Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
und interessante Stichwunde«, murmelte Doktor Sorjonen, während er in dem Loch in der Brust des Bischofs wühlte.
    »Wäre der Speer ganz und gar hindurchgegangen, wenn das Schulterblatt nicht im Weg gewesen wäre?«, fragte Huuskonen neugierig.
    »Stell du nicht noch solche Fragen, Oskari«, knurrte der Bischof.
    »Ich wollte dich nur begrüßen und mich bei dir entschuldigen. Es war mein Fehler, ich hätte eine Wache am Brunnen aufstellen sollen, damit kein Unbefugter seinen Kopf durch die Öffnung steckt, so wie du es getan hast. Haben dich die Bauersleute nicht gewarnt?«
    Der Bischof mochte sich nicht mehr zum Thema äußern, und auch Doktor Sorjonen erklärte, dass er den Verletzten in Ruhe behandeln wolle. Huuskonen sagte ein paar tröstende Worte zum Bischof und entfernte sich. Bald kam er jedoch noch einmal zurück und fragte ihn:
    »Soll ich den Vorfall bei der Polizei anzeigen und ein Verhörprotokoll anfertigen lassen?«
    »Auf keinen Fall«, brüllte der Bischof. Er wolle den ganzen grässlichen Vorfall vergessen, jetzt und für im­ mer, amen und hinaus!
    Bischof Ketterström wurde am folgenden Morgen in die Diakonie von Helsinki verlegt, wo er seine Verletzung auskurieren sollte. Laut Prognose würde er längere Zeit keinen Elch und auch kein anderes Wild mehr schießen können, da sich die Wunde genau an der Stelle unter­ halb des Schlüsselbeins befand, gegen die der Kolben des Gewehrs beim Schießen drückte. Doch das Bistum konnte er in etwa zwei Wochen wieder leiten, sagten die Ärzte der Diakonie. Offiziell wurde die Erklärung he­ rausgegeben, dass sich der Bischof beim Jagdausflug leicht an der Schulter verletzt habe, als er über einen aus dem Boden ragenden spitzen Stock gestolpert sei. Keine sehr große Lüge, und nicht einmal vor Gott böse, fand man im Krankenhaus und im Domkapitel.
    Pastor Huuskonen versah sein Amt äußerlich unbe­ eindruckt, wartete jedoch auf die Reaktion des Bistums. Als keine erfolgte, stürzte er sich neu gestärkt auf seine Hobbys. Neben dem vertikalen Speerwurf befasste er sich neuerdings wieder mit Astronomie, die er bereits in seiner Jugend betrieben hatte. Je weniger er an Gott glaubte, desto interessanter erschienen ihm das Weltall und die möglicherweise darin lebenden intelligenten Wesen. Als im Wissenschaftszentrum Heureka eine internationale Konferenz über intelligentes Leben im Kosmos stattfand, fuhr Huuskonen hin, hörte sich die Vorträge an und las dicke Stapel vervielfältigten Materi­ als. Es zeigte sich, dass die Menschheit schon seit mehr als zwanzig Jahren mit Radioteleskopen den Kosmos nach Funksignalen abhörte, vorläufig ohne Erfolg. Ernst zu nehmende Wissenschaftler gingen jedoch davon aus, dass der Mensch nicht die einzige intelligente Gattung im Weltall war, und zu derselben Auffassung war auch Huuskonen inzwischen gelangt. Wenn Gott die Men­ schen, die Tiere, Pflanzen und vielerlei anderes auf der Erde geschaffen hatte, warum sollte er dann nicht auch gleichzeitig anderswo im All tätig geworden sein? Sämtli­ che Galaxien und Sonnensysteme waren Gottes Terrain, nicht nur dieser madige Erdball.
    Neben der Beschäftigung mit diesen Ideen plante er den Bau einer Winterhöhle für seinen Bären. Er telefo­ nierte mit Spezialisten und las einschlägige Fachlitera­ tur, die überraschenderweise gerade in Finnland reich­ lich publiziert worden war. Er kaufte sogar den pracht­ vollen Bildband Der Braunbär, dessen Text von dem Bärenforscher Erik S. Nyholm stammte, für die Illustra­ tion zeichnete der Naturfotograf Eero Kemilä verantwort­ lich. Ratschläge bekam er außerdem von Sonja Samma­ listo, Raubtierforscherin an der Universität Oulu, und von den Tierparks in Korkeasaari und Ähtäri.
    Huuskonen beabsichtigte zunächst, die Bärenhöhle im Garten des Pfarrhauses zu errichten, aber seine Frau wurde fuchsteufelswild, als sie von dem Plan erfuhr.
    »Bist du übergeschnappt? Eine Bärenhöhle vor unsere Haustür zu setzen! Begreifst du nicht, dass im Frühjahr womöglich ein schreckliches Raubtier herauskriecht? Denn das Vieh wächst natürlich die ganze Zeit in seiner Höhle, während es nur schläft und furzt, und das Erste, was es im Frühjahr macht, ist, uns zu töten und aufzu­ fressen, weil es ausgehungert ist.«
    Da half nichts, auch wenn Oskari ihr erklärte, dass der Bär im Winter in seiner Höhle nicht viel wächst und während des Schlafens auch nicht verwildert.
    »Bring Sapperlot zur Witwe Rehkoila, dort

Weitere Kostenlose Bücher