Ein Alptraum für Dollar
Unfähig, auch nur einen Schritt zu machen. 1200,-fr! Jean-Pierre hat ihr ein Kostüm für 1200,-fr gekauft, und sie weiß es nicht mehr! Und es war an einem Mittwoch... und alle haben sie erkannt... und auch Nicole hat sie mit Jean-Pierre zusammen gesehen. Wie ist das alles nur möglich?!
Wie in einem Alptraum rennt Monique jetzt durch die Straßen, steigt in einen Bus ein, steigt wieder aus, steigt um. Schnell, schnell nach Hause! Endlich steht sie vor der Tür. Sie stürzt hinein, fliegt die Treppen hinauf, rast zum Schlafzimmer. Wo soll sie nur suchen? Wie von Sinnen reißt sie alle Schranktüren auf, wirft Kleider und Mäntel wild nach allen Seiten, wühlt in der Kommode, schaut in alle Koffer, in jede Tüte, in jede Ecke. Nichts. Kein »Alouette«...
Schluchzend wirft sie sich auf das Bett:
»Ich bin wahnsinnig... ich habe den Verstand verloren! Was habe ich nur mit diesem Kostüm gemacht?! Vielleicht wollte ich es gar nicht... ich habe es womöglich weggeworfen! Ich weiß ja nicht mehr, was ich tue... Ich muß verrückt sein... ja, ich bin... krank! Warum hat Jean-Pierre noch nie mit mir darüber geredet?
Jean-Pierre! Vielleicht hat er noch nichts gemerkt. Und er darf nichts merken.«
Monique steht auf und beginnt systematisch, das Zimmer wieder in Ordnung zu bringen. Als würde ihr das helfen, auch in ihrem Kopf Ordnung zu schaffen. Heute abend wird sie sich vor Jean-Pierre zusammennehmen und gleich morgen zum Arzt gehen. Denn davon ist sie jetzt überzeugt: Sie ist krank!
Und schon am nächsten Tag fährt Monique in die Stadt. Sie hat Angst vor diesem Besuch beim Arzt. Angst, eine schreckliche Wahrheit über ihren Geisteszustand zu erfahren. Völlig in Gedanken versunken überquert sie eine Hauptstraße, ohne im geringsten auf den Verkehr zu achten. Bremsen quietschen... »Vorsicht!« ruft jemand und packt sie am Arm. Da hat sie noch mal Glück gehabt! Aber sie kann nicht mehr. Einer Ohnmacht nahe lehnt sie sich an die Glasscheibe eines kleinen Cafés und preßt ihre Stirn an die kühle Fläche. Das tut gut!
Nach einer Weile macht sie die Augen auf... sieht in das gemütliche Café hinein... und fühlt, wie der Wahnsinn, der auf sie lauert, sich jetzt wie eine Bestie auf sie stürzt! Da... im Café... da sitzt ein Mann. Mit Bart... Jean-Pierre! Und vor ihm lächelt... >Alouette Einige Gäste im Café beobachten die Gestalt, die draußen an der Scheibe klebt.
Auch Jean-Pierre dreht sich um, auch Monique schaut sie an... Monique!
Einige Zeit später wurden die Photos beider Frauen in der Presse veröffentlicht. Es ist unglaublich. Ihre Ähnlichkeit ist so frappant, als handle es sich um Zwillingsschwestern, obwohl sie nicht im entferntesten miteinander verwandt sind. Und noch etwas: ein Detail, das sich nicht einmal ein Autor billigster Groschenromane einfallen lassen würde! Beide Frauen heißen Monique. Monique Marchand — die Ehefrau. Monique Lambert — die Geliebte.
Monique Lambert ist fünf Jahre jünger als ihre Doppelgängerin. Erst seit kurzem arbeitet sie in Brüssel als Sozialhelferin. So lernte sie auch bald den Jugendrichter
Marchand kennen. Am Anfang fand Jean-Pierre die Ähnlichkeit der jungen Kollegin mit seiner Frau nur amüsant. Und auch dieser komische Zufall mit den gleichen Vornamen! Monique ist kein seltener Name, aber trotzdem.
Wie dem auch sei, die Beziehungen zwischen dem Jugendrichter und der Sozialhelferin blieben nicht nur kollegial.
Liebe Leser, wenn Sie glauben, daß unsere unglaubliche Geschichte hier endet, dann täuschen Sie sich!
Sie beginnt erst jetzt, in dem Augenblick als Monique... Monique fassungslos durch die Scheibe des kleinen Cafés betrachtet.
Von da an wird das Leben für Jean-Pierre zur Hölle. Monique — die Ehefrau — macht ihm entsetzliche Szenen. Monique — die Geliebte — stellt ihm ein Ultimatum:
»Ich bin es leid, das Double zu spielen! Welche Monique liebst du eigentlich? Genügt dir nicht eine von der Sorte? Entscheide dich... oder geh!«
Aber Tage später findet er einen Zettel in seiner Tasche: »Liebling, ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß du zu deiner Frau zurückkehrst. Es ist besser, wenn ich verschwinde und alles hinter mir lasse. Monique.«
Voller Panik eilt der Richter zu seiner Geliebten und trifft sie gerade noch an, wie sie ihre Wohnung mit einer kleinen Reisetasche verlassen will.
»Monique! Ich liebe nur dich, glaube es mir doch endlich! Ich werde heute
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