Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein altes Haus am Hudson River

Ein altes Haus am Hudson River

Titel: Ein altes Haus am Hudson River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Wharton
Vom Netzwerk:
an Land ziehen. Würde mich nicht wundern. Sein Verleger ist da mächtig hinterher, das weiß ich. Und wir garantieren gar nichts. Verstehen Sie?»
    Der letzte Satz beruhigte Vance irgendwie. Natürlich konnten sie nichts garantieren, natürlich konnte der kleine O’Fallery den Preis erhalten. Vance hatte«Jammerlappen»gelesen und fand den Titel zutreffend, ziemlich armseliges Zeug … erbärmlich. Jedenfalls stellte er erleichtert fest, dass er Rauch offenbar missverstanden hatte. Natürlich wollte«Die Stunde»nicht versuchen, die Juroren zu bestechen, welch ein absurder Gedanke! Sie wollten einfach die öffentliche Meinung beeinflussen, das war mit«Rampenlicht»gemeint. Jeder Verleger hatte das Recht, seine Ware anzupreisen …
    Im Theater war Laura Lou von einem Mädchen, das in einem pfirsichfarbenen Kleid aus Seide oder Spitze oder etwas in der Art neben ihr gesessen hatte, ganz hingerissen gewesen … das Mädchen war nicht zu vergleichen mit Laura Lou, aber selbst Vance merkte, dass das Kleid gut aussah. Seine Laura Lou! Kein Mädchen würde an sie heranreichen, wenn er ihr solche Klamotten kaufen könnte …
    « Wenn sie sich regt,
so sprudelt neue Schönheit
wie Wasser aus dem übervollen Quell
und überrieselt ihre Lieblichkeit …» 60
    Er schloss die Augen über diesem Bild und dachte:«Und selbst die Frauen, die so aussehen, wollen sich noch herausputzen!»
    « Natürlich würde ich diesen Preis sehr gern bekommen», murmelte er.
    « Na, vermutlich werden Sie ihn bekommen, allein mit dieser Geschichte haben Sie ihn sich verdient. Nur ist es unsere Aufgabe, dieses Verdienst bekannt zu machen», erklärte Eric Rauch geduldig, als sie aufstanden und Hüte und Mäntel holten. Sie gingen zusammen in die Redaktion zurück, und als Vance aufbrach, hatte er beide Verträge, die auf Tarrants Schreibtisch für ihn bereitlagen, unterschrieben. Im einen überließ er der«Stunde »alle Rechte an den Zeitschriftenartikeln der nächsten drei Jahre, der andere band ihn bei Veröffentlichungen in Buchform für denselben Zeitraum an Dreck und Saltzer.
    Auf dem Weg nach unten, am frühen Abend, fiel ihm wieder ein, wie er vormittags auf derselben Treppe Frenside getroffen hatte, und er erinnerte sich an seine Warnung:«Bleiben Sie frei.»
    « Und?», sagte sich Vance.«Was hat er aus seinem Leben gemacht? »Frenside schien ihm so weit weg zu sein wie das Alter und die Erfolglosigkeit. Sein Kopf war randvoll von Ideen für seinen jetzigen Artikel und für spätere; man hatte sich auf seinen Vorschlag hin geeinigt, dass die Kolumne unter der Überschrift« Die Kokospalme»erscheinen solle, zur Erinnerung an die Bar, wo der Handel abgeschlossen worden war.«Ich möchte einen Baum hochklettern, um alles aus der Vogelschau zu betrachten», hatte Vance lachend gesagt, und Rauch hatte erwidert, der Titel werde Tarrant bestimmt gefallen. Er drängte Vance ein Exemplar seines Gedichtbands auf, und Vance machte sich auf den Weg, klopfenden Herzens bei dem Gedanken, dass er Laura Lou gleich erzählen konnte, er sei nun Redaktionsmitglied der« Stunde»und habe einen Dreijahresvertrag bei einem großen Verlag unterschrieben.«Sie wird nicht verstehen, worum es geht, aber es hört sich für sie bestimmt gut an», dachte er. Denn auch für ihn hörte es sich gut an.
    Laura Lou zeigte die strahlende Verständnislosigkeit, die er vorhergesehen hatte.«O Vance, ist das nicht wunderbar?»Anbetend schmiegte sie sich an ihn, dann löste sie ihre Arme, trat einen Schritt zurück und blickte aus unbeschreiblichen Augen zu ihm auf.«O Vanny …»
    Er lachte und fing sie wieder ein.«Du überlegst sicher, in welche Show wir heute Abend gehen könnten, nicht wahr?»Er wurde leichtsinnig.«Und wenn du dir etwas Besonderes kaufen möchtest, Liebling …»Vor Ende nächsten Monats gäbe es kein Geld, das wusste er, aber die Zeit erschien ihm ebenso nebensächlich wie das Alter, solange Laura Lou mit ihrem bebenden Lächeln zu ihm aufsah.
    « O Vanny … Meinst du, wir könnten ausgehen und für Mutter ein Mitbringsel kaufen?»
    « Natürlich.»Er lachte erleichtert. Mrs Tracys Bedürfnisse konnten billiger befriedigt werden als die ihrer Tochter, und außerdem gefiel es ihm, dass Laura Lou nicht sofort um etwas für sich selbst bat. Dann blickte er sie wieder an und bemerkte den Schatten eines Verlangens auf ihrem Strahlen. Er sah, dass sie sehr wohl etwas für sich selbst erbat, aber innerlich, weil sie es nicht auszusprechen wagte.«Was ist,

Weitere Kostenlose Bücher