Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
nicht fragen muss. Ich will schließlich nicht, dass der Meister verdurstet.« Ich verzog spöttisch das Gesicht.
Barry starrte mich an, länger, als mir lieb war, bevor er schließlich antwortete. »Preiselbeersaft.«
Das überraschte mich jetzt wirklich. »Kein Blut?«
»Er trinkt nur sehr selten in der Öffentlichkeit Blut.«
»Interessant.«
Barry zuckte mit seinen schmalen Schultern. »Wenn Sie das sagen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
Er nickte mir knapp zu und ging seiner wenig fröhlichen Wege. Ich fragte mich ernsthaft, wo er den Besenstiel gefunden hatte, der so klein war, dass er ihn sich in den Hintern hatte schieben können. Er war ganz und gar nicht mein Lieblingskerl in der Stadt, aber was konnte ich schon tun? Vielleicht hatte er ja so einen Napoleonkomplex. Kleine Männer mit großen Verhaltensproblemen.
Jemand tippte mir nachdrücklich auf die Schulter, und ich drehte mich um.
Ein stämmiger Kerl in einem olivgrünen Overall und einem schwarzen T-Shirt hielt mir ein Klemmbrett unter die Nase. »Unterschreiben Sie bitte für das Fass 0-Neg?«
»Das Fass was?«
»Null-negativ. Unterschreiben Sie einfach hier auf der gepunkteten Linie.« Er deutete auf die entsprechende Stelle auf dem Blatt Papier.
Hinter ihm stand ein silbernes Fass, das ich für ein Bierfass gehalten hätte. Normalerweise jedenfalls. Vermutlich war 0-Neg kein Kodename für Alkohol. Aber wer lieferte Fässer mit Blut an einen Vampirclub?
Ich blickte auf das Formular. Der Name der Firma war »Die Blutlieferanten«. Okay, das klang logisch.
Ich unterschrieb wie eine gehorsam Angestellte auf der gepunkteten Linie; dann riss mir der Kerl das Klemmbrett aus der Hand und marschierte zur Hintertür. Er hatte es verdammt eilig. Ich fragte mich, wie viele Lieferungen er heute Nacht noch erledigen musste. Wie viele Vampirclubs gab es in Toronto eigentlich?
Allmählich tröpfelten die Gäste ein. Keiner von ihnen sah
so verblüfft und derangiert aus wie ich letzte Nacht. Im Gegenteil, sie schienen schon häufig hier gewesen zu sein und waren offenbar daran gewöhnt, ihren Club durch ein Sonnenstudio zu betreten. Die Band trat um halb acht auf die Bühne und erfüllte die rauchige Luft mit dunkler, sexy Musik.
Wenn ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass all diese Leute Vampire waren, fühlte es sich hier an wie in jedem anderen Club. Nichts war außergewöhnlich. Keiner der Leute machte Ärger. Sie waren hier, um den Ärger zu vergessen, den sie draußen hatten, und freuten sich, ein paar Stunden in Frieden und Sicherheit zu verbringen. So wie ich. Es war ein tröstender Gedanke. Einen Augenblick lang. Dann fielen mir wieder Dan und sein Kumpel ein und was sie Quinn angetan hatten. Wie hatte Thierry gesagt: »Vampire können gut oder böse sein... genauso wie Menschen.«
»Was darf ich Ihnen bringen?« Ich näherte mich dem letzten Paar, das den Club betreten hatte. Nach ein paar Stunden hatte ich mich an den Job gewöhnt. Niemand machte mir das Leben schwer. Natürlich erntete ich einige neugierige Blicke. Entweder kannten die Leute mich gar nicht oder sie hielten mich für Thierrys neue Freundin. Ich sparte mir den Atem, mit ihnen zu streiten. Thierry war bis jetzt noch nicht aufgetaucht, und das war so ziemlich das Einzige, was mir Stress machte. Ansonsten fühlte ich mich im Midnight Eclipse recht wohl.
Der Mann am Tisch lächelte mich an. Allerdings fiel es mir schwer, ihn einen Mann zu nennen. Er wirkte mehr wie ein Collegestudent, der bis spät in die Nacht über seinen Büchern gehockt hatte. Er hatte scharf geschnittene Gesichtszüge, blondes Haar und war bartlos. Er trug ein kurzärmeliges, blauweißes Polohemd und eine dunkelblaue Hose. »Ich hätte gern einen AB-Positiv und einen Orangensaft.«
Big spender, dachte ich. AB-Positiv war eine seltene Blutgruppe, und ich hatte bereits gelernt, dass der Drink umso teurer war, je seltener die Blutgruppe war. Was auf eine merkwürdige Stephen-King-Weise natürlich logisch war.
»Cool.« Ich notierte die Bestellung auf einem Block, den ich in Thierrys Büro gefunden hatte. Mein Gedächtnis war echt lausig. »Und was möchten Sie?«
Ich wandte mich an seine Freundin. Sie gehörte nicht gerade zur dezenten Sorte. Von allen Gästen heute Abend wirkte sie am meisten so, als gehörte sie in einen Vampirclub. Über einer schwarzen Jeans trug sie ein tief ausgeschnittenes schwarzes T-Shirt, das nur sehr wenig von ihrem blassen Dekolleté der Fantasie
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