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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Ehebruch, aber wenn natürlich ein Generalmajor anfragte, ließen sie sich unter Umständen erweichen.
    Die Gedanken des Bischofs wandten sich Pastor Huuskonen zu. Die schöne Naturstimmung bekam einen Riss. Der Mann war schon ein rechtes Kreuz. Kein Wunder, dass seine Frau gelegentlich fremdging. Eigent­ lich geschah es dem Huuskonen ganz recht, man müss­ te ihn irgendwie von der Sache in Kenntnis setzen. Aber das Beichtgeheimnis war letztlich sogar dem Bischof heilig.
    Während der Bischof eben noch innerlich Huuskonen verfluchte, hörte er aus dem Birkenwald das Knacken von Zweigen. Eine große Elchkuh kam herangeprescht, hielt am Waldrand inne, blickte in alle Richtungen und galoppierte dann über das freie Feld.
    Das Gewehr des Bischofs krachte. Die Königin der Wälder sank in die Knie, ihr Kopf drehte sich dem Schützen zu, dann fiel sie auf die Seite, reckte die Hufe zum Himmel und gab ihren Geist auf. Der Bischof schoss zweimal hintereinander in die Luft zum Zeichen, dass die Jagd Erfolg gebracht hatte.
    Am Abend erschienen der Bischof und der Generalmajor im Pfarrhaus und fragten nach Pastor Huuskonen. Sie hatten sich das Blut von den Händen gewaschen und sich umgezogen. Saara bat die Herren ins Haus, hätte auch Kaffee gekocht und zu Ehren der erfolgreichen Elchjagd sogar Likör angeboten, aber da der Hausherr nicht daheim war, konnten die beiden Männer nicht bleiben.
    »Oskari ist bestimmt in Rekitaipale beim Training, er verbringt dort oft seine Abende mit Speerwerfen.«
    Der Bischof und der Generalmajor fuhren nach Reki­ taipale. Es dunkelte schon, als sie den Hof erreichten, den Saara Huuskonen ihnen beschrieben hatte. Die Bauersleute erzählten, dass sich der Pastor im Brunnen befand, aber sie warnten die Gäste, näher heranzuge­ hen, es sei gefährlich. Der Bischof begriff jedoch nicht, worin die Gefahr bestehen sollte. Er ging quer über den Hof und rief in den offenen Brunnen:
    »Oskari, was treibst du dort unten? Komm herauf, lieber Bruder!«
    Aus den Tiefen des Brunnens kam ein Speer gesaust, auf dem eine zischende Wunderkerze steckte. Die Spitze bohrte sich in Bischof Ketterströms Brust. Ein unange­ nehmes Knirschen war zu hören, als die stählerne Spit­ ze unterhalb des rechten Schlüsselbeins eindrang und, nachdem sie das Brustfleisch durchdrungen hatte, im Schulterblatt stecken blieb. Der Bischof sank mit dem Speer in der Brust seitwärts zu Boden wie ein von der Kugel getroffener Elch. Seine Hufe stießen wild in die Luft. Die Wunderkerze verbrannte sein Hemd und machte seinen Bauchnabel rußig.
    Es war ein schrecklicher Vorfall. Der Generalmajor rief sofort über sein Handy Doktor Seppo Sorjonen an, und der versprach, wie der Blitz nach Rekitaipale zu kommen. Er gab die telefonische Anweisung, den Speer nicht eigenmächtig und gewaltsam aus der Brust des Bischofs zu reißen, erst müsse er, der Doktor, den Pati­ enten untersuchen.
    Eine Viertelstunde später traf Doktor Sorjonen am Brunnen ein. Er fand, dass dieser Fall an ein gewisses Vorkommnis in Lappland erinnerte: Kartenspieler hatten nach einer Spielrunde dem »Schönen Jussi« eine Axt in den Schädel gerammt. Der Arzt in Kemijärvi hatte nicht gewagt, die tief eingedrungene Schneide herauszuholen, sondern angeordnet, den Patienten zur Operation nach Oulu zu bringen. Vor der Abfahrt hatte der Patient jedoch gebeten, dass der Arzt wenigstens den Stiel kür­ zen möge, damit er seine Fellmütze aufsetzen könne. Es herrschten vierzig Grad Frost, und als Krankenwagen diente ein LKW, der Patient lag auf der Ladefläche.
    Doktor Sorjonen brach den Speerschaft ab, und dann wurde der Bischof in den inzwischen eingetroffenen Krankenwagen getragen, der ihn ins Gesundheitszent­ rum von Nummenpää brachte. Erst da fiel den Männern ein, dass sie den Pastor im Brunnen vergessen hatten. Generalmajor Roikonen schlug vor, ihm eine Lehre zu erteilen und ihn zwei Tage, oder wenigstens bis zum nächsten Morgen, dort unten sitzen zu lassen. Den Bischof aufzuspießen war immerhin ein so grober Schnitzer gewesen, dass man ihn irgendwie bestrafen musste.
    Aber die Bauersleute holten den Pastor heraus, damit er ins Krankenhaus eilen konnte, um den Bischof zu begrüßen.
    VORBEREITUNG
    AUF DEN WINTERSCHLAF
    Bischof Uolevi Ketterström stöhnte vor Schmerzen, als der Doktor die Speerspitze aus seiner Brust entfernte. Oskari Huuskonen stand neben dem Operationstisch und betrachtete interessiert das Ergebnis seiner Tat.
    »Eine ziemlich tiefe

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