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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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stimmte ein paar Lügengeschichten aufeinander
    ab und rief Sally Lefferts an.
    Das Telefon klingelte zweimal. »Hallo?« – das war Sallys
    kleiner Sohn.
    »Junge, hol deine Mama ans Telefon. Sag ihr, ein Freund
    aus dem Büro möchte sie sprechen.«
    »Äh – ja, Sir.«
    Sally kam ans Telefon. »Welcher US-Senatsmitarbeiter
    läßt eine arme, überarbeitete Angestellte nicht einmal an
    ihrem Feierabend in Ruhe?«
    »Ich bin’s, Kemper.«
    »Kemper, wie kommst du dazu, mich anzurufen, wo mein
    Mann gerade im Hintergrund ist!«
    »Pssssst. Ich ruf dich wegen eines Jobs an.«
    »Wie bitte? Willst du damit sagen, Mr. Hoover ist dir
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    hinter deine Frauengeschichten gekommen und hat dir die
    Tür gewiesen?«
    »Ich habe gekündigt, Sal y. Unter Berufung auf die Gefah-
    rendienstklausel habe ich mich drei Jahre vor dem offiziel en
    Ruhestand pensionieren lassen.«
    »Wer hätte das gedacht, Kemper Cathcart Boyd!«
    »Triffst du dich gelegentlich noch mit Jack Kennedy, Sal y?«
    »Gelegentlich, Lieber, seit du mir die Tür gewiesen hast.
    Rufst du an, damit ich dir Skandalgeschichten erzähle und
    aus der Schule plaudere, oder –?«
    »Ich habe die Absicht, mich beim McClellan-Ausschuß
    zu bewerben.«
    Sally pfiff durch die Zähne. »Na, eine ausgezeichnete Idee!
    Weißt du was? Ich lege Robert Kennedy eine Empfehlung
    auf den Tisch, und du bedankst dich mit einem halben
    Dutzend langstieliger Südstaatenrosen.«
    »Du bist selber eine Südstaatenrose, Sally.«
    »Für De Ridder, Louisiana, war eine Frau wie ich zuviel,
    das kannst du mir glauben!«
    Kemper hängte auf, mit Küssen. Sally würde weiterver-
    breiten: Ex-FBI-Autodieb sucht Arbeit.
    Wie er den Corvette-Diebesring geknackt hatte, konnte
    er Bobby gern erzählen. Die Corvettes, die er auf Zubehör
    ausgeschlachtet hatte, brauchte er nicht zu erwähnen.
    Am nächsten Tag machte er sich an die Arbeit. Er schlenderte
    ins Senate Office Building zur Suite Nr. 101.
    Die Empfangsdame ließ ihn ausreden, bevor sie die Ge-
    gensprechanlage anstellte. »Mr. Kennedy, da ist ein Mann,
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    der sich um eine Stel ung als Untersuchungsbeamter bewirbt.
    Er hat eine Pensionsurkunde vom FBI.«
    Hinter ihr öffnete sich eine Art Großraumbüro – jede
    Menge Aktenschränke, Arbeitsnischen und Konferenzräume.
    Männer, die Ellbogen an Ellbogen arbeiteten – der Raum
    vibrierte.
    Die Frau lächelte. »Mr. Kennedy ist bereit, Sie zu empfan-
    gen. Ganz am Ende des ersten schmalen Ganges.«
    Kemper tauchte in das Gewimmel ein. Das Büro wirkte
    wie aus Restbeständen möbliert: Schreibtische und Akten-
    ablagen paßten nicht zusammen, die Pinwände waren zu
    klein für die Papiermenge.
    »Mr. Boyd?«
    Robert Kennedy trat aus seinem Kabäuschen. Ein Büro
    von Standardgröße mit Standardschreibtisch und zwei Stühlen.
    Er offerierte den Standardhändedruck übertrieben fest –
    wie erwartet.
    Kemper nahm Platz. Kennedy deutete auf die Ausbuch-
    tung in der Jacke. »Ich habe nicht gewußt, daß pensionierte
    FBI-Männer Waffen tragen dürfen.«
    »Ich habe mir im Laufe der Jahre Feinde gemacht. Die
    hassen mich mit oder ohne Pensionierung.«
    »Untersuchungsbeamte des Senats sind unbewaffnet.«
    »Wenn Sie mich einstellen, wandert sie in die Schublade.«
    Kennedy lächelte und lehnte sich gegen den Schreibtisch.
    »Sie kommen aus dem Süden?«
    »Nashville, Tennessee.«
    »Sally Lefferts sagte, Sie seien, nun, fünfzehn Jahre beim
    FBI gewesen?«
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    »Siebzehn.«
    »Warum haben Sie vorzeitig den Dienst quittiert?«
    »Ich war in den vergangenen neun Jahren als Ermittler
    für Autodiebstähle tätig und bin an einem Punkt angelangt,
    wo ich den Autodieben zu bekannt war, um als Undercover-
    Agent noch zu überzeugen. Die FBI-Bestimmungen gestatten
    Agenten, die längere Zeit in einem gefährlichen Aufgabenbe-
    reich tätig gewesen sind, vorzeitig in Pension zu gehen, und
    davon habe ich Gebrauch gemacht.«
    »›Gebrauch gemacht?‹ Hat Sie die Aufgabe irgendwie
    geschädigt?«
    »Ich habe mich zuvor um eine Position im Top-Hoodlum-
    Programm beworben. Mr. Hoover persönlich hat meinen
    Antrag abgelehnt, obwohl ihm durchaus bekannt war, daß
    ich seit geraumer Zeit gegen das organisierte Verbrechen
    eingesetzt werden wollte. Nein, ich war nicht geschädigt.
    Ich war frustriert.«
    Kennedy strich sich die Haare aus der Stirn. »Und deshalb
    haben Sie gekündigt.«
    »Ist das eine Anklage?«
    »Nein, eine Feststellung. Offen gesagt, bin ich überrascht.
    Das FBI ist eine

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