben verkürzen. Dass die Schulbücher heute warten müssen, bis es dunkel wird, hat einen besonderen Grund. Catrina hat angekündigt Roberto mitzubringen.
Wie üblich ist das Tor zum Sportgelände außerhalb des Trainingsbetriebes verschlossen. Aber das stört niemanden, denn jeder Eingeweihte kennt den Schleichweg, ein Zaunloch, das gut verborgen hinter einer Hecke zum Durchschlüpfen einlädt.
Niko und Alex sind schon da.
»Wie es hier aussieht!«, beschwert sich Niko.
Verwundert schaut Moritz sich um. Es sieht aus wie immer nach einem Schmuddelwinter. Das Geläuf ist tief und weist Spuren vergangener Zweikämpfe auf, die auch der emsige Platzwart Günther bisher nicht beseitigen konnte. Hartplatz eben. Der ist nun mal nichts für Weicheier. Aber das hat Niko bisher noch nie gestört.
»Da ist er aus Madrid sicher was Besseres gewöhnt.«
Aha! Daher weht der Wind. Kaum ist so ein Spanier im Anmarsch, schämt sich Niko für den eigenen Sportplatz.
»Dann soll er doch wegbleiben«, faucht Moritz gereizt.
Aber diesen Gefallen tut Roberto ihm nicht, denn in diesem Augenblick taucht er auf, natürlich begleitet von Catrina, außerdem von Elena und Rebekka. Elena spielt zwar bei Blau-Gelb, zum nachmittäglichen Freizeitkick kommt sie aber eher selten. Und Rebekka? Die kommt nur, wenn es außerordentlich wichtig ist.
»Was willst du denn hier«, fragt Moritz unfreundlich.
Rebekka beeindruckt er damit nicht. Sie zieht ihr Miss-wichtig-Gesicht und erklärt: »Ich will mir unseren neuen Stürmer anschauen.«
Stürmer! Schlagartig wird Moritz klar, warum ihm dieser Typ von Anfang an nicht geheuer war. Er ist ein Konkurrent, der in die Mannschaft drängt und auf den eigenen Stammplatz schielt. Nein danke – so einen kann Moritz nicht gebrauchen. Nie! Und noch weniger jetzt, da merkwürdige Spielsysteme weltweit die Existenz von Stürmern bedrohen.
Diese Probleme hat Niko nicht. »Dann wollen wir mal«, sagt er. »Also, Roberto, Alex ihr seid bei mir. Die anderen zu Moritz.« Mit dieser Einteilung macht der Mannschaftskapitän klar, Scouting ist Chefsache.
»Zwei Mannschaften gegen einen Torwart, Neuaufbau bei Balleroberung im Sechzehner«, so stellt Niko die Regeln für den Neuen klar. Dann bringt er den Ball ins Spiel.
Moritz sprintet los, aber da klebt die Kugel bereits an Robertos Schlappen. Na warte! Aber Roberto wartet nicht, ein Übersteiger, noch einer, ehe er Alex bedient. Der lässt sich nicht lange bitten und nagelt das Leder unter die Latte. Mist!
Und schon wieder Roberto. Aber jetzt ist Schluss mit der Trickserei. Moritz packt die Grätsche aus und schickt ihn auf eine Rutschpartie, dass der rote Matsch nur so spritzt.
»Du Ferkel!«, schimpft Rebekka und putzt umständlich ihre Brille.
Selber Schuld! Wäre sie mal besser zu Hause geblieben.
Catrina will Roberto aufhelfen, aber der ist schon wieder auf den Beinen, spricht sich selber einen Freistoß zu und führt ihn gleich aus. Zack – hat es erneut geklingelt. Und noch zwei weitere blitzsaubere Tore müssen Moritz und Co hinnehmen, ehe Enes unter freundlicher Mithilfe seines Bruders den Ehrentreffer erzielt. Nach Spielschluss feiert der Knirps, als habe er gerade den DFB-Pokal gewonnen. Moritz’
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