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Ein Ami in Tirol

Ein Ami in Tirol

Titel: Ein Ami in Tirol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Steingruber
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gewunschen.«
    »Gewünscht«, sagte Eva.
    »Ach ja, richtig«, sagte der Amerikaner etwas zerknirscht. »Mein Deutsch... Ich hab' es zwar gelernt. Aber...«
    »Das macht doch gar nix, Mr. Brown«, kam Alois seiner Tochter zur Hilfe. »Wir verstehen uns schon. Mögen S' einen Willkommensschnaps?«
    »Vater - bitte!«
    »Einen Schnaps von die Berge!«, rief Brown. »Das habe ich mir immer gewünscht. Richtig so?«
    »Pfeilgrad!«, rief Alois, lachte meckernd, rieb sich die Hände und öffnete die Tür der Anrichte. »Gläser!«, befahl er vergnügt.
    Eva warf ihm einen zweideutigen Blick zu. Eine willkommene Gelegenheit für dich, sollte dieser Blick wohl bedeuten. Doch der Palauer ignorierte ihn, denn er wusste, jetzt durfte Eva keine Einwände anbringen.
    Um Freundlichkeit bemüht, brachte Eva schließlich die Schnapsgläschen und stellte sie wortlos auf den Tisch.
    »Und Sie, schönste Lady, trinken Sie nicht mit?« fragte James Brown und lächelte Eva dabei an.
    »Nein, ich mag den Schnaps nicht«, wies sie ab. »Kommen wir zur Sache, Mr. Brown.«
    »Lass den Mister doch erst einmal trinken«, fiel Alois seiner Tochter mit einem vorwurfsvollen Kopfschütteln ins Wort. »Dass du es alleweil gar so eilig hast. Wissen S', Mister, meine Tochter ist ein wengl hitzig.«
    »Wie bitte?«
    »Vater!«, flehte Eva. »Lass diese dummen Witze!«
    »Oh, ich denke, ich habe sehr gut verstanden«, meinte der charmante Fremde, denn Charme besaß er ohne Zweifel. Das musste Eva zugeben. Und jede andere Frau hätte dies wohl auch tun müssen.
    Alois Palauer schenkte ein und stieß mit dem unerwarteten Sommergast an.
    »Auf ein glückliches Holliday«, sagte dieser.
    »Also, so etwas tanzen wir nicht auf dem unsrigen Schützenfest«, bemerkte Emerenz.
    »Er meint Ferien«, sagte Eva trocken. »Also, auf einen guten Aufenthalt. Doch sagen Sie, Mr. Brown, wie lange werden Sie bei uns bleiben?«
    »Oh, das weiß ich nicht genau. Ich habe Zeit. Viel Zeit. Und dieses Gegend finde ich zauberhaft.«
    »Warum red' denn der so komisch?«, fragte Emerenz, woraufhin sie von Eva aus der Stube geschickt wurde und maulend abzog.
    »Wir werden sehen«, fuhr Brown fort.
    Eva nannte ihm ihren Übernachtungspreis. »Natürlich mit einem guten Frühstück«, fügte sie etwas hastig hinzu. »Ist Ihnen das nicht zu teuer?«
    »Es ist mir nichts zu teuer, wenn ich dafür in den Bergen sein kann!« rief er begeistert. »Ich glaube schon jetzt, dass ich mich hier sehr wohl fühlen werde.«
    »Das hoffe ich sehr«, wünschte sich Eva. »Aber jetzt mussten Sie noch eine Weile mit meinem Vater vorlieb nehmen, denn ich habe noch einiges zu tun. Heute ist nämlich Schützenfest bei uns!«
    »Schützenfest? So richtig mit Bumm-Bumm?« fragte er und tat, als hätte er ein Gewehr in den Händen und würde zielen.
    »Freilich«, versicherte Alois. »Heut nachmittag wird die Königsscheibe herausgeschossen. Kommen S', setzen wir uns dort an den Tisch. Dann trinken wir noch einen, denn dabei redet es sich leichter.«
    »Vater - denk bitte an deine Leber!«
    »Den weißen Schnaps sieht sie nicht«, bemerkte er verschmitzt lächelnd. »Und einen braunen trink ich gleich gar nicht.«
    Eva zuckte die Schultern, lächelte dem neuen Gast aus Amerika freundlich zu und huschte dann aus der Stube. Auf der Stiege kam ihr Linda entgegen.
    »Wer ist es? Wie sieht er aus? Woher kommt er?«
    Eva zog ihre Schwester hinauf ins Stübchen.
    »Du wirst es nicht glauben. Aber er ist Amerikaner!«
    »Nein!« platzte Linda heraus.
    »Und der nimmt bei uns ein Zimmer? Zahlt er denn, was du verlangt hast?«
    »Beim genauen Betrachten hätt ich noch ein paar Schilling draufschlagen können«, sinnierte Eva. »Aber jetzt ist es zu spät. Ich habe ihm den Preis bereits genannt.«
    »Dann machst du es halt nächste Woche teurer«, riet Linda unkompliziert. »Alles wird teurer, und was wird der schon über Tiroler Verhältnisse wissen?«
    »Er spricht recht gut Deutsch«, bemerkte Eva. »Und er sieht auch gar nicht übel aus. Ein fesches Mannsbild, das muss ich schon sagen.«
    »Du liebe Zeit, ich bin ja schon so gespannt auf ihn!« rief Linda. »Also, wenn das die Leut in Beißlwang erfahren, dass wir einen Amerikaner unter unserem Dach als Gast haben, dann stehen sie glatt Kopf.«
    »Mir wurscht«, meinte Eva vergnügt. »Ein paar Schilling zusätzlich sind es auch. Und darum geht es mir ja nicht zuletzt.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Wir müssen uns beeilen. Wie weit bist du denn mit

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