Ein Akt der Gewalt
ihre nächtliche Begegnung vorüber.
Frank wirft einen Blick in seinen Rückspiegel und sieht Kats Studebaker auf den Long-Island-Railroad-Parkplatz fahren, die Lücke ansteuern, die er gerade verlassen hat. Dann biegt er nach rechts in eine Seitenstraße und fährt an
einem Streifenwagen vorbei, der nach links abbiegt. Der nach links auf die Austin Street fährt. Der jetzt in Richtung seines Apartmentblocks fährt.
Und wenn die Bullen auf dem Weg zu Erin sind?
Frank fährt den Skylark an den Straßenrand, schaltet in Parkstellung, steigt aus und lässt den Motor laufen und die Fahrertür offen, während er bis an die Ecke geht, um die Austin Street hinunterzusehen und den Streifenwagen zu beobachten. Der fährt an den Hobart Apartments vorbei, ohne auch nur Gas wegzunehmen, und setzt seine Fahrt fort. Die Rücklichter werden immer kleiner.
Gott sei Dank.
Frank gestattet sich einen Stoßseufzer, geht zurück zu seinem Wagen und steigt wieder ein. Einen Augenblick später blinkt er links, biegt auf die Straße und fährt weiter.
11
Mit seinem Streifenwagen biegt Officer Alan Kees links in die Austin Street ab und fährt dann mit einer Geschwindigkeit von ungefähr fünfzehn Meilen pro Stunde weiter. Er blickt während der Fahrt hinüber zu einem Parkplatz und bemerkt eine hübsche brünette Frau, die aus ihrem Studebaker steigt. Er spielt mit dem Gedanken, sich ein wenig Spaß mit ihr zu gönnen: Ihr linkes Bremslicht funktioniert nicht, Ma’am; normalerweise müsste ich Ihnen ja einen Strafzettel schreiben, aber ich denke, wir könnten uns auch auf eine andere Weise einigen … Aber er entscheidet sich dagegen. Er hat anderes zu erledigen, und außerdem sieht sie aus, als sei mit ihr nicht zu spaßen. So was geht immer ins Auge.
Er fährt vorbei, ohne einen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden. Als Alan Kees vor fünf Jahren den Polizeidienst antrat, und zwar im reifen Alter von zweiundzwanzig Jahren, hatte er tatsächlich noch die Vorstellung, er könnte Gutes tun – die Bürger beschützen, für ihre Sicherheit sorgen -, aber es dauerte keine sechs Monate, da sah er in dieser Vorstellung höchstens noch ein kurioses Konzept aus unschuldigeren Zeiten. Ihm wurde schnell bewusst, dass es nur zwei verschiedene Arten von Menschen in der Großstadt gab: Cops und alle anderen. Und all den anderen war eben nicht zu trauen. Cops mochten lügen, sie mochten stehlen, aber sie hauten dich immer raus. Wenn du in
der Klemme steckst, ist stets ein anderer Cop zur Stelle, der dich mit Brechstange und Vorschlaghammer raushaut – und in zehn von zehn Fällen ist es ein Zivilist, der dich überhaupt erst in die Bredouille bringt, nie ein anderer Cop. Aber es sind auch nicht nur die Kriminellen. Die Arschlöcher von Bürgerrechtlern (dieses rote Gesocks, um das Kind beim Namen zu nennen) von der ACLU und solchen Organisationen mit ihrem Geschrei von wegen Bürgerrechten und Polizeiübergriffen und dergleichen Unsinn sind nicht weniger schlimm. Ja, sogar noch schlimmer. So einen Kriminellen, den versteht man noch. Seine Motive liegen auf der Hand. Die Welt, in der er lebt, ist hart: Man schnappt sich, was man zu fassen kriegt, und hält es fest, solange man kann. Wenn jemand versucht, es einem wegzunehmen, dann sieht man darin einen Angriff auf das eigene Leben und setzt sich mit Zähnen und Klauen zur Wehr. Man hört auch nicht auf, wenn der andere schon am Boden liegt – Scheiße, nein. Man lässt ihn erst in Ruhe, wenn er absolut nicht mehr auf die Beine kommt, man hört erst auf, wenn er platt ist, selbst wenn es bedeutet, dass eine halbe Tonne feuchtes Erdreich auf ihn geschüttet wird.
Denk an die rote rechte Hand Gottes.
Das war es, was Detective Sampson vor fünf Jahren zu ihm sagte, als er zur Truppe kam, und als er Sampson fragte, was er damit meine, sagte der: »Es ist von Milton. Er nennt die rächende Hand Gottes dessen rote rechte Hand. Wenn also Gottes rechte Hand rot ist, wenn sie gewalttätig und rachedurstig ist«, hier lallte er ein wenig, leicht angetrunken wie immer, »dann sind doch die, die sich die größte Macht aneignen, und zwar durch Gewalt, Gott am nächsten, oder? Vergiss das nie. Der Kriminelle ist Gott näher, als einer dieser verfluchten Pazifisten es je sein wird … als einer von ihnen es je begreifen wird. Respektiere
den Kriminellen immer genug, um ihn töten zu können, Alan, denn wenn du es nicht tust, wird er dich töten. Er wird dich töten und derjenige sein, der an Gottes
Weitere Kostenlose Bücher