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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Stimmung wurde zuse­ hends angespannter, als ein hitzköpfiger Araber, ein iranischer Mullah, ans Rednerpult trat und den Dom­ herrn und alle anderen Falschgläubigen scharf angriff, er drohte mit einem weltweiten Siegeszug des Islam und verurteilte den größten Teil der Menschheit zur Ver­ dammnis. Auch ein jüdischer Rabbi, ein Priester des Schintoismus und viele andere, die das Wort ergriffen, standen ihm in nichts nach.
    Es schien so, als sollte kein Abschlussdokument zu­ stande kommen. Pastor Huuskonen konnte bei alledem nicht unbeteiligt bleiben, er stand auf, stellte seinen frommen Bären vor und bat, dass sich die Geistlichen beruhigen mögen.
    »Damit sich die Wogen auf dieser ehrenwerten Konfe­ renz ein wenig glätten, möchten wir Ihnen unser Pro­ gramm vorführen, eine religiöse Revue, die wir schon seit gut einem Jahr mit Erfolg in den verschiedensten Teilen der Welt zeigen. Gleichzeitig überbringen wir Ihnen Grüße aus dem hohen Norden, aus Finnland, und auch vom russischen Kloster Solowezk im Weißen Meer.«
    Erleichtert lächelnd gab ihnen der Vorsitzende der Konferenz, ein islamischer Geistlicher von den Philippi­ nen, das Signal, mit ihrem Auftritt zu beginnen.
    Huuskonen und Beelzebub legten los. Zuerst sang der Pastor ein finnisches Kirchenlied, und Beelzebub betete, dann bekreuzigte sich der Bär, warf sich auf die Erde mit der Schnauze nach Mekka und machte eifrig all die anderen religiösen Gebärden, die er gelernt hatte. Der Pastor hielt eine kurze Rede in mehreren Sprachen und mit Sentenzen aus vielen Religionen, zum Abschluss sprach er die Hoffnung aus, dass die Menschheit künftig von religiöser Gewalt und Glaubenskriegen verschont bleiben möge. Beelzebub tanzte aus eigenem Antrieb zum Schluss noch einen temperamentvollen Trepak.
    Die ehrwürdigen Geistlichen applaudierten, einige standen sogar auf, und kaum jemand hielt den Auftritt für lästerlich, sondern die allgemeine Meinung war, dass er in beispielhafter Art und Weise die Ökumene unter den Völkern förderte.
    Aber kaum hatte die allgemeine Debatte wieder be­ gonnen, brach erneut Streit aus. Die Redner lieferten sich hitzige Wortgefechte, und manche ereiferten sich dermaßen, dass sie laut schrien. Beelzebub machte das alles zusehends nervös. Als sich die Stimmung ver­ schärfte, begann er leise zu brummen, aber das fand kaum Beachtung, die aufgeregten Kirchenmänner pre­ digten ihre Lehren fast in Ekstase. Nun stand Pastor Huuskonen auf und donnerte mit der machtvollen Stimme des Dorfgeistlichen, ganz so, als stünde er in Nummenpää auf der Kanzel:
    »Hört um Gottes willen mit diesem teuflischen Streit auf! Statt eure eigene Überzeugung zu verteidigen, soll­ tet ihr Verständnis für anderes, fremdes Gedankengut zeigen. Alle Religionen der Welt beinhalten viel Gutes, Menschliches, alle haben Götter und sind somit göttlich. Sucht nicht beim anderen nach Fehlern, ihr Halunken und Kläffer, sondern stellt euch an die Seite eures Bru­ ders! Amen!«
    Huuskonens Worte waren wirklich geharnischt. Der Bär glaubte, dass er die schlimmsten Eiferer züchtigen müsste, ähnlich wie bei der Missionierung in Odessa. Er sprang von seinem Platz auf und riss einen anglikani­ schen Bischof aus Kanada vom Rednerpult, und als der sich unsinnigerweise wehrte, schleuderte der Bär ihn bis ans andere Ende des Saals. Bei der Gelegenheit fiel er auch gleich ein paar Mullahs und einen streitsüchtigen Rabbi an, der mehrfach das Wort ergriffen hatte. Es entstand ein furchtbares Chaos, die Pastoren und Mul­ lahs rannten aus dem Saal, wobei sie die Schwächeren zu Boden rissen. Zurück blieben nur Huuskonen und der blutige Beelzebub.
    Zwei Wachmänner erschienen, und von der Straße stürmten Polizisten herein.
    Huuskonen befahl dem Bären, sich zu beruhigen, und legte ihm den Maulkorb an. Beide wurden abgeführt und ins Polizeiauto verfrachtet. Inzwischen trafen zwei Krankenwagen mit heulenden Sirenen ein.
    Auf der Polizeistation von Valletta wurde das Gesche­ hen protokolliert. Der Polizeichef bemerkte höflich, dass der Vorfall aus seiner Sicht bedauerlich und möglicher­ weise ernst sei. Deshalb müsse Huuskonen vorläufig für weitere Vernehmungen in Gewahrsam bleiben.
    Aber was tun mit dem Bären? Keine leichte Entschei­ dung für die Polizisten. Sie wollten ihn nicht gern ver­ haften, denn wenn er sich widersetzt hätte, dann hätten die Polizeikräfte des Ministaates nicht ausgereicht. Pastor Huuskonen löste das

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