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Ein abenteuerliches Herz

Ein abenteuerliches Herz

Titel: Ein abenteuerliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Ludwig Arnold
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nicht, was mich mehr erstaunte – die kunstreiche Erfindung der Einzelkörper oder ihr Zusammenspiel. Vielleicht war es im tiefsten Grunde die tänzerische Kraft des Anblicks, die mich entzückte, in hoher Ordnung konzentrierte zwecklose Macht.
    Nachdem ich die Evolutionen eine Stunde lang mit großer Spannung betrachtet hatte, glaubte ich zwar nicht das technische Geheimnis zu verstehen, wohl aber das System der Anlage. Kaum war das geschehen, als ich auch schon Kritik ansetzte und auf Verbesserungen sann. Diese Unruhe, diese Unzufriedenheit ist seltsam, obwohl sie zu unseren Charakterzügen zählt. Angenommen, wir würden, etwa in Australien, einer Tierart begegnen, die wir nie gesehen hätten, so würde uns zwar auch Erstaunen übermannen, aber wir würden nicht sogleich darüber nachgrübeln, wie sie zu verbessern sei. Das deutet auf einen Unterschied der schöpferischen Autorität.
    Technische Kritik hat heute schon jeder Junge, dem man ein Fahrrad schenkt. Was mich betrifft, so war ich während der Jahre, in denen ich Panzer abzunehmen hatte, darauf dressiert worden. Da gab es immer etwas auszuhandeln, und ich war in den Werken berüchtigt als einer, der Unmögliches verlangt. Die Grundrechnung bei solchen Konstruktionen ist einfach – ihre Aufgabe ist die günstigste Verteilung des Potentials auf Feuer, Bewegung und Sicherheit. Jeder dieser Faktoren kann nur auf Rechnung der anderen erhöht werden. Die Sicherheit steht an letzter Stelle; die Kosten spielen keine Rolle, und ebenso wenig der Komfort. Bei den Verkehrsmaschinen ist das anders; hier stehen die Kosten, die Sicherheit und der Komfort im ersten Rang. Nur in der Geschwindigkeit begegnen sich die Ansprüche. Sie zählt zu den Prinzipien der Zeit. Daher werden ihr nicht nur im Kriege, sondern auch im Frieden Opfer gebracht.
    Was Zapparonis Anlage betraf, so drängte sich nach dem ersten Erstaunen sogleich die Kostenfrage auf. Die gläsernen Geschöpfe machten den Eindruck von Luxusautomaten – ich hielt es für möglich, daß jedes einzelne soviel wie ein guter Wagen oder gar wie ein Flugzeug kostete. Gewiß würde Zapparoni sie nach ihrer Erprobung in Serie herstellen, wie das mit allen seinen Erfindungen geschah. Offensichtlich konnte er auch mit einem solchen Volk, ja vielleicht mit einer einzigen gläsernen Biene an einem Frühlingstage mehr Honig gewinnen als ein Naturschwarm in einem Jahr. Sie konnten wohl auch bei Regen und in der Nacht arbeiten. Aber was bedeuteten solche Gewinne gegenüber den immensen Unkosten?
    Gut, Honig war eine köstliche Speise, doch wollte man die Erträge steigern, so war das nicht Sache der Automatenindustrie, sondern eher der Chemie. Ich dachte an Laboratorien, wie ich sie in der Provence gesehen hatte, etwa in Grasse, wo man aus Millionen Blüten den Duftstoff zieht. Dort hat man Wälder von bitteren Orangen, Felder voll Veilchen und Tuberosen und blaue Lavendelhänge in der Macchia. Durch ähnliche Verfahren würde auch Honig zu gewinnen sein. Man konnte die Wiesen ausbeuten wie unsere Kohlenflöze, aus denen man nicht nur Brennstoff, sondern zahllose Chemikalien zieht, Essenzen, Farben, Arzeneien aller Art, auch Spinnfasern. Mich wunderte, daß man nicht bereits darauf verfallen war.
    Natürlich hatte Zapparoni die Kostenfrage längst erwogen, oder er wäre der erste Milliardär gewesen, der nicht auf das schärfste zu kalkulieren verstand. Es ist schon manchem zu seinem Schaden aufgefallen, wie gut sehr reiche Leute sich auf den Wert von Pfennigen verstehen. Sie wären nie so reich geworden, wenn ihnen diese Gabe mangelte.
    Es war also zu vermuten, daß die Anlage einen Sinn hatte, der außerhalb der üblichen Ökonomie gelegen war. Es mochte sich um das Spielzeug eines Nabobs handeln, an dem er sich ergötzte, wenn er vom Golfplatz oder vom Angeln kam. In einem technischen Zeitalter hat man technische Spielzeuge. Selbst Millionäre haben sich schon mit solchen Scherzen ruiniert. Beim Spiel hält man die Hand nicht auf dem Geldbeutel.
    Die Annahme war jedoch unwahrscheinlich, denn wenn Zapparoni für seine menus plaisirs Zeit und Geld verschwenden wollte, so hatte er im Lichtspiel dazu vollauf Gelegenheit. Der Zapparoni-Film war seine große Liebhaberei. Er wagte dort Experimente, die jeden anderen ins Armenhaus gebracht hätten. An sich war der Gedanke, die Stücke durch Automaten spielen zu lassen, natürlich alt und in der Geschichte des Lichtspiels schon oft erprobt worden. Am Automatencharakter der

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