Ein Antrag nach Mitternacht
sie längst zu Boden gesunken wäre, hätte sie sich nicht weiter so krampfhaft an seiner Jacke festgehalten.
„Vielleicht wäre es besser …“ Sinclair drehte sie so, bis sie mit dem Rücken zu ihm stand, dann hob er ihr langes, volles Haar hoch, damit er sich vorbeugen und ihren Nacken küssen konnte.
Die federleichte Berührung durch seine Lippen ließ sie erzittern, und sie sank wie ohnmächtig gegen seine breite Brust. Er drückte sie enger an sich. Während er weiter ihren Hals küsste, schob er eine Hand gemächlich über ihren Körper, berührte ihre Brüste, strich über ihren Bauch, wobei er sich immer weiter dem Zentrum ihres Verlangens näherte.
Sie hielt den Atem an, denn sie glaubte, dass er nun seine Finger zwischen ihre Schenkel gleiten lassen würde. In dem Moment jedoch beendete er seine Liebkosungen und drehte Francesca zu sich um, die das so willenlos wie eine Puppe mit sich machen ließ.
„Aber alles in allem wäre das sicher das Beste, was ein Mann tun sollte.“ Er sprach leise, während er erst die eine Wange, dann die andere küsste.
Seine Lippen strichen einmal, zweimal über ihren Mund, erst dann küsste er sie richtig. Es war ein Kuss, bei dem sie regelrecht dahinschmolz, während sie die Arme um seinen Hals schlang und sich an ihn drückte. Sie spürte, wie seine Zunge in ihren Mund vordrang. Sie wehrte sich nicht dagegen.
So hatte er sie auch damals geküsst, und so wie damals entfachte sein Kuss ein Feuer in ihrem Inneren. Sie standen so fest aneinandergedrückt da, dass sich zwischen ihnen nichts weiter befand als ihre Kleidung, und selbst die empfand Francesca in diesem Moment als störend. Sie wollte seine Haut auf ihrer spüren, sie wollte sich an seinem Körper reiben.
Seine Arme hatte er um sie geschlungen, während er sie weiter innig küsste. Francesca klammerte sich an ihm fest, ihr Herz schlug wie verrückt. Ihre Sinne waren so überwältigt, dass sie gar nicht mehr wusste, was sie alles gleichzeitig fühlte. Da war ein fast schmerzhaftes Sehnen, begleitet von einer Begierde, die ihr völlig fremd war.
Mit einem kehligen Stöhnen löste er sich schließlich von ihr und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. „Francesca. Mein …“, begann er, kam aber nicht weiter. Sekundenlang war nichts anderes zu hören als beider angestrengtes Atmen.
Schließlich sagte er mit zittriger Stimme: „Ich glaube, diese Lektion sollte jetzt besser beendet werden.“
Francesca nickte nur, da sie zu benommen war, um einen zusammenhängenden Satz zu sprechen.
Rochford legte seine Hände an ihr Gesicht und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Dann wandte er sich ab und verließ mit ausholenden Schritten das Zimmer. Francesca eilte ihm nach und sah noch, wie er das Haus verließ. Alles war düster, und ihr wurde klar, dass die Diener alles aufgeräumt hatten und zu Bett gegangen waren.
Langsam machte sie kehrt, ging zurück zum Sofa und ließ sich darauf fallen.
Was war hier gerade geschehen?
Einerseits fühlte sie sich erschöpft an, andererseits war sie hellwach und sprühte vor Energie. Sie wollte Sinclair hinterherlaufen und ihm zurufen, er solle zurückkommen. Sie wollte in seine Arme sinken und ihn anflehen, sie noch einmal so zu küssen. Sie wollte … lieber Himmel, sie wusste überhaupt nicht, was sie wollte. Ihr war nur klar, dass sie solche Empfindungen nie zuvor gespürt hatte.
Vor langer, langer Zeit, als sie mit Rochford verlobt war, da hatte sie ein gewisses Verlangen wahrgenommen, das auf Gefühle hindeutete, die tief in ihr verborgen lagen. Aber niemals war es ein solch loderndes, pulsierendes Feuer gewesen, und niemals hatte ihr Herz so geschlagen, als wollte es aus ihrer Brust ausbrechen. Nie zuvor hatte sie diese Begierde gehabt, mehr davon zu spüren.
Waren dies die Empfindungen, die andere Frauen spürten? Waren dies die Dinge, die verheiratete Frauen dazu brachten, untereinander kichernd zu tuscheln, wenn sie sich über ihre Männer unterhielten? Freute sich jede von ihnen auf den Abend, wenn sie wusste, ihr Ehemann würde zu ihr ins Bett kommen, weil es bedeutete, dass eine Zeit der puren Lust sie erwartete?
Sie schloss die Augen und vergrub sich in die Samtkissen. Hätte Sinclair nicht aufgehört, hätte sie sich dann mit ihm im Bett wiedergefunden? Und hätte sie dabei zum ersten Mal Lust empfunden anstelle von Schmerz und Demütigung?
Der Gedanke ließ ihre Wangen glühen. Sie stand auf und ging im Zimmer auf und ab, während sie über ihre
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