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Ein Antrag nach Mitternacht

Ein Antrag nach Mitternacht

Titel: Ein Antrag nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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zurückziehen.“
    Sie stand auf und hoffte inständig, ihre Beine würden sie bis in ihr Schlafzimmer nicht im Stich lassen. Gleichzeitig richtete sich Maisie auf. „Soll ich Ihnen behilflich sein?“
    Francesca schüttelte den Kopf und brachte ein flüchtiges Lächeln zustande. „Nein, es geht mir gut. Ich … ich muss jetzt nur eine Weile allein sein.“
    Sie verließ den Raum, Maisie folgte ihr unschlüssig. Die anderen Diener standen im Foyer und tuschelten aufgeregt, aber die Gruppe verstummte sofort, als sie Francesca aus dem Salon kommen sahen. Fenton trat vor, die anderen blieben hinter ihm und sahen sie mit einer Mischung aus Angst und Mitgefühl an.
    „Mylady, kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein?“, begann er bedächtig, wobei er eine besorgte Miene machte.
    „Danke, Fenton. Wenn Sie bitte Sir Alan ausrichten, dass ich heute Abend unpässlich bin …“
    „Selbstverständlich, Mylady.“ Er verbeugte sich ernst.
    Francesca nickte und ging zur Treppe. Ihre Knie fühlten sich wacklig an, und sie klammerte sich am Geländer fest, um sich nach oben zu ziehen. Gefühle stürzten auf sie ein und drohten, sie in lautes Kreischen oder in Tränen ausbrechen zu lassen – vielleicht auch beides zusammen. Sie spürte, dass die verunsicherten Blicke ihrer Dienerschaft ihr folgten, während sie eine Stufe nach der anderen bezwang, und es kostete sie ihre letzten Kraftreserven, nicht hemmungslos zu weinen.
    Im letzten Augenblick schloss sie die Schlafzimmertür hinter sich, da begann sie laut zu schluchzen und sank auf der Stelle zu Boden. Arme und Kopf legte sie auf einen Stuhl, dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Zorn, Angst und Scham kämpften in ihr um die Vorherrschaft und vermischten sich zu einer erdrückenden Gewalt, die ihr die Luft nahm.
    Was sollte sie machen? Wie würde ihr Leben aussehen? Perkins’ Worte stürmten auf sie ein und durchbrachen die Barrikaden, die sie in den letzten Wochen errichtet hatte. Sie wusste, ihr Bruder würde sie bei sich aufnehmen. Sie würde nicht auf der Straße leben müssen, wie der Schuft es behauptete. Aber es war die Demütigung, die ihr so zusetzte, die Erkenntnis, dass sie für den Rest ihres Lebens von einem Verwandten abhängig sein würde.
    Dann besaß sie kein eigenes Zuhause mehr, und ihr gesamtes Hab und Gut beschränkte sich auf das, was sie am Leib trug. Dann war sie auf die Güte und Freundlichkeit anderer angewiesen, bewegte sich am Rande von Dominics und Constances Leben und beobachtete deren Kinder, deren Ehe, deren Glück. Sie würde das Leben aufgeben müssen, für das sie nach Andrews Tod so hatte kämpfen müssen, um es weiterhin führen zu können. Dann würde all ihr Geschick, mit dem sie genügend Geld eingenommen hatte, um ihre kleine Familie aus Bediensteten über Wasser zu halten, völlig vergebens gewesen sein.
    Nicht nur sie musste dann das Haus verlassen, sondern Fenton und die anderen ebenfalls. Sie konnte wirklich nicht von ihrem Bruder erwarten, dass der auch noch für die Kosten zusätzlicher Bediensteter in seinem Haushalt aufkam, selbst wenn der eine oder andere bereit sein sollte, das Leben in der Stadt gegen eine Anstellung auf dem Land einzutauschen. Sie hatte sie alle enttäuscht, und sie wusste, dass sich unter die Sorge der Bediensteten um Francescas Wohl auch Angst um die eigene Zukunft mischte. Die Köchin würde schnell woanders eine Arbeit finden, doch was war mit Fenton? Er war allmählich zu alt, um irgendwo eingestellt zu werden.
    Fast noch schlimmer als all diese Dinge war die Tatsache, dass jeder in der Gesellschaft von ihrer Misere erfahren würde. Manche würden Mitleid mit ihr haben, während bei anderen als einzige Reaktion Schadenfreude zu erwarten war. Und jeder würde wissen, dass sie kläglich gescheitert war, dass ihr Ehemann sich nicht für sie interessiert und sein Leben ebenso weggeworfen hatte wie ihres. So wenig sie auch noch für Andrew empfand, war der Gedanke für sie unerträglich, dass alle Welt erfahren würde, was für eine klägliche Ehe sie geführt hatten. Und selbst wenn ein Gericht Perkins’ Forderung abweisen würde, war bis dahin doch ihr ganzes Leben vor jedermann ausgebreitet worden, und jeder konnte alle peinlichen Details erfahren.
    Bei dem Gedanken bekam sie eine Gänsehaut, und wenn sie sich nur vorstellte, dass Perkins hier in ihrem Haus leben würde, dann wurde ihr speiübel. Voller Verzweiflung versuchte sie einen Ausweg zu finden, wie sie sich selbst vor dieser

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