Eigentor für Moritz
Unterstützung«, raunt er Jacqueline zu. Bereitwillig trabt sie los.
Kurzer Blickkontakt mir Niko und Alex. Okay, alles klar!
Robin wirft ein. Niko und Alex ziehen gemeinsam ins Zentrum, als planten sie den nächsten Überfall von dort. Ihre misstrauischen Bewacher marschieren mit. Damit machen sie Platz für den neuen linken Flügelflitzer. Ungehindert kann Moritz marschieren. Als die Abwehr ihn schließlich doch ortet, ist es bereits zu spät. Ein weiter Diagonalschlag ist das Startsignal für Jacqueline. Endlich kann sie ihre Schnelligkeit ausspielen. Sie erreicht den Ball vor dem herauseilenden Keeper. Ein feiner Schlenzer, und drin!
Jacqueline kriegt sich gar nicht mehr ein vor lauter Freude. »Hab ich wirklich ein Tor geschossen?«, kreischt sie. »Ein echtes blau-gelbes Tor?«
Das hat sie, und was für ein wichtiges. Denn dieser Treffer verändert das Spiel von Grund auf. Nach einer kurzen Phase der Verunsicherung sortieren sich die Gäste neu. Es ist ihnen klar geworden, dass sie nun selber ein paar Akzente setzen müssen, wenn sie irgendetwas Zählbares mitnehmen wollen. So tun sich endlich Lücken im Abwehrriegel auf und es gibt Platz für den blau-gelben Vorwärtsdrang.
Catrina schickt Moritz. Freie Fahrt bis zur Grundlinie, und dann hinein mit der Kugel in die Gefahrenzone. Dort taucht im richtigen Moment Alex auf und versenkt sie erbarmungslos. Sekunden später ist die erste Halbzeit vorbei. Mit einer beruhigenden Führung geht Blau-Gelb in die Pause.
Nach Wiederanpfiff macht Burgwald nun völlig auf und spielt alles oder nichts. Vergeblich zunächst, denn die Viererkette steht sicher und erstickt die Bemühungen der Gäste. Doch dann verliert Moritz den Ball zum ungünstigsten Zeitpunkt. Blau-Gelb ist weit aufgerückt, und gleich zwei Burgwälder schlüpfen durch die Maschen. Verdammt! Ein Anschlusstreffer kann das Spiel zum Kippen bringen. Also hinterher!
Moritz drückt auf die Tube. Doch jemand ist noch schneller. Jacqueline! Sie stellt den Ballführenden kurz hinter der Mittellinie. Hastig versucht der, die Kugel in Sicherheit zu bringen. Zu hastig, und sein Abspiel landet sicher vor Catrinas Füßen.
Puh! Erleichtert klatscht Moritz mit Jacqueline ab. »Ich hab es doch gewusst«, sagt er. »Du machst das schon.«
Nach dieser Schrecksekunde findet Blau-Gelb zur alten Ordnung zurück und lässt keine Eskapaden der Gäste mehr zu. Eine Ecke bringt die endgültige Entscheidung. Die Kugel, von Alex nur kurz angetippt und von Niko vorbildlich hereingebracht, findet wie von selbst Moritz’ Kopf. Ein kurzer Nicker, das war’s. Der erste Sieg der Rückrunde ist gebongt.
Genau wie der Europameister
M ontagmorgen. Noch ist der Schulhof fast menschenleer. Nur Blau-Gelb ist bereits vollzählig. Jeder hat einen früheren Bus als üblich genommen und dafür auf eine Mütze voll Schlaf und das Frühstück verzichtet. Aber heute ist Pünktlichkeit Pflicht. Schließlich müssen alle Ergebnisse ausführlich durchgekaut werden.
Der eigene Sieg – großartig! Aber fast genauso erfreulich ist, dass der VfB Federn gelassen hat. Nur 1:1 gegen Kleinsteinheim, was für eine Blamage! Kein Wunder also, dass von Mark und Co noch nichts zu sehen ist.
»Wetten, die grünen Nasen kommen heute alle auf den letzten Drücker«, mault Niko. Dass er seine schadenfrohen Kommentare frühestens in der großen Pause an den Mann bringen kann, passt ihm gar nicht.
Mit einem Räusperer macht Roberto auf sich aufmerksam. »Eine grüne Nase ist schon da«, merkt er an.
Catrina winkt ab. »Du bist gar kein richtiger VfBer«, sagt sie.
»Genau«, stimmt Mehmet zu. »Eigentlich bist du einer von uns.«
»Am Samstag hast du uns besonders gefehlt«, bedauert Moritz. »Da mussten wir nämlich ganz ohne Stürmer auskommen.«
»Wie die Spanier bei der Europameisterschaft«, wirft Roberto ein.
»He?«
»Was meinste denn damit?«
Verständnislos schauen die anderen sich an. Nur Moritz geht ein Licht auf.
»Habt ihr das schon vergessen? Die Spanier haben bei diesem Turnier doch teilweise ganz auf Stürmer verzichtet.«
»Und trotzdem haben sie den Titel geholt«, stellt Alex verwundert fest.
»Leute, wisst ihr, was das heißt?«, fragt Niko und wird auf einmal ganz feierlich. »Wir spielen genauso wie der amtierende Europameister.«
O Mann, das stimmt! Auf Augenhöhe mit den Besten Europas! Wer sollte Blau-Gelb denn da noch aufhalten?
© Peter Lauritis/Random House
Frauke Nahrgang ist Grundschullehrerin, Autorin und
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