Ein Akt der Gewalt
einen Besuch abstatteten. Anfangs behauptete Big Fish, er wisse überhaupt nicht, wovon
sie redeten, er sei ein geachteter Geschäftsmann. Die ganze Scheißnummer. Aber Alan kann überzeugend sein, wenn es darauf ankommt, und er setzte seinen geballten Charme ein und dazu einen Kugelhammer, mit dem er zuerst den kleinen Zeh an Big Fishs linkem Fuß zertrümmerte und dann den nächsten Zeh und dann den übernächsten. Bevor Alan den letzten unter den Hammer bekam, hatte Big Fish auf einmal viel zu sagen, hätte ihnen alles Mögliche erzählt, hätte ihnen geschworen, seine Mutter sei nichts als eine räudige Nutte.
So schafften sie es, eine passable Vereinbarung auszuhandeln, einen recht guten Deal, mit dem jeder glücklich zu sein schien: Je dreihundert Dollar im Monat an Alan und Charlie, und der Big Fish würde weitermachen können wie zuvor. Kein schlechter Handel – ganz und gar nicht.
Außer dass sich jetzt, nachdem alles so geschmiert gelaufen ist, ein Problem ergeben hat.
Irgendein blöder Arsch ruft Charlie vor zwei Tagen zu Hause an – erklärt mit keinem Wort, woher er überhaupt die Nummer hat – und behauptet, er wisse, was da läuft, er habe es mehrmals von seinem Bürofenster auf der anderen Straßenseite aus beobachtet. Behauptet, er habe sie bei einer Geldübergabe mit seiner Bell and Howell Zoomatic gefilmt. Es sei ein todsicherer Beweis, den er da auf Film habe, und er könne dafür sorgen, dass sie die längste Zeit Bullen gewesen seien, ja vielleicht sogar in den Knast kämen.
»Und ihr wisst doch, wie man im Knast mit Cops umspringt«, sagt er.
Aber er sagt auch, er würde ihn verkaufen, seinen Film. Na klar. Er wisse, dass man als Cop kein großes Gehalt kassiere. Und er verstehe, dass man sich ein kleines Zubrot verdienen wolle. Himmel, sagt er, er sei ein vernünftiger Mann, der eben auch ein kleines Zubrot gebrauchen könne.
Charlie sagt, in Ordnung, sie machen einen Deal, er holt den Film ab, und gut. Was er denn verlange? Der Typ zögert und sagt dann, er werde zurückrufen, sobald er Zeit gehabt hat, drüber nachzudenken, also wohl am Abend – und deswegen hat Charlie zu Hause gesessen und gewartet. Und jetzt hat der Kerl zurückgerufen und seinen Preis genannt. Genau das ist das eigentliche Problem. Alan muss jetzt mit ihm verhandeln, und gemessen an dem Preis, den er verlangt, ist er kein so vernünftiger Mann, wie er von sich behauptet.
Alan fährt sich abermals mit den Fingern durchs Haar, betrachtet den Kaffee, der über die Backsteinfront von Al’s Coffee Shop verspritzt ist, und geht wieder ins Café.
Nachdem Duke ihm einen neuen Kaffee eingeschenkt hat, entscheidet sich Alan doch noch für einen Donut.
»Long John mit Ahornglasur«, sagt er, und Duke reicht ihm einen mit der Hand.
»Ich will nur hoffen, dass du deine Scheißhände wirklich gewaschen hast.«
Auf halbem Weg zu seinem Wagen, den Mund voll mit Donut, hört er einen Schrei die Luft zerreißen. Er hält einen Moment inne, beißt nochmal ab, horcht und hört noch einen Schrei. Er überlegt ganz kurz.
»Soll sich jemand anders drum kümmern«, sagt er. »Ich muss meinen eigenen Scheiß regeln.«
12
Peter liegt auf Bettie, drückt mit den Händen ihre Arme auf die Matratze und presst mit den Fingerspitzen blaue Flecken in ihr weiches Fleisch. Er spürt, dass der Orgasmus gleich in ihm explodieren wird. Sein Haar ist verschwitzt und hängt ihm ins Gesicht, salzige Tropfen treffen auf Betties Brüste. Und dann ist der Orgasmus da, und Peter stößt hart in Bettie, tief, zwingt sich ganz in sie hinein – ein-, zwei-, drei-, viermal, hört sie stöhnen, bleibt mit dem letzten Stoß in ihr. Dann ist er fertig und atmet schwer. Sein Herz schlägt von innen gegen die Brust, als wolle es unbedingt ins Freie. Wie ein Kolibri in der Falle.
Er streicht sich das Haar aus dem Gesicht und sieht hinunter auf Bettie. Er lächelt, aber sie erwidert seinen Blick nicht. Es ist, als sei er nicht da. Sie sieht aus dem Fenster.
»Hast du das gehört?«
Peter zieht sich aus ihr zurück und ist schnell wieder schlaff.
»Was gehört?«, fragt er.
»Den Schrei.«
»Da war kein Schrei«, sagt Peter, »außer der von dir.«
Aber sie scheint nicht mehr an Sex zu denken.
»Bist du sicher?«
»Ja«, sagt er, »bin ich.«
»Ich hab einen Schrei gehört«, sagt sie. »Zwei Schreie. Da bin ich aber auch sicher. Absolut sicher.«
Sie steht auf, schlingt sich ein Laken um den nackten Körper und geht zum Fenster, um
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