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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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wieder. Er wirkte angespannt. Seine neue Rolle als Mitarbeiter der Mordkommission war noch ungewohnt
     für ihn.
    «Wie es aussieht, hat Gessner vor einiger Zeit einen Konkurs hingelegt. Trotzdem betreibt er eine Reihe von Geschäften, die
     aber alle auf die Namen von Freunden und Verwandten angemeldet sind. Wir waren in einem Sonnenstudio in Enkheim, das er leitet,
     das ihm jedoch offiziell nicht gehört. In der Schweizer Straße gibt es ein Apartment, das von Prostituierten bewohnt wird,
     die Gessner als ihren Verwalter bezeichnen. Im Grundbuch ist als Eigentümerin des Apartments eine Cousine Jörg Gessners eingetragen.
     Im Gallusviertel gibt es eine Videothek, wo er uns als ‹Chef› genannt wurde, obwohl als Inhaberin seine Mutter firmiert. Mit
     wem wir auch gesprochen haben, wir bekamen immer nur ausweichende Antworten. Es war, als würde man versuchen, einen Fisch
     mit den Händen zu fangen.»
    «Allerdings einen gefährlichen Fisch», ergänzte Kerstin Henschel. «Denn alle scheinen Angst vor ihm zu haben.»
    «Und nicht zu Unrecht», sagte Marthaler.
    Dann nahm er ein Stück Kreide, ging an die Tafel und schrieb untereinander eine Reihe Namen. Das machte er immer, wenn die
     Ermittlungen in einem Fall umfangreicher wurden und er damit Gefahr lief, die Personen zu verwechseln, mit denen sie es zu
     tun hatten. In die oberste Zeile schrieb er in Großbuchstaben den Namen BERND FUNKE. |203| Und dahinter:
das Opfer
. Dann folgten untereinander eine Reihe weiterer Namen mit jeweils einer kurzen Anmerkung:
    Bettina Fellbacher, die Braut
    Erwin Fellbacher, Vater der Braut
    Werner Hegemann, hat das Opfer gefunden
    Jörg Gessner, Vorbesitzer des Fiat
    Markus Gessner, sein Bruder
    Sandra Gessner, Jörgs Frau
    Hendrik Plöger, Freund des Opfers
    Jo (Jochen), Freund des Opfers
    Unbekannte Frau
    Seine Kollegen sahen Marthaler erwartungsvoll an. Er legte die Kreide beiseite und wischte seine Finger an einem Lappen ab.
     Er überlegte einen Moment, wie er seinen Bericht am besten beginnen sollte. Er erzählte, dass er sich am Mittag mit Erwin
     Fellbacher im Institut der Gerichtsmedizin getroffen habe. Fellbacher habe die Leiche Bernd Funkes identifiziert und ihm dann
     einen Zettel mit den Namen der beiden Freunde gegeben, mit denen Funke unterwegs gewesen sei: Hendrik Plöger und ein gewisser
     Jo, über den man noch nichts Näheres wisse. Dann berichtete er von seinem Ausflug in die Burgstraße und seinem Zusammentreffen
     mit Jörg Gessners Frau.
    «Sandra Gessner hatte Angst», sagte Marthaler. «Das war nicht zu übersehen. Zuerst dachte ich, sie habe Angst vor mir, bis
     ich schließlich begriff, dass sie sich vor ihrem Mann fürchtete. Sie hatte schon längere Zeit die Absicht, sich von ihm zu
     trennen, aber er drohte ihr. Vor zirka zwei Monaten hat sie, wohl mehr aus Verzweiflung als aus Zuneigung, ein Verhältnis
     mit Bernd Funke begonnen.»
    Kai Döring schüttelte den Kopf.
    «Moment», sagte er. «Ich verstehe gar nichts. Ich denke, Funke hat von Gessner den grünen Fiat Spider gekauft. Was hat jetzt
     Gessners Frau damit zu tun?»
    |204| Marthaler merkte, dass er zu schnell vorgegangen war. «Der Kauf des Autos war nicht das einzige Geschäft, bei dem Funke und
     Gessner miteinander zu tun hatten. Sie kannten sich bereits seit einiger Zeit. Sie waren wohl keine Freunde, aber doch so
     etwas wie Kumpanen. Es scheint, als hätten sie gelegentlich kleine Schiebereien zusammen abgewickelt. Jedenfalls hat Sandra
     Gessner auf diese Weise Bernd Funke kennen gelernt, der sich in ihrer Ehekrise als Tröster anbot.»
    «Wusste sie denn nicht, dass der in Kürze eine andere Frau heiraten wollte?», fragte Kerstin Henschel.
    «Doch. Aber Funke versicherte Sandra, dass aus dieser Hochzeit nichts werde, dass er vorhabe, die Verlobung mit Bettina Fellbacher
     zu lösen. Jedenfalls trafen sich die beiden gelegentlich in der Wohnung von Hendrik Plöger in der Burgstraße.»
    «Und wer, bitte, ist nun dieser Hendrik Plöger?», fragte Sven Liebmann.
    Alle schauten ihn an. Es war einer der seltenen Momente, in denen er sich zu Wort meldete. Kai Döring saß neben ihm und grinste.
     Sein Freund überragte ihn fast um Haupteslänge.
    «Viel weiß ich nicht über ihn», sagte Marthaler. «Wie gesagt, er ist gemeinsam mit Bernd Funke und diesem Jo in dem grünen
     Fiat Spider weggefahren, um Funkes Junggesellenabschied zu feiern. Mit Funkes und Gessners Geschäften hatte Plöger offensichtlich
     nichts zu tun. Sandra

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