Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
kühles Glas Wasser, nachdem man einen Monat in der Wüste herumgeirrt war. Es schmeckte wie bester Champagner, wie Erdbeeren mit Sahne, Kahlúa-Schokoladensoße auf französischer Vanilleeiscreme – nach Ambrosia, der Speise der Götter. Was auch immer.
Thierrys Arm verkrampfte sich einen Moment, doch dann entspannte er sich allmählich, während ich von ihm trank. Ich blickte hoch und sah, dass seine Augen dunkel waren, er sie halb geschlossen hatte. Seine Miene war unergründlich.
»Es gibt Gründe, warum ich keine Zöglinge schaffe.«
Ich fuhr mit der Zunge über sein Handgelenk, während mir seine Worte durch den Kopf gingen, die Worte, die er gestern Nacht zu mir gesagt hatte. Ich hätte mich vielleicht gefragt, was sie wohl bedeuteten, wenn ich klar hätte denken können. Aber ich konnte im Moment nicht denken, jedenfalls nicht normal wie sonst.
Unsere Blicke schienen sich eine Ewigkeit zu verschränken. Dann änderte sich seine Miene langsam, ganz langsam, als er seine Fassung wieder zurückgewann.
»Das ist genug, Sarah.« Seine Stimme klang gepresst.
Genug? Nein, noch nicht. Noch ein kleines bisschen. Ich fühlte mich wie Oliver Twist. »Bitte, Sir, ich möchte noch ein kleines bisschen.«
Er stöhnte, als er versuchte, mir den Arm zu entziehen, aber offenbar hielt ich ihn weit kräftiger fest, als ich gedacht hatte.
»Genug«, wiederholte er lauter. Er drückte meinen Arm und zog mich brüsk auf die Füße. Dann legte er eine Hand unter mein Kinn und zog meinen Mund von seinem Handgelenk weg.
Ich fühlte mich merkwürdig, irgendwie schwindlig, berauscht. Ich sah Thierry an, während ich ihn noch auf meinen Lippen schmeckte. Seiner finsteren Miene nach zu urteilen erwartete ich, dass er mich zurückstoßen und aus dem Zimmer stürmen würde.
Stattdessen packte er mich an den Schultern, zog mich an sich und presste seine Lippen auf meine, saugte mich förmlich aus, so wie ich es eben noch mit ihm gemacht hatte. Ich schlang meine Arme um seine Taille und erwiderte den Kuss, innig und so leidenschaftlich, dass ich das Gefühl hatte zu ertrinken …
Dann erst stieß er mich von sich weg und stürmte aus dem Zimmer.
Ich stolperte zur Couch zurück, ließ mich darauf fallen und versuchte so normal zu atmen, wie ich konnte. Ich legte meine Finger auf meine Lippen, benommen von dem, was da eben gerade passiert war.
Also schön, vielleicht war es doch nicht so schlecht, ein Vampir zu sein. Die Jury beriet noch.
Ein paar Minuten verstrichen, bevor ich ein leises Klopfen an der Tür hörte. Ich blickte hoch, erwartete, Thierry zu sehen. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte. »Danke für den Drink.« »Sie küssen großartig?« Aber nichts, was ich hätte über die Lippen bringen können, hätte sich auch nur halbwegs intelligent angehört. Zum Glück musste ich nicht länger nachdenken, denn er war es nicht.
Ein rothaariges Mädchen mit Sommersprossen auf der Nase schob ihren Kopf durch den Türspalt und zwinkerte mir zu. Sie schien noch ein Teenager zu sein.
Sie lächelte mich an. »Hi.«
Ich sah mich kurz um. Ich war die Einzige hier im Raum. Also gut. »Hallo.«
»Sarah«, sagte sie.
»Das ist ja lustig. Ich heiße auch so.«
Es war ein müder Witz, zugegeben, aber sie fand ihn offenbar riesig, denn sie warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend, mit aufgerissenem Mund, was ihre langen Reißzähne präsentierte, die mich ein bisschen verängstigten. Ich hatte etwas Neues, das ich auf meine Liste mit Phobien setzen konnte: laute, rothaarige Teenager-Vampire.
»Nein. Du bist Sarah. Ich bin Zelda.«
»Zelda?«
»Richtig.«
Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen sollte. Sollten wir uns unterhalten? Mir war derzeit nicht sonderlich nach einem Plauderstündchen.
»Thierry hat mich gebeten, dir Kleidung zu bringen.« Der Rest ihres Körpers tauchte hinter der Tür auf, als sie den Raum betrat. Sie trug einen schwarzen Rock und eine smaragdgrüne Bluse. Das Outfit sah aus, als hätte sie es sich von ihrer Mutter geborgt. Sie reichte mir die Kleidung, die sie auf den Armen trug, aber ich nahm sie nicht entgegen, sondern sah sie nur fragend an, während ich aufstand. Ich hatte keine Schmerzen mehr. Genau genommen fühlte ich mich alles in allem fantastisch.
»Warum hat Thierry dich gebeten, mir etwas zum Anziehen zu bringen?«
Sie sah mich unsicher an. »Weil du... heute Abend zu der Schicht eingeteilt bist und... Jeans normalerweise nicht zu unserer Uniform gehören.
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