Ein anderes Leben
ihm zu sagen. Er erzählt, ohne ihm unnötig Angst einzujagen wegen dem, was passieren wird. Zuerst wartet man gegen sechs Uhr am Nachmittag unten am Milchbock, nach Einbruch der Dunkelheit, der gegen zwei Uhr erfolgt, und graut sich ein bisschen, dass etwas mit dem Bus passiert ist, so dass sie die Reise nicht antreten können. Dann kommt wirklich der Bus, man sieht die Lichter schon von weitem, fast bei Forsen, sie werden größer und größer und der Bus hält wie auf Kommando: Es ist unterhalb des grünen Hauses, in dem sie wohnen und das der Vater mit Hilfe seines Vaters, der Dorfschmied war, gebaut hat, also bevor er starb und heimgeholt wurde, ja, das braucht man dem Vater wirklich nicht zu erklären . Dann steigen sie ein und bezahlen. Dann legt der Fahrer Marklin die Holzklötze in den Holzvergaser, der hinten dranhängt. Der Holzvergaser ist, erklärt er dem fragenden Freund, der ja die technische Entwicklung nicht miterlebt hat, wie eine Dampfmaschine, die mit Holzklötzen befeuert wird, weil Krieg ist und Hitler Benzinmotoren verboten hat.
Jetzt folgt der Augenblick, in dem Marklin den ersten Gang einlegt.
Dann startet der Bus ganz langsam, er rollt vorsichtig an, weil bis zu Sehlstedts hinauf eine leichte Steigung ist, aber im allgemeinen geht es gut. Dann fährt der Bus lange durchs Stockdunkle und hält erst an, als man schon von weitem in der Dunkelheit ein gewaltig großes schwarzes Pferd vor einer rissla sieht: Die gehört dem Onkel, und darauf sitzt fast sicher ein Cousin, der Ivan heißt und gleichaltrig ist, und dann geht es ab durch den Wald.
Das Kind kann sich das ganze Jahr hindurch nach dieser eigentlich ziemlich abenteuerlichen Expedition sehnen. Oft hat es Angst, dass etwas mankiert , wie die Großmutter sich auszudrücken pflegte, wenn sie fein reden wollte: Zum Beispiel, dass kein Pferd mit Schlittenin der Pechschwärze dort bei Harrsjömyren steht, wo seine Mutter, als sie klein war, mit hohen Stiefeln watete, wie sie behauptet, und das Sumpfheu mähte, vor der Trockenlegung also. Und wenn der Schlitten nicht dort stünde, was würde eine arme Witwe mit kleinem Kind dann machen dort im Dunkeln, erfrieren oder verhungern oder sich vielleicht vergeblich eines Angriffs von Wölfen erwehren? Konnte man sich ja vorstellen. Auch wenn er ’n Elof nicht zu sehr ängstigen wollte, aber erfahren musste er es ja.
Mehrere Wochen vor dieser ziemlich gefährlichen und sehr abenteuerlichen Reise pflegte er sie herbeizudenken . Also: Zuerst betete er, eigentlich hauptsächlich der Mutter wegen, zu Jesus um Rat und Tat. Aber der Erlöser war selten zu Hause. Nicht dass das etwas machte, der Reisegefährte war ja immer zur Stelle. Dieser hatte die Expedition nie mitgemacht, es nie geschafft, bevor er starb, aber jetzt kam er mit .
So sollte es sein. Mit denen, die zum Himmel heimgeholt worden waren. Man musste sie zurückholen .
Es war schier zum Verzweifeln. De Elof musste ja Eigenschaften gehabt haben, die die Mutter verheimlich hatte.
Er war geschickt, hatte man im Dorf gesagt, dem war wirklich der Daumen nicht mitten in der Hand gewachsen. Auf der Weihnachtsexpedition würde er mitkommen und helfen können. Im Bus zum Beispiel, er könnte Marklin beim Hantieren mit dem Holzgas zur Hand gehen, beim Sack mit den Holzklötzen mit anfassen und später unter den Schaffellen auf dem Schlitten sitzen und guten Rat geben, wie man im unbeleuchteten Wald, der vom Heulen der Wölfe widerhallte, den Weg fand. Dann das ganze Weihnachtsfest dabei sein, außer vielleicht nachts unter Großmutters Schaffelldecke; mit ihr wollte das Kind allein sein. Aber auch unter dem Fell der Großmutter wollte das Kind nicht erzählen, was der Grund für sein eigentümlich ruhiges, beinah lächelndes Schweigen war.
Der Reisegefährte war dabei, unsichtbar, ein wenig am Rand, aber wohlwollend und schweigend, allerdings mit erstaunten und großen Augen. Von dem Moment an, in dem Tante Lilly auf die Treppe vorm Haus hinaustrat und auf der Trillerpfeife nach dem Weihnachtsmann pfiff. Bis zu dem Augenblick, da der Weihnachtsmann aus dem Stall kam, in den sich vor kurzem Onkel John begeben hatte, um Tindra und Stella zu versorgen, wie er zu den Kindern gesagt hatte, aber alle wussten ja.
All diese Information ließ er dem Reisegefährten schweigend zukommen, so dass dieser staunen, aber sich nicht täppisch benehmen sollte. Der Junge saß danach auf der Küchenbank und zählte seine Geschenke, mit stummen Lippenbewegungen wie
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