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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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wissenschaftli­ che Winterschlafforschung ebenfalls elektrischer Strom
    erforderlich.
    »Und soll es auch einen Wasseranschluss geben?« »Das wäre bestimmt gut, damit man sich wenigstens
    die Hände waschen und etwas trinken kann. Sonst muss man jedes Mal hinauskriechen und weckt dabei womöglich den Bären auf.«
    Bauinspektor Soininen schlug noch vor, über der Schlafstelle des Wächters eine kleine Klimaanlage zu installieren, so wie sein Cousin sie in seiner Ferienwoh­ nung in Portugal eingebaut hatte.
    »Das Ding ist total geräuschlos und kostet nicht viel«, schwärmte Soininen. Er hatte den Cousin während des Urlaubs besucht, und sie hatten nicht einen Tag unter der Hitze gelitten. Im Bedarfsfall könnte man das Gerät umschalten, sodass es die Höhle beheizte.
    Der Pastor wollte natürlich unbedingt die Klimaanlage haben, denn zweifellos würde sie dafür sorgen, dass die Luft nicht so stickig würde, wie es sonst zu befürchten stand.
    »Na gut, ich zeichne die Stelle für das Gerät ein, und auch den entsprechenden Anschlusskanal. In demsel­ ben Kanal könnte man auch ein Periskop installieren, was meinen Sie?«
    Ein Periskop anzuschaffen erschien vernünftig. Wenn der Pastor als Sapperlots Wächter auf seiner Matratze liegen würde, könnte er bei Bedarf durchs Periskop beobachten, was draußen vorging, und brauchte nicht extra hinauszukriechen. Eine Bärenhöhle war gewis­ sermaßen wie ein U-Boot, sie schwamm unter dem Schnee in der Welt des Traums und hatte keine Fenster zur Außenwelt.
    »Radio, Telefon?«
    »Selbstverständlich. Beide mit Kopfhörern, damit der Bär nicht vom Klingeln des Telefons oder vom Klang des Radios aufwacht.«
    Auch ein Faxgerät könnte von Nutzen sein. Die Biolo­ gin aus Oulu hatte sowieso gesagt, dass ein Faxan­ schluss für ihre Forschungstätigkeit unerlässlich sein würde. So wurde die Bärenhöhle also auch ans Telefon­ netz angeschlossen.
    Soininen versprach, für die Wächterabteilung eine Öffnung einzuplanen, hinter der eine Kühltasche Platz hatte, aus der man sich kaltes Bier oder kleine Snacks nehmen konnte. Und war vielleicht eine Feuerstätte oder Kochplatte angebracht? Den Bären einzuschläfern und seinen Schlaf zu erforschen war unter Umständen langwierig, und im Gegensatz zu einem schlafenden Tier verlangte es den Menschen nach warmem Essen.
    »Ich bin für eine Mikrowelle, die macht keinen Lärm und ist sauber«, entschied der Pastor.
    Der Bauinspektor versprach, die Pläne fertig zu stel­ len und sie dem Bauausschuss vorzulegen.
    »Eigentlich ist für diese kleine Behausung keine Bau­ genehmigung erforderlich, aber sehen wir es als Präze­ denzfall an, der dennoch im Ausschuss behandelt wer­ den sollte. Ich muss mir noch überlegen, unter welcher Bezeichnung die Höhle geführt werden soll. Das Bauge­ setz kennt keine Bärenhöhlen.«
    »Wie wäre es mit Tiergehege?«, versuchte der Pastor bei der Lösung des bürokratischen Problems zu helfen. Soininen akzeptierte die Bezeichnung und sagte, dass er garantiert der erste Bauinspektor auf der Welt sei, der die Ehre habe, einen Genehmigungsantrag für eine Bärenhöhle zu stellen.
    »Wenn wir uns dann noch die Schneekanone von der Sprungschanze holen und auf das Dach der Höhle einen Meter Schnee schießen, wird sie ganz natürlich und schön.«
    DER BAU DER BÄRENHÖHLE
    Sapperlot gähnte mit weit aufgerissenem Maul, während er zusah, wie Speerwerfer Jari Mäkelä ihm aus Brettern eine Winterhöhle zusammennagelte. Der Bär begriff nicht viel davon, und es war ihm auch egal, er war einfach nur gern dabei, wenn Pastor Huuskonen und Bauinspektor Soininen draußen herumwerkelten. Witwe Rehkoila fütterte ihn hin und wieder mit deftigen Bis-sen, zum Beispiel geräuchertem Schweinespeck oder Ringwurst, und oft machte sie ihm sogar Nudelsuppe mit Honig. Anschließend hätte er am liebsten alle viere von sich gestreckt.
    Es war bereits Ende Oktober, und kalter Nieselregen fiel. Jari Mäkelä erzielte beim Speerwurf aus dem Brun­ nen bereits sechzehn Meter siebenundvierzig, und er hatte für sein Hobby neue eifrige Anhänger gefunden. Eine Sportgemeinschaft namens Vertikalwerfer Num­ menpää e.V. war gegründet worden, der örtliche Lions Club fungierte als Sponsor und hatte für die Auswahl­ mannschaft bereits T-Shirts mit Ellenbogenpolsterung für den Wurfarm bestellt, auf dem Rücken trugen die Hemden die Aufschrift:
    DEN SPEER HOCH HINAUF
    DA KOMMT FREUDE AUF!
    Nummenpääs Vertikalwerfer

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