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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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hat die Bücher der Pensionskasse be-
    schlagnahmt und nachgewiesen, daß drei Millionen Dollar
    in das Projekt geflossen sind – was jede vernünftige Kos-
    tendeckung weit übersteigt. Kennedys Theorie: Hoffa hat
    mindestens eine Million Dollar abgezweigt und verkauft
    seinen Gewerkschaftsgenossen fehlerhaftes Baumaterial und
    alligatorenverseuchtes Sumpfland.
    Das heißt – betrügerischer Grundstückshandel.
    Ein letzter Zusatz:
    »Hoffa setzt bei dem Sun-Val ey-Projekt einen Strohmann
    ein: Anton William Gretzler, 46, wohnhaft in Florida, drei
    Haftstrafen. Gretzler ist am 29. 10. 58 vorgeladen worden,
    scheint aber vermißt zu werden.«
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    Kemper ging die Liste von Hoffa-Komplizen durch. Ein
    Name ließ ihn aufmerken:
    Pete Bondurant, männlich, weiß, 1,95 Meter groß, 230
    Pfund, geboren am 16. 7. 20 in Montreal, Kanada. Keine
    Vorstrafen. Inhaber einer Lizenz als Privatdetektiv, ehemaliger
    Deputy Bezirkssheriff von Los Angeles County.
    Big Pete: Erpresser und persönlicher Schläger von Howard
    Hughes. Er und Ward Littel hatten ihn einst verhaftet – weil
    Bondurant einen vorläufig Festgenommenen totgeschlagen
    hatte. Littells Kommentar: »Der wohl erschreckendste und
    fähigste abgerutschte Polizist unserer Zeit.«
    Kemper machte sich einen neuen Drink und dachte nach.
    Die Rolle, in der er auftreten wollte, nahm allmählich ge-
    nauere Umrisse an: Heroische Aristokraten haben einiges
    gemeinsam.
    Er mochte Frauen und hatte seine Gattin während ihrer
    gesamten Ehe betrogen. Jack Kennedy mochte Frauen – und
    empfand seine Ehe als zweckdienlich und gegenstandslos.
    Bobby mochte die eigene Frau und schwängerte sie andau-
    ernd – Insidergerüchten zufolge war er treu.
    Kemper hatte in Yale studiert; die Kennedys hatten in
    Harvard studiert. Sie waren stinkreiche irische Katholiken;
    er stammte von stinkreichen Anglikanern aus Tennessee ab,
    die bankrott gegangen waren. Die Kennedy-Familie war groß
    und fotogen; seine Familie war ruiniert und ausgestorben.
    Viel eicht würde er Jack und Bobby eines Tages erzählen, wie
    sich sein Vater erschossen und einen Monat zum Sterben
    gebraucht hatte.
    Südstaatler hier und Bostoner Iren da; beide mit einem
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    eigentümlichen Akzent geschlagen. Er würde sich den Drawl
    wieder zulegen, den abzulegen ihn so viel Zeit und Mühe
    gekostet hatte.
    Kemper durchforstete seinen Ankleideraum. Die Details
    seiner Rolle traten immer klarer hervor.
    Für den Vorstel ungstermin das schwarze Jackett. Eine 38er
    im Schulterhalfter, um bei dem tough guy Bobby Eindruck
    zu schinden. Keine Manschettenknöpfe aus Yale – Bobby
    hatte möglicherweise einen Hang zum Proletarischen.
    Die Kleiderkammer war vier Meter tief. Die Rückwand
    mit gerahmten Fotografien dekoriert.
    Seine Ex-Frau Katherine – die bestaussehende Frau der
    Welt. Sie debütierten gemeinsam beim Cotillon in Nashville
    – wo sie ein Gesellschaftsjournalist als »Verkörperung des
    Südstaatencharmes« beschrieb. Er heiratete sie wegen des Sex
    und wegen des Geldes ihres Vaters. Sie ließ sich von ihm
    scheiden, als sich das Boyd-Vermögen in nichts auflöste und
    Hoover vor seiner Jura-Klasse einen Vortrag hielt und ihn
    persönlich aufforderte, dem FBI beizutreten.
    Katherine, im November 1940:
    »Daß du dich ja vor dem kurzgeratenen Kleinkrämer
    in acht nimmst, Kemper! Ich glaube, der will dir an die
    Wäsche.«
    Sie ahnte nicht, daß Mr. Hoover nur die Macht fickte.
    Andere Fotografien: seine Tochter Claire, Susan Littell
    und Helen Agee – drei FBI-Töchter, die auf Biegen und
    Brechen als Juristinnen Karriere machen wollten.
    Drei beste Freundinnen, die durch ihr Studium in Tu-
    lane und Notre Dame auseinandergerissen worden waren.
    45
    Helens Gesicht war entstellt – er hatte die Bilder in der
    Kleiderkammer aufgehängt, um sich mitleidige Kommen-
    tare zu ersparen.
    Tom Agee hatte in seinem Wagen gesessen – eine Routi-
    neüberwachung von ein paar Bankräubern vor einem Puff.
    Tom war soeben von seiner Frau sitzengelassen worden – und
    hatte für die neunjährige Helen keinen Babysitter finden
    können. So schlief sie auf dem Rücksitz, als die Bankräuber
    auftauchten und aus allen Rohren feuerten.
    Tom wurde getötet. Helen erlitt schwere Verbrennungen
    und wurde für tot liegengelassen. Hilfe traf sechs Stunden
    später ein. Kugelpartikel hatten sich in Helens Wangen ein-
    gefressen und sie für immer entstellt.
    Kemper legte sich die Kleider fürs Vorstellungsgespräch
    zurecht. Er

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