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Ein Akt der Gewalt

Ein Akt der Gewalt

Titel: Ein Akt der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryan David Jahn
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des Redens sei vorbei. Er geht zum letzten unbesetzten Stuhl – abgesehen von Buseys – gleich neben dem Mann, den der Captain Mr. Reynolds genannt hat, und setzt sich.
    »Mr. Reynolds«, sagt Busey, »haben Sie Mr. Riva schon einmal gesehen?«
    Mr. Reynolds betrachtet Frank. Noch mehr Blut tropft ihm aus dem Mund, und er saugt es ein. Frank reißt sich zusammen. Er schafft es zwar, sein Schaudern zu verbergen, aber ein nervöser Muskel lässt sein rechtes Auge zucken.
    »Nein, Sir«, sagt Mr. Reynolds. Seine Worte klingen irgendwie glitschig. »Hab ich nicht.«
    »Dieser Mann hat sich schwerwiegende Kopfverletzungen zugezogen, Sir«, sagt Kees. »Er weiß absolut nicht, wovon er redet. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Ich weiß nicht …«
    »Halten Sie Ihre gottverdammte Klappe, Kees.« Busey schüttelt den Kopf. »Sie haben mir weitaus mehr Ärger gemacht, als Sie es wert sind.«
    Busey geht zu dem schwarzen Stuhl hinter seinem Schreibtisch. Frank bemerkt ein dunkles Dreieck auf der Rückenlehne des Stuhls, wo Busey in den Stoff geschwitzt hat, und weiße Flocken auf den Armlehnen, die vermutlich von Deopuder
oder Schuppen oder beidem stammen. Dann setzt sich Busey mit einem Stoßseufzer. Er stützt die Ellbogen auf den Schreibtisch – was er anscheinend oft macht, denn auf der Tischoberfläche sind zwei abgeriebene Stellen zu erkennen – und legt das Gesicht in die schwieligen Hände, die wie Sandpapier über die Bartstoppeln scheuern. Er zieht geräuschvoll Flüssiges aus der Nase in den Rachen und schluckt.
    Er sieht Frank und Mr. Reynolds an.
    Frank wartet.
    »Als Police Officer hat man auf den Straßen dieser Stadt einen stressigen Job«, sagt Busey. »Wohlgemerkt, ich will damit nicht entschuldigen, was Officer Kees getan hat. Ich sage nur, dass gute Männer manchmal ausrasten und schlimme oder dumme Dinge tun.« Für Frank hört es sich wie eine einstudierte Rede an, und er fragt sich, ob Busey wohl auf der Toilette gestanden und in den wasserbespritzten Spiegel geschaut hat, um zu üben, während in einer Klokabine hinter ihm irgendein Typ seine letzte Mahlzeit rausdrückte. Darauf möchte Frank wetten, und zwar eine ganze Menge grüner Scheine. »Was Officer Kees getan hat«, fährt Busey fort, »war beides. Stress setzt einem Menschen zu, und manchmal kann die Straße einen guten, klugen Mann einfältig machen und gewalttätig. Vor kurzem gab es gewisse Unannehmlichkeiten im Zusammenhang mit einer Demonstration von Negern. Einige Leute wurden verletzt, was nicht hätte geschehen dürfen. Ein junger Mann kam ums Leben. Sie haben vielleicht in der Zeitung davon gelesen. Wenn das, was heute Abend passiert ist, an die Öffentlichkeit gelangt, womöglich noch im Zusammenhang mit dem, was sich bei dem Negerprotest zugetragen hat – also, das würde die Glaubwürdigkeit unserer Polizeibehörde beschädigen. Sie beide sind gesetzestreue Bürger, gute Bürger.
Sie haben Jobs, Sie zahlen Ihre Steuern, Sie gehen wählen. Sie sind Menschen, die wohl wissen, dass eine in Misskredit geratene Polizei ihre Arbeit nicht tun kann, dass eine Polizeibehörde auf das Vertrauen der Öffentlichkeit angewiesen ist, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen soll. Und Sie wissen und verstehen bestimmt, dass diese Stadt gefährlich ist und die Polizei in der Lage sein muss, ihren Job zu erledigen.«
    Busey feuchtet sich die Lippen an.
    Frank hört zu seiner Rechten einen schmatzend saugenden Ton.
    Kees ist stumm.
    Frank sieht auf seine Hände – sie ruhen gefaltet auf dem Schoß – und dann wieder auf Busey. Er wartet – wartet immer noch auf die Pointe. Die meisten Leute fangen ihre Witze nur an, wenn sie eine zu bieten haben.
    »Okay«, sagt Busey. Er betrachtet zwei Papierblätter, die zwischen seinen Ellbogen auf dem Schreibtisch liegen, nimmt sie zur Hand und reicht je eines an Frank und Mr. Reynolds. Frank sieht sich seins an.
    »Ich bin bereit«, sagt Busey, »Ihnen beiden eine erhebliche Geldsumme in bar anzubieten, wenn Sie mit Ihrer Unterschrift anerkennen, dass sich die Behörde keines Fehlverhaltens schuldig gemacht hat, und Sie sich verpflichten, nichts von dem, was heute Abend geschehen ist, an die Öffentlichkeit zu tragen. Wie hört sich das an?«
    »Wie erheblich?«, fragt Mr. Reynolds und lässt erneut ein schmatzendes Geräusch hören. Frank stellt sich vor, dass er ein rohes Ei ausschlürft.
    Busey schreibt eine Zahl auf ein Stück Papier und schiebt es über den Schreibtisch.
    »Das versteht sich pro

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