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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Dann hilft er Mrs. Dolittle lächelnd und sehr galant beim Aufstehen. Mit einer Hand massiert er ihr dabei den verknoteten
    Rücken, während er mit der anderen Hand weit ausholt. Dann schlägt er mit voller Wucht auf den Magen der Patientin! Candy fällt sofort auf das Bett und krümmt sich vor Schmerzen. Auch eine Methode!
    Offenbar sehr zufrieden mit seiner Behandlung trocknet der Wunderheiler seine öligen Hände am Bettlaken ab, drapiert dann wieder den Umhang um seine Schultern und streckt unmißverständlich die Hand aus: Ein solcher Auftritt will bar bezahlt werden!
    »Das wär’s!« verkündet er, als hätte er gerade eine Glanznummer in der Manege vollbracht.
    Mr. Dolittle legt einen grünen Schein in die ausgestreckte Hand und begleitet den wirbelnden Arzt zur Tür.
    Candy liegt im wahrsten Sinne des Wortes niedergeschlagen herum. Ihr Mann eilt wieder zu ihr und holt eine Kompresse für den gepeinigten Magen.
    Zwei Minuten vergehen — ganze hundertzwanzig Sekunden ohne Anfall! Eine Ewigkeit! Zum ersten Mal seit sechs Tagen atmet Candy zweimal ganz tief ein... und es passiert nichts. Diese Witzfigur mit der eisernen Faust hat es tatsächlich fertiggebracht! Überglücklich schließt Mr. Dolittle seine Frau in die Arme:
    »Darling! Ein Wunder! Darling, es ist vorbei!«
    »Ja, ich kann es noch gar nicht glauben, ich... Huck!« Nichts ist vorbei. Das Teufelchen hat sich nicht so leicht k.o. schlagen lassen. Er fühlt sich nun mal sehr, sehr wohl bei Candy.
     
    Schluckend und zuckend folgen die Tage und Nächte aufeinander. Sieben Tage, acht, neun. Am zehnten Tag schlägt der Hausarzt eine letzte mögliche Taktik vor: »Mrs. Dolittle, ich glaube, es kann Ihnen niemand helfen. Eine Operation, ja, vielleicht, aber noch nicht. Sie müssen sich selber helfen! Sie müssen Ihren Organismus mit einem Täuschungsmanöver überrumpeln. Versuchen Sie also, wieder ganz normal zu leben... mit Schluckauf. Achten Sie nicht mehr darauf! Gehen Sie wieder aus, gehen Sie einkaufen, Tennisspielen, gehen Sie zum Friseur, tun Sie einfach so, als wäre Schluckauf die normalste Sache der Welt!«
    Mit dem Mute der Verzweiflung folgt Candy dem gutgemeinten Rat des alten Hausarztes, den sie seit ihrer Kindheit kennt. Also steht sie auf, zieht sich hübsch an, schminkt sich sogar und verläßt die Wohnung. Sie kauft ein, geht spazieren, am Abend kocht sie zum ersten Mal seit zehn Tagen wieder und speist mit ihrem Mann an dem liebevoll gedeckten Tisch und zuckt eben dabei alle zehn Sekunden. Sie akzeptiert diesen rhythmischen Ausnahmezustand in der Hoffnung, den Plagegeist durch ihre verachtende Mißachtung doch noch zu entmutigen. Aber der hat offenbar Spaß an der Sache, 11, 12, 13, 14 Tage... In Zahlen ausgedrückt bedeutet das etwa 120 000 Mal Huck! Allein die Vorstellung, einem selber könnte das passieren, ist wahnsinnig!
    Am Morgen des fünfzehnten Tages trifft Mr. Dolittle eine folgenschwere Entscheidung: Er wird den Schluckauf besiegen! Ihn durch einen radikalen, endgültigen, absoluten Schock vertreiben.
    Sobald seine Frau die Wohnung verläßt, holt er alle Utensilien, die er am Tage zuvor besorgt hat und breitet sie im Badezimmer aus: Strubbelige Perücke, Vampirzähne mit versteckten Säckchen voll roter Farbe, schwarzen Schminkstift, Haarbüschel mit Spezialkleber, damit sie überall im Gesicht und auf den Händen haften, falschen Bart, falsche schmutzige Riesenfingernägel, kurzum, alles was auch Sie brauchen, falls Sie heute abend als Vampir verkleidet auf einem Kostümfest Ihr Unwesen treiben wollen.
    Im Handumdrehen verwandelt sich der zärtliche Ehemann in ein gräßliches Monster mit blutunterlaufenen Augen und Schaum vor dem Mund — dank einer Spezialseife unter der Zunge versteckt. Wirklich ein schauderhafter Anblick! Dann zieht Mr. Dolittle einen alten Regenmantel über, setzt einen verdreckten, verbeulten Hut auf, steckt einen Revolver mit Platzpatronen in seine Tasche und huscht aus dem Haus.
    Seine Frau wollte zum Supermarkt, zur Bank, zur Apotheke, er kennt ihren gewohnten Weg genau und wartet nun auf sie in einem Toreingang. Schon nach kurzer Zeit sieht er, wie sie mit schleppenden, müden Schritten den Supermarkt verläßt. Da springt er wie der Teufel aus der Schachtel kreischend und gestikulierend auf sie zu. Die zu Tode erschreckte Mrs. Dolittle rennt los und schreit herzzerreißend um Hilfe, als der Vampir auf sie schießt. Eine unbeschreibliche Panik verbreitet sich auf der Straße — alle Welt

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