Ein Alptraum für Dollar
wer war es?«
Ronald antwortet wie ein Automat:
»Als ich gestern abend meine Mutter verlassen habe, saß sie an dieser Stelle in ihrem Sessel.«
Hancock untersucht den Haufen und schätzt ihn auf fünf bis sechs Kilo Asche... samt Sprungfedern und Schädel.
Das Zimmer bietet einen unglaublichen Anblick. Es besteht jetzt sozusagen aus zwei Teilen. Bis zu etwa einem Meter über dem Boden ist alles intakt — da gibt es nichts Ungewöhnliches festzustellen, außer diesem Haufen! Aber ab dieser Höhe bis hinauf zur Decke ist alles verschmort und schwarz verbrannt, obwohl ganz offensichtlich nichts gebrannt hat! Es war kein Feuer, und doch ist alles verkohlt! Man sieht sogar die Ziegelsteine aus den Wänden und die Balken aus der Decke herausragen. Der Spiegel ist durch die Hitze zersprungen, die Kerzen auf der Kommode geschmolzen. Und als Leutnant Hancock sich auf diese Kommode stützen will, fällt sie in sich zusammen, als wäre sie aus Glas, wie vorhin die Holztür. Allem, was in diesem Zimmer aus Holz bestand, wurde anscheinend von einer unvorstellbaren Hitze jegliche Feuchtigkeit entzogen — es verdorrte also, doch ohne zu brennen. Tapeten und Vorhänge verkohlten — die Bettdecke und der Teppich, also unterhalb der Ein-Meter-Grenze, blieben unversehrt!
In diesem niedrigen, verschonten Bereich, hat die Hitze eine einzige Spur hinterlassen: Die Steckdosen sind auch geschmolzen, und eine davon war durch ein Kabel mit dem elektrischen Wecker verbunden, der auf einem kleinen Nachttisch steht. Um 4 Uhr 5 Minuten ist er stehengeblieben... die genaue Zeit, als sich das Drama ereignete. Aber welches Drama? Was ist geschehen?
Ronald Simpson erwacht aus seiner Erstarrung:
»Ich muß Sie von einem sehr ernsten Zwischenfall in Kenntnis setzen, Leutnant Hancock. Mrs. Clemens, die Vermieterin meiner Mutter, äußerte gestern abend Morddrohungen gegen sie.«
»Morddrohungen?«
»Ja, ich war dabei. Ich wollte sogar meine Mutter über Nacht zu mir mitnehmen, aber sie wollte nicht.«
Der Polizist rennt sofort ins Wohnzimmer hinunter, wo Mr. Clemens die verbrannte Hand seiner Frau versorgt. Die alte Frau zittert am ganzen Leib.
»Mrs. Clemens, was ist heute nacht hier geschehen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wo waren Sie?«
»Im Schlafzimmer, mit meinem Mann.«
»Haben Sie geschlafen?«
»Kaum... bei dieser Hitze!«
»Und... so gegen vier Uhr, haben Sie da nichts gehört? Einen Schrei vielleicht... irgendein ungewöhnliches Geräusch?«
»Nein, gar nichts.«
Mr. Clemens bestätigt die Aussagen seiner Frau:
»Wir lagen im Bett und konnten nicht schlafen. Aber wir haben das Schlafzimmer nicht verlassen. Ich kann es beschwören.«
Zwei Wochen später empfängt Leutnant Hancock den Gerichtsmediziner Dr. Appelby in seinem Büro. Er wurde von der Polizei beauftragt, zusammen mit mehreren Wissenschaftlern aus den verschiedensten Bereichen, diesen seltsamen Fall aufzuklären.
»Dr. Appelby, was sagen Sie nun dazu?«
»Tja sehr interessant! Äußerst interessant, wirklich! Also... das Opfer wog etwa 70 Kilogramm. Zieht man das Gewicht der Sprungfedern, des Schädels, der Kleider und des Sessels ab, der nach unseren Untersuchungen auch in Asche zerfiel, so bleiben etwa drei Kilo menschliche Asche. Als Mediziner kann ich damit wenig anfangen. Wir alle, die sich mit dem Fall beschäftigen müssen, können uns nicht einmal über die wirkliche Todesursache einigen. Die Frau verbrannte, aber es ist völlig ausgeschlossen, daß ein Brand... also ein normales Feuer... diesen Unfall verursacht hat!«
»Ein Brand ohne Feuer, Dr. Appelby? Das müssen Sie mir schon näher erklären.«
»Das ist eben das Faszinierende an diesem Fall! Wir alle kommen zu demselben Ergebnis: Oberhalb von einem Meter muß sich eine ungeheuerliche elektrische Entladung ereignet haben! Und verursachte dadurch eine Hitze, die wir auf zweitausend, vielleicht sogar auf dreitausend Grad schätzen. Alles spricht dafür. Aber solche Temperaturen können sonst nur in sehr komplizierten Anlagen erzeugt werden. Da liegt unser Problem!«
»Wenn ich Sie richtig verstehe, ist also ein Mord ausgeschlossen?«
»Völlig ausgeschlossen! Es handelt sich hier nicht um einen Kriminalfall, Leutnant, es war ein... Naturgeschehen!«
»Und welches bitte?«
»Es gibt eine einzige vernünftige Erklärung: Die Frau wurde vom Blitz getroffen. Von einer Art Kugelblitz, der alles auf seinem Weg verkohlt, ohne jedoch einige Zentimeter von sich entfernt die geringsten Spuren zu
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