Ein altes Haus am Hudson River
Gesten:«Wagen Sie sich verdammt noch mal an was Großes, Kolossales, Kosmisches, lassen Sie den Dorfklatsch.»Ein schäbig gekleidetes Mädchen mit einem fettigen schwarzen Wuschelkopf und frechen, fröhlichen Augen drängte sich an den Tisch und rief:«Eric, willst du uns nicht bekannt machen? Ich bin Rebecca Stram, Bildhauerin, und würde in nächster Zeit gern einmal Ihren Kopf meißeln», erklärte sie Vance.
« Na, wenn du das möchtest, wirst du’s wohl auch tun», sagte Rauch humorig,«nur lass den armen Teufel erst mal etwas essen, bevor du seine Schädelhöcker abtastest.»
Das alles erfüllte Vance mit einem ungekannten Feuer, und er dachte, wie wunderbar das Leben unter diesen Leuten sein würde, die über Kunst so frei und vertraut sprachen wie sein Vater über Immobilien. Eric Rauch erklärte, wer sie waren, was sie geschrieben, gemalt oder gemeißelt hatten («Diese Stram ist eine regelrechte Kopfjägerin, glänzende Idee, alle Neulinge zu porträtieren») und wer es wahrscheinlich«schaffen»würde. Vance wurde eingeweiht in die Welt der literarischen Wettbewerbe und Auszeichnungen. Eric Rauch sagte, es sei bereits eine riesige Schlacht um den diesjährigen Pulsifer-Preis 59 im Gange; ob Vance davon gehört habe? Die beste Kurzgeschichte des Jahres … zweitausend Dollar, und natürlich bewerbe sich«Die Stunde»mit«Nicht abgeholt».«Übrigens, woran arbeiten Sie gerade?»Und damit begann der geschäftliche Teil des Gesprächs.
Rauch sagte, er sei von Tarrant beauftragt, mit Weston eine Übereinkunft zu erzielen. Die Redakteure der«Stunde»glaubten an ihn – sie dächten fortschrittlich, wollten selbst entdecken, nicht dort mitmischen, wo schon andere ihre Ansprüche angemeldet hätten. Weston sei … nun ja, er nehme es ihm sicher nicht übel, wenn er frei heraus sage, dass er als Schriftsteller noch völlig unbekannt sei? Denn unseligerweise sei seine erste Erzählung,« Ein Tag», aufgrund konfuser Verlagsstümperei überhaupt nicht wahrgenommen worden und völlig in Vergessenheit geraten, als wäre sie niemals geschrieben worden. Mit«Nicht abgeholt»müssten sie seinen Namen völlig neu aufbauen. Sie hielten diese Erzählung für ebenso bemerkenswert wie die andere, obwohl sie natürlich nicht garantieren könnten, dass sie dem Publikum gefalle, dummerweise seien Kriegsgeschichten derzeit nämlich eher unbeliebt. Es sei ein Glücksspiel, aber sie nähmen das Wagnis gern auf sich. Um ihren Glauben an Weston zu beweisen, wollten sie noch weitergehen und ein Vorkaufsrecht auf seine gesamte Produktion vereinbaren, auf die Artikel, Kurzgeschichten und Romane der nächsten drei Jahre. Rauch wisse nicht, ob Weston begreife, welche Chance das für einen Anfänger bedeute, dessen Lage es … nun ja, sozusagen nicht gestatte, sich einen Achtzylinder-Cadillac anzuschaffen – zumindest nicht zurzeit.
Aber Tarrant wolle noch mehr tun. Er habe erfahren, dass Weston soeben geheiratet habe, und wenn ein Mann familiäre Verpflichtungen übernommen habe, gehe nichts über ein festes Gehalt, und sei es noch so gering, um den Kopf frei zu haben.« Die Stunde»schlage deshalb vor, Vance solle sich an einem monatlichen Artikel über das aktuelle literarische Geschehen versuchen. Die Redaktion würde einen schmissigen Titel vorgeben und ihm völlig freie Hand lassen; wenn die ersten Artikel einschlügen, würde man nicht mehr eingreifen. Ein unverbrauchtes Auge und eigene Ansichten, hinter so etwas seien sie her, nicht hinter den alten, mumifizierten Traditionen. Für diese zwölf Artikel garantierten sie ihm ein Gehalt von jährlich fünfzehnhundert Dollar für drei Jahre, ungeachtet der Honorare für die Belletristik, so um die hundertfünfzig für die nächsten beiden Geschichten und doppelt so viel im folgenden Jahr, wenn er ihnen pro Jahr drei oder vielleicht vier Erzählungen garantiere. Nur müsse er sich natürlich verpflichten, nicht für andere Zeitungen oder Verlage zu schreiben – Verlage deshalb, weil«Die Stunde»in ihrem Eifer auch eine Abmachung zur Buchveröffentlichung mit dem eigenen Verlagshaus, Dreck und Saltzer, getroffen habe. Tarrant habe all das genau überprüft, sodass sich Weston, frei von finanziellen Sorgen, sofort an die Arbeit machen könne. Es sei nicht ganz einfach gewesen für Tarrant, einen Verleger zu finden, der seine Einschätzung teilte und für drei Jahre unterschrieb, aber er habe es ausgefochten, und da Dreck und Saltzer fest an«Die Stunde»glaubten, hätten sie
Weitere Kostenlose Bücher