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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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dichtgeknüpfte Organisation, deren Ange-
    hörige als besonders loyal gelten, und Agenten pflegen nicht
    aus Verärgerung auszuscheiden.«
    Kemper erhob die Stimme – nur ein bißchen. »Zahl-
    reiche Agenten sind zu der Einsicht gelangt, daß Amerika
    vom organisierten Verbrechen weit mehr bedroht ist als von
    unseren Kommunisten. Die Enthüllungen von Apalachin
    haben Mr. Hoover gezwungen, das Top-Hoodlum-Programm
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    zu initiieren, was er natürlich recht widerstrebend tat. Das
    Programm sammelt nachrichtendienstliche Erkenntnisse über
    das organisierte Verbrechen, wenn auch kein gerichtstaug-
    liches Beweismaterial mit dem Ziel einer bundesstaatlichen
    Anklage, aber das ist immerhin ein Anfang, und ich wollte
    dabeisein.«
    Kennedy lächelte. »Ich kann Ihre Frustration nachvoll-
    ziehen und bin mit Ihrer Kritik an Mr. Hoovers Prioritäten
    einverstanden. Dennoch überrascht mich Ihre Kündigung.«
    Kemper lächelte. »Bevor ich ›kündigte‹, habe ich einen
    Blick in Mr. Hoovers Privatakten über den McClellan-Unter-
    suchungsausschuß geworfen. Was die Arbeit des Ausschusses
    angeht, bin ich auf dem letzten Stand bis hin zu Sun Valley
    und zu Ihrem fehlenden Zeugen, Anton Gretzler. Ich habe
    ›gekündigt‹, weil Mr. Hoover das FBI neurotisch auf harmlose
    Linke ansetzt, während der McClellan-Untersuchungsaus-
    schuß den wirklich bösen Buben auf die Pelle rückt. Ich
    habe ›gekündigt‹, weil ich, wenn ich schon zwischen zwei
    Monomanen wählen muß, lieber für Sie arbeite.«
    Kennedy grinste. »Unser Mandat läuft in fünf Monaten
    aus. Dann sind Sie arbeitslos.«
    »Ich habe eine FBI-Pension, und Sie werden den örtlich
    zuständigen Grand Jurys so viel Beweismaterial liefern, daß
    die die Untersuchungsbeamten des Ausschusses anflehen wer-
    den, als freie Mitarbeiter für sie tätig werden zu dürfen.«
    Kennedy tippte auf einen Papierstapel. »Wir arbeiten hart
    hier. In mühsamer Kleinarbeit. Wir arbeiten Vorladungen aus
    und überprüfen Gelder und prozessieren. Wir setzen unser
    Leben nicht beim Sportwagenklau aufs Spiel, trödeln nicht
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    beim Lunch herum und schleppen keine Damen für einen
    Quickie ins Hotel Willard ab. Wenn wir uns was gönnen
    wollen, dann, indem wir uns gegenseitig lauthals versichern,
    wie sehr wir Jimmy Hoffa und den Mob hassen.«
    Kemper stand auf. »Ich hasse Hoffa und die Gangster,
    wie Mr. Hoover Sie und Ihren Bruder haßt.«
    Bobby lachte. »In ein paar Tagen kriegen Sie Bescheid.«
    Kemper schaute in Sal y Lafferts Büro vorbei. Es war 14 Uhr
    30 – vielleicht war Sally nach einem Quickie im Willard
    zumute.
    Ihre Tür stand offen. Sally saß an ihrem Schreibtisch
    und zerknüllte Papiertaschentücher – neben ihr ein Mann,
    der sich rittlings auf einen Stuhl gehockt hatte.
    Sie sagte: »Oh, hallo, Kemper.«
    Sie hatte leicht die Farbe gewechselt: ein Rosa, das fast
    in Rot überging. Sie wirkte überdreht, hatte alle Anzeichen
    von schlecht überspieltem Liebeskummer.
    »Bist du beschäftigt? Ich komme später vorbei.«
    Der Mann drehte den Stuhl herum. »Guten Tag, Senator«,
    sagte Kemper.
    John Kennedy lächelte. Sally tupfte sich die Augen. »Jack,
    mein Freund Kemper Boyd.«
    Sie schüttelten sich die Hand. Kennedy machte einen
    kleinen Diener.
    »Sehr erfreut, Mr. Boyd.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits, Sir.«
    Sally rang sich ein Lächeln ab. Ihr Make-up war ver-
    schmiert – sie hatte geweint.
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    »Kemper, wie ist dein Vorstellungsgespräch verlaufen?«
    »Ich glaube, gut. Sally, ich muß gleich gehen. Ich wollte
    dir nur für die Vermittlung danken.«
    Bestätigendes Kopfnicken in der ganzen Runde. Sie schau-
    ten einander nicht an. Kennedy reichte Sally ein frisches
    Taschentuch.
    Kemper ging die Treppen hinunter nach draußen. Ein
    Sturm hatte sich zusammengezogen – er duckte sich unter
    einer Statue und ließ sich vom Regen streifen.
    Eigentümlich – gleich beiden Kennedys zu begegnen. Aus
    dem Vorstellungsgespräch bei Bobby war er direkt in Jack
    hineingelaufen. Ihm war, als ob ihn eine unsichtbare Hand
    sanft geschoben hätte.
    Kemper überlegte.
    Den ersten Hinweis auf Sally hatte er von Mr. Hoover
    bekommen – daß sie sein bester Draht zu Jack Kennedy sei.
    Mr. Hoover wußte, daß er und Jack etwas für Frauen übrig
    hatten. Mr. Hoover ahnte, daß er Sally unmittelbar nach
    der Begegnung mit Bobby aufsuchen würde.
    Mr. Hoover hatte geahnt , daß er umgehend bei Sal y wegen
    eines Vorstel ungstermins anrufen würde. Mr.

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