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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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kannst du ihm meinetwegen eine Höhle bauen, so groß du willst, aber hier im Pfarrhaus haben Bären nichts mehr zu suchen. Und nimm auch gleich das staubige Ungetüm mit«, sagte sie und zeigte auf den riesigen Teddy, den Oskari in den Hausflur geschleppt hatte. Dort lehnte er mit amüsierter Miene an der Wand.
    Die Witwe Rehkoila hatte gegen die Idee, eine Höhle auf ihrem Hof zu bauen, nichts einzuwenden. Oskari Huuskonen zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, nahm Millimeterpapier, Lineal und Filzstift und machte sich daran, den Entwurf für eine Bärenhöhle zu zeich­ nen. Er beschloss, das Gerippe aus unbehandelten Brettern zu machen und das Ganze mit zehn Zentimeter dicker Mineralwolle zu isolieren, deren Produktname passenderweise Bärenfell lautete. Als Gesamtfläche veranschlagte er zehn Quadratmeter. Die Bärenhöhlen in der Natur sind viel kleiner, aber in diesem Falle soll­ ten, außer Sapperlot, auch der Schaufensterteddy von Stockmann und zudem ein Mensch hineinpassen – für den Fall, dass der Bär zunächst eingelullt werden müss­ te. Die Höhle sollte ein Oval bilden, in die hinterste Ecke käme der große Teddybär in Schlafstellung mit Sapper-lot in den Armen und in den verbleibenden größeren Teil eine dicke Schaumstoffmatratze für den Bewacher. Die Türöffnung, so groß, dass ein Mensch hindurchkriechen könnte, käme auf die breite Seite. Als lichte Höhe plante Oskari siebzig Zentimeter für die Ecke des Bären und gut einen Meter für die Abteilung des Bewachers, seine eigene also.
    Die Biologin Sonja Sammalisto von der Universität Oulu rief an und schlug eine Zusammenarbeit vor. Da Pastor Huuskonen die Absicht hatte, für seinen Hausbä­ ren eine stabile Winterhöhle zu bauen, könnte sie als Biologin bei der Gelegenheit wissenschaftliche For­ schung über den Winterschlaf des Bären und die Reak­ tionen seines Organismus betreiben. Die Universität wäre bereit, sich an den Baukosten der Höhle zu beteili­ gen und dem Pastor biologisches Grundwissen für das Projekt zu vermitteln. Sie, Sonja Sammalisto, schrieb nämlich ihre Doktorarbeit über Winterschlaf und ­ müdigkeit der Säugetiere nördlicher Regionen, und jetzt hätte sie die einzigartige Gelegenheit, empirisches Wis-sen darüber zu sammeln, wie der kleine Bär des Pastors den Winter verbrachte.
    Die Innentemperatur der Höhle müsse konstant blei­ ben, sagte sie. Die Körperfunktionen des Bären könnte man mithilfe verschiedener an seinem Körper befestigter Elektroden verfolgen. Alle Daten würden per Computer erfasst und später ausgewertet.
    Großartig! Jetzt hatte das Vorhaben eine wissen­ schaftliche Dimension, und Huuskonen brauchte nicht mehr zu befürchten, dass er mit seinem Bären und seinem Höhlenbau zum Gespött der Leute würde. Er erzählte seiner Frau vom Angebot der Universität.
    »In diesem Land laufen anscheinend sogar an den Universitäten Irre herum«, sagte sie.
    Huuskonen rief im Bauamt der Gemeinde an und er­ kundigte sich, ob für das Projekt eine amtliche Bauge­ nehmigung erforderlich sei. Ingenieur Taavi Soininen zeigte sich sofort interessiert und bat den Pastor, ihm die Zeichnungen vorzulegen.
    Beide Männer widmeten sich nun gemeinsam der Planung.
    »Die Wärmewerte einer Bärenhöhle entsprechen mei­ nes Wissens denen eines gut isolierten Einfamilienhau­ ses«, sagte Soininen. »Ich würde vorschlagen, dass Sie aufs Dach eine zwanzig Zentimeter dicke Isolierschicht Bärenfell legen – und Windschutzplastik natürlich. Genügt für das Außendach gewöhnlicher Filz, oder wollen Sie die Höhle mit einem Blechdach abdecken? Galvanisiertes oder kunststoffbeschichtetes Stahlblech wäre natürlich am haltbarsten, aber da das Dach oval geformt ist, also ein wenig so wie bei den Iglus der Es­ kimos, wären die Blecharbeiten schwierig, und man bräuchte einen professionellen Blechschmied. Außerdem würde der Herbstregen so laut auf das Dach trommeln, dass der Bär garantiert keinen Schlaf findet.«
    »Wie wäre es mit einem Schindeldach?«, schlug der Pastor vor.
    »Die Brandschutzbestimmungen verbieten die Verle­ gung von Schindeln auf einem Haus, oder vielmehr einer Höhle, die vermutlich auch Stromanschluss bekommt.«
    Der Pastor sagte, dass in der Höhle auf jeden Fall Strom gebraucht würde, denn wer sollte es im Stock­ dunklen aushalten, womöglich würde es Wochen dau­ ern, ehe der Bär schlief. Ohne Bücher würde dem Wäch­ ter die Zeit lang. Außerdem war für die

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