Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
angerufen?«
    »Meine Frau. Ich wollte ihr nur sagen, daß ich spät nach
    Hause komme.«
    Kemper lächelte. »Ein Anruf ins Hotel kostet nicht so
    viel.«
    »Dallas ist ein teures Pflaster«, sagte Pete. »Die nehmen
    es von den Lebendigen.«
    Kemper verfiel in Südstaatenakzent. »Und ob die das tun.«
    Pete knüllte den Becher zusammen. »Kann ich dich ir-
    gendwo absetzen?«
    »Ich besorg’ mir ein Taxi zum Flughafen. Littell hat den
    Piloten angewiesen, auf mich zu warten.«
    »Heim nach Mississippi?«
    »Zu Hause ist es am schönsten.«
    Pete zwinkerte ihm zu. »Paß auf dich auf, Kemper. Und
    vielen Dank, daß du mich mitgenommen hast.«
    911
    Von der Veranda aus konnte man die weite Hügelland-
    schaft überblicken. Eine verdammt schöne Aussicht für ein
    Billig-Motel.
    Er hatte Südseite verlangt. Der Portier hatte ihm ein
    Zimmer abseits vom Hauptgebäude gegeben.
    Der Rückflug war wunderbar gewesen. Der Morgenhim-
    mel verflucht schön.
    Er schlief ein und wachte mittags auf. Im Radio sagten
    sie, daß Jack in Texas eingetroffen war.
    Er rief im Weißen Haus und im Justizministerium an.
    Zweitrangige Assistenten ließen ihn abblitzen.
    Sein Name mußte auf irgendeiner Liste stehen. Sie legten
    mitten in der Begrüßung auf.
    Er rief den Leitenden Sonderagenten von Dallas an. Der
    Mann weigerte sich, mit ihm zu reden.
    Er rief den Geheimdienst an. Der Diensthabende legte auf.
    Er brach das Spiel ab. Er saß auf seiner Veranda und
    dachte noch einmal von vorn bis hinten über alles nach.
    Die Schatten färbten die Hügel dunkelgrün. Er sah immer
    klarer und deutlicher.
    Er hörte Schritte. Ward Littell kam auf ihn zu. Einen
    brandneuen Burberry-Regenmantel über dem Arm.
    »Ich dachte, du wärst in Dallas«, sagte Kemper.
    Littell schüttelte den Kopf. »Ich muß mir das nicht mit
    ansehen. Und ich habe in L. A. noch etwas zu erledigen.«
    »Ich mag deinen Anzug, Junge. Schön, dich so gut ge-
    kleidet zu sehen.«
    Littel ließ den Regenmantel fal en. Kemper sah die Waffe
    und grinste übers ganze Gesicht.
    912
    Littell schoß auf ihn. Die Kugel riß ihn vom Stuhl.
    Den zweiten Schuß empfand er wie eine väterliche Mah-
    nung. KOMM ENDLICH ZUR RUHE. Sterbend dachte
    Kemper an Jack.
    913
    99

    (Beverly Hills, 22. 11. 63)
    Der Page reichte ihm den Schlüssel und deutete auf den
    Bungalow.
    Littell gab ihm tausend Dollar.
    Der Mann war verblüfft. »Sie wollen ihn einfach nur
    sehen ?«fragte der Mann ein ums andere Mal.
    ICH WILL SEHEN, WAS DER PREIS IST.
    Sie standen neben der Putzbaracke. Der Page schaute sich
    andauernd um. »Beeilen Sie sich«, sagte er. »S
    » i
    S e
    e mü
    m ss
    s e
    s n
    e
    n dra
    r u
    a -
    u
    ßen sein, bevor die Mormonen vom Frühstück zurück sind.«
    Littell ließ ihn stehen. Er mußte ständig daran denken,
    was in zwei Stunden geschehen würde und wie spät es in
    Texas war.
    Der Bungalow war lachsfarben und grün.
    Littel ging hinein. Im Vorderzimmer standen diverse Me-
    dizinschränke und Tropfgestelle. Es roch nach Heilkräutern
    und Insektenspray.
    Er hörte fröhliches Kinderlachen. Im Fernsehen lief eine
    Kindersendung.
    Er folgte dem Lachen durch den Flur. Eine Wanduhr
    zeigte 8 Uhr 09 bis 10 Uhr 09 in Dallas.
    Das Lachen ging in einen Werbespot für Hundefutter
    über. Littell preßte sich an die Wand und blickte durch die
    offene Tür.
    Ein IV-Beutel spendete dem Mann Blut. Er war dabei,
    914
    sich eine Spritze zu setzen. Er lag splitternackt auf einem
    hochgeschraubten Krankenhausbett.
    Er verfehlte die Hüftvene. Er piekste die Nadel in den
    Penis und drückte den Kolben durch.
    Das Haar fiel ihm auf den Rücken. Die kralligen Fin-
    gernägel berührten fast die Handballen.
    Das Zimmer stank nach Urin. In einem Eimer voller
    Pisse schwammen ein paar tote Insekten.
    Hughes zog die Nadel heraus. Das Bett bog sich unter
    der Last von einem Dutzend zerlegter Spielautomaten.
    915
    100

    (Dallas, 22. 11. 63)
    Der Stoff wirkte. Heshie entspannte sich und brachte ein
    Lächeln zustande.
    Pete wischte die Nadel ab. »Es findet etwa sechs Blocks
    von hier entfernt statt. Um Viertel nach zwölf rollst du ans
    Fenster. Du kannst die Wagen vorbeifahren sehen.«
    Heshie hustete in ein Kleenex. Blut troff ihm vom Kinn.
    Pete warf ihm die Fernbedienung in den Schoß. »Da-
    nach stellst du den Fernseher an. Sie werden jede Sendung
    unterbrechen, um die Nachricht zu bringen.«
    Heshie versuchte zu sprechen. Pete flößte ihm einen
    Schluck Wasser ein.
    »Daß du mir nicht

Weitere Kostenlose Bücher