Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
nicht solchen wie mir. Ich fuhr mit der Zunge über die Zähne im Oberkiefer. Sie fühlten sich normal an. Nichts war spitzer als gewöhnlich. Und ich wollte, dass das so blieb.
Ich klopfte noch einmal, aber es reagierte niemand. Schließlich kam mir die Idee, nach einer Hintertür zu suchen, also ging ich um das Gebäude herum. Auf der Rückseite stand ein großer, grüner Müllcontainer, aus dem der Abfall in den frischen Schnee fiel, und in der Wand leuchtete eine solide rote Tür, an der keine Klinke zu sehen war. Ich klopfte dagegen, bis meine Knöchel wehtaten. Ich wartete ein paar Minuten und klopfte dann erneut.
Nach einigen weiteren Minuten wandte ich mich ab. Meine Wangen waren nass von dem Schnee, der darauf schmolz. Natürlich war es Schnee. Ich weinte doch nicht, ich doch nicht! Na sicher doch!
Die Tür hinter mir klickte, und ich fuhr herum. Sie schwang auf und Thierry steckte den Kopf durch den Spalt.
»Oh, Sie sind’s«, meinte er nicht sehr enthusiastisch.
Ich rannte zu ihm, schlang meine Arme um ihn und blubberte
wie ein Kind in sein schwarzes Hemd. Er umarmte mich nicht, sondern zog mich hinein und schloss die Tür hinter uns. Ich spürte sein Unbehagen, aber er wartete geduldig, bis ich aufhörte zu heulen und mich an ihm festzuklammern.
Schließlich ließ ich ihn los und sah ihn mit geröteten, aufgequollenen Augen an.
»Sie sollten doch erst heute Abend herkommen«, meinte er.
Ich antwortete nicht. Ich glaube, ich hätte nicht mal antworten können, wenn ich es versucht hätte. Ich sah ihn nur mit meinen großen, feuchten Augen an, bis er nickte.
»Also gut. Sie können bleiben, da Sie ja jetzt schon mal hier sind. Es ist aber noch niemand sonst hier. Wir öffnen erst in sechs Stunden.«
Er führte mich in ein kleines Büro. Darin stand eine Couch, ganz ähnlich wie die in seinem Wohnzimmer. Ich kletterte darauf und schmiegte meine Wange gegen das kühle Leder. Allmählich beruhigte ich mich. Hier fühlte ich mich sicher. Bei Thierry. Er starrte mich an, wartete offenbar auf eine Erklärung, warum ich seine Zeit »für sich allein« gestört hatte, aber ich konnte noch nicht darüber sprechen. Als die Angst allmählich von mir abfiel, ließ sie eine bleierne Müdigkeit zurück.
Ich wollte nur meine Augen schließen. Alles ausschließen. Aufwachen und merken, dass dies alles nur ein schrecklicher, grauenvoller Traum gewesen war.
Der Schmerz weckte mich auf. Er fuhr wie ein glühendes Messer durch meinen ganzen Körper. Ich richtete mich zu schnell auf, und bei der plötzlichen Bewegung wurde mir so schwindlig, dass ich rücklings wieder nach hinten fiel.
Der Schmerz gewährte mir eine kurze Ruhepause, bevor er erneut zuschlug. Ich rutschte von der Couch herunter, schon wieder ein Déjà vu, und jaulte möglicherweise dabei leise. Ja genau, jaulte. Nein, es war eigentlich ein lauter Schrei, der mir aber in der Kehle stecken blieb, weil ich keine Luft mehr hatte, ihn auszustoßen.
Ich beschloss ein für allemal, während ich mich vor Schmerzen auf dem Boden von Thierrys Büro wand, dass die Existenz als Vampir ätzend war. Ich wünschte, Gordon wäre noch am Leben, damit ich ihn eigenhändig umbringen konnte, weil er mich in diese blöde Situation gebracht hatte.
Die Tür zu meiner Rechten öffnete sich, und ich blickte hoch. Thierry kam herein und sah mich besorgt an. Er hatte ein Messer in der einen und ein Glas mit Wasser in der anderen Hand.
Ein Neuling-Spezial.
Es störte mich nicht mehr, dass es Blut war. Menschenblut, Vampirblut, Schweineblut – zum Teufel, sogar Hamsterblut wäre mir recht gewesen – Komm zu Mama!
Eine weitere Schmerzwelle erschütterte mich bis ins Mark und ich schrie erneut auf. Thierry schüttelte den Kopf und murmelte etwas wie: »Zu lange. Ich hätte ihr nicht erlauben sollen, so lange wegzubleiben.«
Er zog die Klinge des Messers über sein linkes Handgelenk. Als ich das rote Blut sah, krallte ich meine Nägel in das Leder des Sessels hinter mir. Thierry griff nach dem Wasserglas, das er auf den Tisch gestellt hatte, als ich zupackte und den unteren Rand seines Hemdes erwischte. Das Glas fiel ihm aus der Hand und zersplitterte auf dem Boden.
Ich zog mich ein Stück hoch, sodass ich sein Handgelenk festhalten konnte und zog es instinktiv an meinen Mund. Er
stieß einen überraschten Laut aus, als meine Lippen sich auf seine Wunde legten.
Als sein Blut meine Zunge berührte, verschwand der Schmerz, als hätte er nie existiert. Es war wie ein
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