Ein Alptraum für Dollar
Teppich drüber.«
Das Linoleum scheint neu zu sein. Keine Flecken, nicht einmal Staub. Und der kleine Mann in Schwarz verlangt dafür auch nur 5 Dollar! So ist das Geschäft bald perfekt, Virginia und Randolph verstauen die große Rolle mit Mühe in ihrem Wagen und fahren nach Hause. Gewiß, Randolph hätte viel lieber etwas Hübscheres gekauft, ein schönes Bild vielleicht, irgend etwas zum Schmuck des Hauses. Aber gegen die Argumente der praktisch veranlagten Hausfrau konnte er nichts machen. Außerdem, 5 Dollar, das war wirklich so gut wie geschenkt! 1. Juli 1963. Drei Wochen sind vergangen seit dem Wohltätigkeitsbasar.
Und genau seit drei Wochen ist Virginia krank. Nichts
Ernstes. Nur ein lästiger Schnupfen. Virginia kümmert sich auch nicht darum, nur hat sie es langsam satt, pausenlos niesen zu müssen und immer wieder die Nase zu putzen. Vielleicht wäre es doch besser, Doktor Lorrimer kommen zu lassen? Er wohnt gegenüber und besucht gleich am Abend seine jungen Nachbarn. Ihm fallen sofort die geröteten Augen und die geschwollenen Lider Virginias auf:
»Ich nehme an, Sie sind daran gewöhnt? Jedes Jahr um diese Zeit ist es bestimmt dasselbe, nicht wahr?«
»Nein! So einen hartnäckigen Schnupfen mitten im Sommer... nein, so etwas habe ich noch nie gehabt!«
»Wirklich nicht? Das wundert mich aber sehr! Ich hätte schwören können, daß Sie Heuschnupfen haben. Auf jeden Fall ist es eine allergische Reaktion. Haben Sie vielleicht in den letzten Wochen einen Hund oder eine Katze gekauft?«
»Nein.«
»Dann sind es vielleicht neue Pflanzen in Ihrem Rosengarten?«
»Auch nicht!«
»Neue Gesichtscremes, neue Seife, neue Haarwaschmittel?«
»Nein!«
»Dann muß es irgendein Gegenstand sein, den Sie genau vor drei Wochen ins Haus gebracht haben. Denken Sie mal genau nach.«
»Das Linoleum!«
Randolph ist sicher, die richtige Spur gefunden zu haben. Vom Arzt und Virginia gefolgt tritt er ins Wohnzimmer und hebt eine Ecke des Teppichs hoch. Augenblicklich wird Virginia von einem fürchterlichen Niesanfall geschüttelt, während Randolph vor Ekel erstarrt:
»Das ist ja... das ist ja widerlich!«
Widerlich ist ein milder Ausdruck! Es ist in der Tat eine grauenhafte Sache, die Randolph da entdeckt: Die cremefarbige Oberfläche des Linoleums ist über und über mit scheußlichem Schimmel bedeckt, mit großen grünlichen Flecken, die wie Kohlköpfe aussehen, so regelmäßig verteilt wie ein Tapetenmuster. Randolph streift mit dem Finger darüber. Entsetzlich! Ihm wird übel. Der Schimmel ist zähflüssig, klebrig, ekelhaft!
Während Virginia niesend aus dem Zimmer rennt, begutachten die beiden Männer kopfschüttelnd und angewidert das seltsame Phänomen.
»Also, Mister Norman, ich weiß wirklich nicht, was das ist, aber eines ist sicher. Das da ist schuld an der Allergie Ihrer Frau!«
»Weg mit dem Ding! Aber sofort!«
Randolph und der Arzt rücken die Möbel zur Seite, rollen den Teppich auf, entfernen das verschimmelte Linoleum und bringen es zum Abfallcontainer. Morgen früh werden es die Müllmänner mitnehmen, und der Spuk wird vorbei sein! Bevor Dr. Lorrimer sich verabschiedet, sagt er noch:
»An Ihrer Stelle würde ich den Teppich auch gleich reinigen! Ich habe noch nie in meinem Leben so einen Dreck gesehen!«
Der Teppich ist zwar anscheinend vom Schimmel verschont geblieben, doch der Arzt hat bestimmt recht: sicher ist sicher. Während sich Virginia in ihrem Schlafzimmer langsam von dem schrecklichen Anfall erholt, macht sich Randolph an die Arbeit: Mit Seifenwasser und Bürste schrubbt er wie ein Putzteufel, bis der Teppich nicht nur sauber, sondern rein ist! Dann hängt er ihn im Garten auf die Wäscheleine. Spätestens morgen abend, wenn er wieder trocken ist, werden sie den Alptraum endgültig vergessen haben.
Und in der Tat, am nächsten Morgen fühlt sich Virginia zum ersten Mal seit drei Wochen in Hochform. Die Augen sind abgeschwollen, die Nase trieft nicht mehr. Die Welt ist in Ordnung, und der durchgewaschene Teppich kommt wieder an seinen Platz.
»Was meinst du, was das war?«
»Virginia, ich habe nicht die leiseste Ahnung! Aber jetzt ist es vorbei. Denken wir nicht mehr daran. Es hat uns fünf Dollar gekostet, na gut! Das verkraften wir gerade noch!«
Am 3. Juli 1963 wacht Randolph Norman mit einem unangenehmen, undefinierbaren Gefühl auf. Mit einem Ruck fährt er hoch und dreht sich zu seiner noch schlafenden Frau:
»Virginia!«
Ihre Lider sind rot, angeschwollen, die
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