Ein Antrag nach Mitternacht
Wer würde da schon eine Kutsche verfolgen, nur weil aus ihr ein paar laute Rufe nach draußen drangen?
Als sie ihre Arme nicht mehr bewegen konnte, zog er ein Taschentuch aus der Jacke und stopfte es ihr in Mund. „Halten Sie endlich die Klappe! Mein Gott, was für ein Organ!“
Als er dabei war, sein Halstuch abzulegen, nutzte Francesca den Moment, um sich in die andere Ecke der Kutsche zu werfen. Sie spuckte das Taschentuch aus und fing erneut zu schreien an. Fluchend bückte er sich, um das Tuch aufzuheben. In diesem Moment bog die Kutsche um eine Ecke. Er verlor den Halt und landete auf dem Boden.
Sofort trat Francesca nach ihm. Eigentlich wollte sie ihn am Kopf treffen, jedoch reagierte er schnell genug und konnte ausweichen, sodass sie stattdessen nur die Schulter erfasste. Danach versuchte sie aber nicht weiter, ihn außer Gefecht zu setzen. Sie machte einen Satz zur Tür und drückte den Griff nach unten.
Das Gefährt war deutlich langsamer geworden, als der Kutscher es in eine andere Straße manövrierte. Und nun verringerte sich das Tempo nochmals, ohne eine weitere Biegung. Als die Tür aufging, erkannte Francesca, dass sie den Markt erreicht hatten. Kurz vor Sonnenaufgang waren die Händler damit beschäftigt, ihre Stände aufzubauen und ihre Waren auszulegen. Das war also der Grund, warum die Kutsche langsamer geworden war.
Sie klammerte sich am Türgriff fest. Sie wollte aus der Kutsche springen, doch in letzter Sekunde zögerte sie, da sie fürchtete, dass das Gefährt noch immer zu schnell war. Perkins hatte sich inzwischen aufgerappelt und wollte nach ihr greifen, was für sie Ansporn genug war, doch den Sprung zu wagen. Inständig betete sie, dass sie nicht zurückgeschleudert wurde und unter die Räder der Kutschen geriet.
Sie flog durch die Luft, landete aber entgegen ihrer Befürchtung nicht auf dem Pflaster, sondern mitten in der Obstauslage eines Marktstandes. Der Händler, der Kisten mit Pflaumen und Beeren aus seinem Wagen lud, stieß einen wutentbrannten Schrei aus.
Er ließ seine Früchte fallen und packte sie am Arm, um sie von seinen Waren wegzuzerren. „Verdammt, Weib! Was fällt Ihnen denn ein?“
Francesca sträubte sich mit aller Macht gegen den festen Griff, während sie hörte, wie Perkins den Kutscher anbrüllte, er solle gefälligst anhalten. In ihrer Angst mobilisierte sie ihre letzten Kraftreserven, befreite sich vom Händler und rannte davon.
Ihre Füße schmerzten auf dem unebenen Kopfsteinpflaster, und sie musste erkennen, dass es unglaublich schwierig war, mit gefesselten Händen zu rennen. Dennoch hastete sie die Straße entlang, so schnell sie konnte. Dabei wurde sie von Rufen und Gejohle begleitet, und einer der Händler pfiff sogar und klatschte in die Hände, als würde er ein Wettrennen verfolgen. Aber niemand kam auf die Idee, einzuschreiten und Perkins aufzuhalten. Der kam schnell näher, da sie hören konnte, wie seine Schritte hinter ihr immer lauter hallten. Plötzlich sprang er sie von hinten an und riss sie zu Boden.
Francesca stürzte hart, und einmal mehr wurde ihr die Luft aus den Lungen gepresst, da Perkins auf ihr lag. Ihr Kopf dröhnte durch den Aufprall.
Perkins rollte nun zur Seite, sprang auf seine Beine und hob sie hoch, um sie zurück zur Kutsche zu tragen. Sie rang heftig nach Atem. Sie konnte nicht einmal protestieren oder nach ihm schlagen und treten.
„Ruhig, meine Liebe“, redete er auf sie ein. „Ich weiß, du bist nervös, aber das geht vorbei.“ Den Umstehenden erklärte er: „Ich bitte um Verzeihung, meine Frau ist momentan nicht ganz sie selbst. Sie hat unser Kind verloren, müssen Sie wissen. Ich fürchte, das ist nicht ohne Folgen für ihren Verstand geblieben.“
„Nein“, keuchte sie.
„Nur nicht aufregen. Wir bringen dich jetzt nach Hause, und der Doktor wird dafür sorgen, dass es dir wieder besser geht.“
„Hey, Sie!“ Der stämmige Obsthändler lief auf Perkins und Francesca zu und zeigte auf seinen Stand. „Und wer wird für den Schaden aufkommen? Das war Qualitätsware! Sie hat mir alles ruiniert!“
Perkins holte ein paar Münzen aus der Tasche und warf sie dem Mann zu, der sich damit zu begnügen schien. Anschließend begab er sich mit Francesca zur Kutsche.
„Na, komm schon, mein Schatz, es wird alles wieder gut“, redete er laut auf seine Gefangene ein, stieg mit ihr in die Kutsche ein und schlug die Tür hinter sich zu.
Sofort setzte sie sich zur Wehr. Doch er konnte ihr ausweichen und sie
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