Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)
Trab hier.« Sie öffnete die Schließe ihrer Halskette und nahm etwas davon ab. Im Krankenhaus war mir gar nicht aufgefallen, dass sie eine Kette trug, aber ich erkannte sie gleich wieder. »Von meinem Vater und vom Vater seines Vaters, lange bevor an dich auch bloß zu denken war.«
Es war eine Rose, aus Gold gehämmert.
»Die ist für dein Mädchen. Damit ich für dich ein Auge auf sie haben kann. Sag ihr, sie soll sie immer tragen.«
»Machst du dir denn Sorgen um Lena?«
»Das braucht dich nicht zu kümmern. Tu nur, was ich dir gesagt habe.« Sie schniefte wieder.
»Aber Lena geht es gut. Ich passe immer auf sie auf. Das weißt du doch.« Der Gedanke, dass sich Tante Prue um Lena sorgte, ängstigte mich mehr als alles, was in den vergangenen Monaten passiert war.
»Wie auch immer, gib sie ihr.«
»Das tue ich.«
Aber Tante Prue war schon verschwunden, nur ein halbes Glas Limonade stand noch da und ein Schaukelstuhl, der immer noch schaukelte.
Ich schlug die Augen auf und blinzelte, weil es so hell war. Die Strahlen der Sonne fielen von der Seite ins Zimmer, sie stand jetzt viel tiefer als bei meiner Ankunft. Ich warf einen Blick auf mein Handy. Drei Stunden waren vergangen.
Als ich zum ersten Mal mit Tante Prue in dieser merkwürdigen anderen Welt gesprochen hatte, schien überhaupt keine Zeit verstrichen zu sein, außerdem saß damals eine machtvolle Naturgeborene an meiner Seite.
Ich hörte, wie hinter mir die Tür aufging.
»Alles in Ordnung mit dir, Junge?« Leah stand im Rahmen.
Ich öffnete die Faust, die ich um die winzige goldene Rose geschlossen hatte. Das ist für dein Mädchen. Nichts war in Ordnung mit mir. Überhaupt nichts war in Ordnung, so viel stand fest.
Ich nickte. »Danke. Nur müde. Bis bald, Leah.« Sie winkte mir zum Abschied zu. Mit einer Zentnerlast auf den Schultern ging ich hinaus.
Als ich ins Auto stieg und das Radio zu spielen anfing, war ich nicht überrascht, die vertraute Melodie zu hören. Nach dem Besuch bei Tante Prue war ich sogar erleichtert. Denn da war er – so klar wie der Regen, der seit Monaten nicht mehr gefallen war. Mein Shadowing Song.
Eighteen Moons, eighteen years,
The Wheel of Fate herself appears,
Then the One who is Two
Will bring back Order anew …
The One who is Two? Der Eine, der Zwei ist, war derjenige, der die Ordnung wiederherstellen sollte.
Aber was hatte das mit dem Rad des Schicksals zu tun – das Rad, das eine Sie war? Welches Wesen war so mächtig, dass es die Ordnung der Dinge wiederherstellen und menschliche Gestalt annehmen konnte, die Gestalt einer Frau?
Es gab Lichte und Dunkle weibliche Caster, Sukkubi und Sirenen, Sybillen und Diviner. Ich dachte an die vorangegangene Strophe des Shadowing Songs und an die Dämonen-Königin. Diese Demon Queen war ein Wesen, das Menschengestalt annehmen konnte, indem es sich in den Körper einer Sterblichen einnistete. Und ich kannte nur eine Dämonin, die dazu fähig war: Sarafine.
Endlich hatte ich etwas, woran sich meine Gedanken klammern konnten. Obwohl Liv und Macon die vergangene Woche mit John verbracht hatten und ihn je nach Laune mal wie Frankensteins Monster, mal wie einen König auf Staatsbesuch und mal wie einen Kriegsgefangenen behandelt hatten, hatte er ihnen nichts enthüllen können, was seine Rolle in dem Spiel erklärt hätte.
Von meinen Besuchen bei Tante Prue hatte ich nur Lena erzählt, sonst niemandem. Aber allmählich hatte ich das Gefühl, dass alles zusammengehörte, so wie alles, was in die Schüssel kommt, schließlich zu einem Kuchen wird, wie Amma sagen würde.
Das Rad des Schicksals. Der Eine, der Zwei ist. Amma und der Bokor. John Breed. Der Achtzehnte Mond. Tante Prue. Der Shadowing Song.
Ich musste nur herausfinden, wie alles zusammenpasste, ehe es zu spät war.
Als ich nach Ravenwood kam, saß Lena auf der Veranda und sah mir zu, wie ich durch das schiefe Eisentor fuhr.
Ich dachte an das, was Tante Prue gesagt hatte, als sie mir die goldene Rose gab. Die ist für dein Mädchen. Damit ich für dich ein Auge auf sie haben kann.
Eigentlich wollte ich gar nicht daran denken.
Ich setzte mich neben Lena auf die oberste Stufe. Sie streckte die Hand aus, nahm den Anhänger und fädelte ihn wortlos an ihre Halskette.
Für dich. Von Tante Prue.
Ich weiß. Sie hat es mir gesagt.
»Ich bin auf dem Sofa eingeschlafen, und plötzlich war sie da«, sagte Lena. »Es war genau so, wie du es beschrieben hast – ein Traum, der sich nicht wie ein Traum
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