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Ein Akt der Gewalt

Ein Akt der Gewalt

Titel: Ein Akt der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryan David Jahn
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Kofferraum. Er lässt den Deckel aufklappen und kümmert sich um ein paar Dinge, die noch erledigt werden müssen. Dann knallt er die Haube wieder zu und geht über den taufeuchten Rasen zur Vordertür des Hauses. Sie ist weiß und geschmückt mit einem lächerlich großen goldenen Klopfer, direkt unter dem Türspion.
    Alan pocht mit der Faust an die Tür, verschränkt die Arme hinter dem Rücken und steht wartend da.
    Schon ein paar Sekunden später wird die Tür von einem dicken Mann, Ende dreißig oder Anfang vierzig, aufgezogen. Er hat rötliches Haar, ein rosiges Gesicht und heißt Todd Reynolds. Das weiß Alan von Charlie. Charlie hat ihn
auch darüber informiert, dass der Mann bisher noch nicht straffällig geworden ist, ja nicht einmal ein Strafmandat wegen zu schnellen Fahrens kassiert hat. Musterbürger.
    Musterarschloch, wenn man Alan fragt.
    »Da sind Sie ja«, sagt Mr. Reynolds mit einer Stimme, die sich anhört, als käme sie von einem Ort gleich hinter der Nase und nur etwas oberhalb des Gaumens – belegt und nasal, fast wie aus einem Zeichentrickfilm. Er grient.
    »Da bin ich«, stimmt Alan zu.
    »Gut, gut.«
    »Wissen Sie was, Mister Reynolds …«
    »Todd.«
    »Wissen Sie was, Todd«, sagt Alan, »ich will Ihnen ja nicht reinreden, wie Sie Ihre Angelegenheiten regeln sollten, aber ich muss doch sagen, es ist nicht sonderlich clever, den Mann, den Sie erpressen wollen, des Nachts zu sich nach Hause einzuladen. Zu so später Stunde können einem Menschen üble Dinge zustoßen. Wenn man den neusten Statistiken Glauben schenken darf«, sagt er, »werden siebenundachtzig Prozent aller Personen, die einem Mord zum Opfer fallen, bei sich zu Hause ermordet.« Er lächelt. »Sind Ihre Frau und die Kinder schon im Bett?«
    »Wer sagt, dass ich Frau und Kinder habe?«
    »Sie tragen einen Ehering, und auf dem Weg über den Rasen sah ich einen Baseballschläger. Ehefrau«, sagt er und nickt in Richtung Ehering. »Kind«, sagt er und nickt in Richtung Rasen.
    »Verflucht nochmal«, schimpft Todd. »Ich hab dem kleinen Mistkerl doch gesagt, er soll seinen Scheiß nicht rumliegen lassen.«
    »Kinder«, sagt Alan.
    »Genau«, sagt Todd. »Aber kommen wir zur Sache. Sie machen mir keine Angst, Officer Kees, falls es das ist, was
Sie mit Ihrem Gerede von Mord bezwecken wollen. Wenn ich auspacke, können Sie sich nicht nur von Ihrer Polizeilaufbahn verabschieden, sondern landen vielleicht auch hinter Gittern, und wir wissen ja alle, was im Knast mit Cops geschieht. Aber darum geht es mir ja gar nicht. In Wahrheit will ich nur ein Stück vom Kuchen. Fünftausend Dollar. Bis morgen. Das habe ich Ihrem Freund bereits gesagt, aber der hat aus irgendeinem Grund darauf bestanden, Sie heute Abend vorbeizuschicken.«
    »Er wollte, dass ich Sie zur Vernunft bringe.«
    »Ich habe mich entschieden«, sagt Todd. »Auf einen Handel lasse ich mich nicht ein.«
    Alan nickt.
    »Sie lassen also nicht mit sich handeln, und ich kann Ihnen keine Angst einjagen? Trifft das die Sache so ungefähr?«
    »Das trifft die Sache.«
    »Dann sind Sie dämlicher, als ich angenommen habe.«
    Todd grinst. »Und wieso das, Officer?«
    Alan lässt die Arme sinken und führt zwei Fäuste in Handschuhen vor. In der rechten liegt ein rostiges Montiereisen.
    »Sehen Sie sich den Mann genau an, der hier vor Ihnen steht. Kriegen Sie es jetzt mit der Angst zu tun?«
    Todds Lächeln, das bis dahin sagte, ich habe gewonnen, und das weiß ich auch, erstirbt.
    »Moment«, sagt er und tritt auf den grauen Fliesen der Eingangshalle einen Schritt zurück.
    »Charlie meinte, Sie würden vielleicht vernünftig sein«, sagt Alan, »aber als ich hörte, dass Sie fünf Riesen wollen, die – nebenbei gesagt – vierzehnhundert mehr ausmachen, als Charlie und ich zusammen eingenommen haben, wusste ich es besser. Ich wusste, dass Ihnen mit Vernunft nicht beizukommen ist.«

    »Bitte«, sagt Todd.
    »Wissen Sie, ich bin ein guter Polizist, Mr. Reynolds. Todd . Angesichts der gegenwärtigen Situation kann ich verstehen, dass Sie mir das nicht glauben. Aber es ist tatsächlich so, und es gibt eine Tatsache, die Ihnen anscheinend nicht bewusst ist – Cops setzen Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel, und dafür werden wir mit einem Hungerlohn abgespeist. Ich habe die Möglichkeit entdeckt, ein paar Extradollar zu kassieren. Ich bin frisch verheiratet, Todd, und meine Ehefrau hat einen Braten in der Röhre. Ich möchte Frau und Kind das Leben bieten, das sie verdient haben, ein

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