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Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition)

Titel: Eighteen Moons - Eine grenzenlose Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia , Margaret Stohl Inc.
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die Socken gestopften Hosenbeinen. Die Mitteilung darüber, dass wir uns kostümieren sollten, war wie so vieles andere an mir vorübergegangen. Aber auch Lena trug kein Kostüm.
    Mrs English funkelte uns mit ihrem Ein-Augen-Blick an und zog uns fünf Punkte ab, während ich angestrengt versuchte, nicht an meinen Vater zu denken, der mit der fünfzehn Jahre alten schuleigenen Videokamera in der letzten Reihe saß.
    Die Tische und Bänke im Klassenzimmer waren wie in einem Gerichtssaal aufgestellt. Die beschuldigten Mädchen, angeführt von Emily Asher, saßen auf der einen Seite. Sie waren die Lügnerinnen und sollten so tun, als seien sie besessen. Emily war ein Naturtalent. Und alle anderen auch. Neben ihnen saßen die Richter und auf der anderen Seite war der Zeugenstand.
    Mrs English sah mich mit ihrem guten Auge an. »Ethan. Ich schlage vor, du beginnst als John Proctor, und im Laufe der Stunde werden die Rollen getauscht.«
    Ich war also der Typ, dessen Leben gerade von einer Horde Emily Ashers ruiniert wurde.
    »Lena, du kannst die Abigail spielen. Wir fangen mit dem Drama an, und im Verlauf der Woche werden wir dann über die wahren Fälle sprechen, die dem Stück zugrunde liegen.«
    Ich ging zu meinem Stuhl in der einen Ecke und Lena setzte sich in die andere.
    Mrs English winkte meinem Vater zu. »Los geht’s, Mitchell.«
    »Ich bin bereit, Lilian.«
    Alle Köpfe drehten sich in meine Richtung.
    Das Nachspielen des Theaterstücks begann ohne Probleme – oder besser gesagt nur mit den üblichen Problemen. Nach fünf Minuten war der Kamera-Akku leer. Der Vorsitzende Richter musste aufs Klo. Die beschuldigten Mädchen wurden dabei erwischt, wie sie SMS schrieben, woraufhin man ihnen die Handys wegnahm, was für sie ein deutlich schlimmeres Schicksal darstellte als das, was der Teufel angeblich über sie gebracht hatte.
    Mein Vater sprach kein Wort, aber ich wusste, dass er da war. Seine Anwesenheit brachte mich dazu, möglichst nicht zu reden, mich möglichst nicht zu bewegen und möglichst nicht zu atmen. Wieso war er hier? Was genau tat er, wenn er mit Mrs English zusammen war? Ich fand keine vernünftige Erklärung dafür.
    Ethan, du musst jetzt deine Verteidigungsrede halten.
    Wie?
    Ich blickte in die Kamera. Alle im Raum starrten mich an.
    Sag irgendwas, oder ich muss einen Asthmaanfall vortäuschen, so wie Link in der Bio-Prüfung.
    »Ich heiße John Proctor.«
    Ich hielt inne. Ich hieß John.
    Wie der John im Krankenhaus. Und der John, der auf Ridleys pinkfarbenem Flauschteppich saß. Schon wieder ging es um mich und um einen John.
    Was wollte das Universum mir damit sagen?
    »Ethan?« Mrs English klang verärgert.
    Ich schaute auf meinen Text. »Ich heiße John Proctor und die Beschuldigungen gegen mich sind falsch.« Ich hatte keine Ahnung, ob ich in der richtigen Zeile gelandet war. Ich blickte Richtung Kamera, aber diesmal hatte ich kein Auge für meinen Vater dahinter.
    Ich sah etwas ganz anderes. Mein Spiegelbild im Objektiv kräuselte sich wie leichte Wellen auf einem See. Dann wurde es langsam wieder scharf. Und dann sah ich mich selbst.
    Mich, wie ich meine Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln verzog.
    Ich fühlte mich, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt.
    Ich bekam keine Luft mehr.
    Mein Spiegelbild war falsch, denn ich lächelte gar nicht.
    »Was zum Teufel …?« Meine Stimme zitterte. Die angeklagten Mädchen fingen an zu kichern.
    Ethan, ist alles okay mit dir?
    »Haben Sie Ihrer scharfsinnigen Verteidigung noch etwas hinzuzufügen, Mr Proctor?« Mrs English war jetzt richtig sauer. Sie dachte, ich würde die ganze Sache veräppeln.
    Mit bebenden Händen wühlte ich in meinen Aufzeichnungen, bis ich ein Zitat fand. »Wie soll ich ohne meinen Namen leben? Ich habe euch meine Seele verkauft, lasst mir meinen Namen.«
    Ich spürte, wie sie mich mit ihrem Glasauge fixierte.
    »Lasst mir meine Seele. Lasst mir meinen Namen.« Es war die falsche Zeile, aber sie passte trotzdem.
    Irgendetwas verfolgte mich. Ich wusste nicht, was es war oder was es von mir wollte.
    Aber ich wusste, wer ich war.
    Ich war Ethan Lawson Wate – der Sohn von Lila Jane Evers Wate und Mitchell Wate. Der Sohn einer Hüterin und eines Sterblichen, ein glühender Fan von Basketball und Schokomilch, von Comicheften und Romanen, die ich unter meinem Bett versteckte. Großgezogen von meinen Eltern und Amma und Marian, von der ganzen Stadt und jedem Einzelnen ihrer Bewohner, den Guten wie den Schlechten.
    Und ich

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