Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
Cooles Sweatshirt übrigens.«
Ich berührte zerstreut meine Tweety-geschmückte Brust. »Das ist ein Scherz, richtig? Ich habe Schichtdienst?«
»Nein. Ich meine, das ist kein Scherz.«
Ich nahm mir einen Moment Zeit, die Kleidung zu inspizieren. Zelda war ein paar Zentimeter größer als ich, aber wir hatten in etwa die gleiche Größe. Wenn es ihre Kleidung war, würde sie mir passen. Was hatten wir denn da: schwarzer Rock, schwarze Strumpfhose. Schwarze Riemchensandaletten und eine langärmelige, rote Bluse. Nicht gerade mein Geschmack, aber tragbar.
Ich sah sie finster an. »Was genau meinst du mit, ich wäre ›zur Schicht eingeteilt‹?«
Zelda zuckte mit den Schultern. »Bedienen. Thierry sagte, du würdest heute Nacht aushelfen.«
Meine Brauen zuckten hoch, und eine heiße Woge von Wut durchfuhr mich.
So eine verdammte Frechheit! Wir hatten eine Abmachung getroffen. Er sollte mir beibringen, wie ich mich an das Leben als Vampir gewöhnen konnte, ohne vorher an einer Holzvergiftung zu sterben, und dafür sollte ich von ihm alle Informationen bekommen, die ich brauchte, um mein normales Leben weiterführen zu können. Welchen Teil der Abmachung hatte er nicht kapiert? Okay, eventuell hatte ich die Einzelheiten nicht besonders klar definiert, aber ganz bestimmt hatte ich mich nicht bereit erklärt, als Kellnerin in diesem albernen Vampirclub zu schuften.
Ich schüttelte den Kopf. »Daraus wird nichts. Ich habe meine Tage als Kellnerin schon lange, sehr lange hinter mir. Ich
habe es damals gehasst und werde mir das nicht noch einmal zumuten.«
Zelda starrte mich einen Moment an und brach dann plötzlich in Tränen aus. »Aber... er... sagte... du würdest... würdest... aushelfen...«
Ich hob die Hände und versuchte sie zu beruhigen. Was war denn jetzt los, zum Teufel?
»Tut mir leid.« Ich tätschelte verlegen ihre Schulter, während sie schluchzte. »Ich habe nichts gegen Kellnerinnen, wirklich nicht. Es ist ein toller, vornehmer Beruf. Nur eben nichts für mich. Das ist nicht persönlich gemeint. Jedenfalls danke für die Kleidung.«
»Nein, darum geht es nicht. Es ist nur … es ist nur …«
»Nur was?«
»Ralph!«, jammerte sie.
»Ralph? Wer zur Hölle ist Ralph?«
»Ralph ist tot.«
»Oh.« Ich schüttelte den Kopf. »Okay, Zelda. Atme erst mal tief durch und sag mir, wovon du eigentlich redest.«
Der Springbrunnen ließ ein wenig nach. »Ralph war Kellner hier. Bis heute Nacht. Er ist tot. Die Jäger haben ihn erwischt.«
»Oh. Tut mir leid.« Was gab es da mehr zu sagen. Wieder einer, der ins Holz gebissen hatte, sozusagen.
Sie schnüffelte und fuhr mit dem Handrücken über ihre Nase. »Er dachte immer, dass er ewig leben würde.«
»Na ja … das sollte er ja eigentlich auch, oder?«
»Er weigerte sich einfach zu glauben, dass ihm etwas Schlimmes passieren könnte. Aber dann ist es doch passiert.«
»Das nervt wirklich, ja.«
»Also, es ist nicht für ewig, okay? Nur so lange, bis wir jemanden finden, der ihn auf Dauer ersetzt. Thierry meinte, du hättest bestimmt nichts dagegen.«
»Meinte er das, hm?«
Zelda sah mich hoffnungsvoll an. Großartig. Jetzt würden mich auch noch Gewissensbisse quälen, wenn ich mich weigerte. Dabei hatte ich schon genug auf dem Gewissen, ohne mir noch mehr aufzuladen. Ich seufzte.
»Okay. Aber nur für heute Abend.«
Ihr strahlendes Lächeln verscheuchte ihre Tränen. »Danke. Ich stehe hinter der Bar, also haben wir später noch genug Zeit, miteinander zu plaudern.«
»Super.« Sollte Enthusiasmus in meiner Stimme mitgeklungen haben, kann ich versichern, dass er nur gespielt war. »Du darfst also schon Alkohol servieren? Ich dachte, man müsste neunzehn sein, damit man das kann.«
»Da bin ich auf der sicheren Seite«, erwiderte Zelda. »Ich bin letzten Dienstag dreihundertneunzehn geworden.«
»Oh.« Ich verdaute diese Information. »Was sagt man da: herzlichen Glückwunsch?«
»Eigentlich habe ich aufgehört, meinen Geburtstag zu feiern, als ich zweihundert wurde.« Sie ging zur Tür. »Ich bin an der Bar. Wenn du Fragen hast, dann wende dich ruhig an mich, okay?«
»Okay. Danke.«
Ich sah dem drei Jahrhunderte alten rothaarigen Barmädchen nach, als es das Büro verließ, und schüttelte den Kopf. Das Äußere konnte wirklich enorm täuschen.
Da saß ich nun. Soeben in die Kellnerschicht gelockt, als Ersatz für einen toten Vampir mit dem unwahrscheinlichen Namen Ralph. In gewisser Weise war es ganz gut, dass ich
heute Nacht
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