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Ein Akt der Gewalt

Ein Akt der Gewalt

Titel: Ein Akt der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryan David Jahn
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bekommt?«
    »Nein«, sagt Ron.
    »Also ist alles in Ordnung.«
    »Außer – warum hast du es nicht deiner Frau angeboten?«
    »Bettie war näher dran.«
    »Beide sitzen dicht nebeneinander!«
    »Warum machst du so ein Theater deswegen?«
    »Weil«, sagt Ron, »mir gerade dämmert, was du da eben in der Küche gesagt hast.«
    Anne sieht von Ron zu Peter. In ihren Augen blitzen die Fragen, aber sie stellt sie nicht an Peter. Stattdessen wendet sie sich wieder an Ron.
    »Was«, fragt sie, »hat er denn in der Küche gesagt?«
    »Liebes«, sagt Peter.
    »Das würde ich auch gerne wissen«, äußert Bettie, bevor sie an ihrem Wein nippt.
    Peter blickt von Ron zu Anne zu Bettie. Er hat das Gefühl, in der Falle zu stecken. Wie ist es dazu gekommen? Er hat doch nur der falschen Person ein Glas Wein gereicht.
    »Nichts hab ich gesagt«, erklärt er.

    »Offenbar ja doch«, erwidert Anne.
    »Du bist also nicht in meine Frau verliebt«, sagt Ron.
    »Du hast ihm gesagt, du bist in Bettie verliebt?«
    »Nein.«
    »Peter«, sagt Ron, »du bist es nicht.«
    »Bin ich auch nicht.«
    »Peter.«
    »Ich …«
    Er fühlt sich hilflos.
    »Glaub mir«, sagt Ron.
    »Ich …«
    »Wie lange seid ihr schon zusammen, du und Anne?«
    Peter ist zu verstört, um antworten zu können. Er weiß nicht, wie das hier geschehen konnte. Vor fünfundvierzig Minuten hat er noch gedacht, dies sei einer der besten Abende seines Lebens, und jetzt steht er hier und ist umzingelt – kommt sich jedenfalls umzingelt vor – und hat den Eindruck, dass die Stimmung ins Gegenteil umschlagen kann, dass es fast schon geschehen ist.
    »Zehn Jahre«, sagt Anne. Dann sieht sie Peter an. »Wir sind seit zehn Jahren zusammen.«
    »Ich …« Er sieht Anne an. »Ich weiß«, sagt er, endlich wieder in der Lage, in Sätzen zu sprechen. »Ich weiß, dass wir seit zehn Jahren zusammen sind. Wir haben uns am Valentinstag 1954 kennengelernt. Das habe ich nicht vergessen.«
    Aber Anne blickt zur Seite.
    »Ich wusste, dass es eine dumme Idee war«, sagt sie. »Ich weiß nicht, warum ich mich von dir dazu habe überreden lassen.«
    »Zehn Jahre«, wiederholt Ron. »Und wie lange hat es gedauert, bis du wusstest, dass du sie liebst?«
    »Ist das ein Verhör?«

    »Nein. Ich will nur auf etwas Bestimmtes hinaus.«
    »Scheiße, dann komm auch endlich raus damit und hör auf, mir Fragen zu stellen.«
    »Nur noch einen Moment. Wie lange hat es gedauert, bis du wusstest, dass du Anne liebst?«
    »Ich weiß nicht«, sagt Peter. »Vier oder fünf Monate.«
    »Wie lange kennst du mich nun«, fragt Ron, »ein Jahr? In der Zeit hast du dich zweimal mit Bettie unterhalten, beide Male auf Betriebsfeiern. Unter solchen Umständen verliebt man sich nicht.«
    Peter blickt zu Anne. Ihr steigen die Tränen auf, und jeden Moment werden sie fließen, und verdammt nochmal, das will er nicht.
    »Anne«, beginnt er, »ich habe Ron nicht gesagt, dass ich mich in Bettie verliebt habe.«
    »Sex kann die Menschen verwirren«, sagt Ron.
    »Ich habe zu Ron nicht gesagt, dass ich in Bettie verliebt bin«, wiederholt er sich, als würde er dadurch alles besser machen.
    »Aber du sagst auch nicht, dass du es nicht bist«, erwidert Anne. Jetzt fließen die Tränen und rinnen ihr über die Wangen.
    Peter kann sie nur ansehen. Er weiß nicht, was er sagen soll. Er will nicht sehen, was er sieht. Er will das nicht, was sich jetzt abspielt.
    »Peter?«, fragt Anne.
    »Sex kann die Menschen dazu bringen, sich Dinge einzubilden, die nicht wahr sind«, sagt Ron. »Lass nicht zu, dass es dadurch zwischen dir und deiner Frau zu Unstimmigkeiten kommt.«
    »Hältst du endlich mal deine Schnauze! Es war doch deine Scheißidee«, sagt Peter. »Es war deine Scheißidee.«
    »Ich dachte, du kämst damit zurecht.«

    »Du wolltest meine Frau ficken«, sagt Peter. »Darauf warst du aus. Du hast meine Frau gesehen und dachtest, die würde ich gern mal ficken. Das war’s doch und nicht mehr. Du dachtest, ich käme damit zurecht. Scheiß auf dich!«
    »Und du wolltest meine Frau nicht ficken?«
    »Sag, dass du dich nicht in Bettie verliebt hast«, fordert Anne. »Sag es einfach, Peter.«
    Peter schluckt. »Es tut mir leid, Anne. Es ist nur … und es tut mir leid, Ron … es ist nur so, Bettie und ich, wir … wir haben gemeinsam etwas erlebt …«
    »Peter«, sagt Bettie.
    »Was?«
    Er dreht sich herum, um sie anzusehen, und spürt ein flaues Gefühl im Magen, weil ihm plötzlich eingefallen ist, dass sich noch eine Person im

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