Ein Bär im Betstuhl
sie mit dem Auto wieder zum Hotel kamen, warte te David Sinkkonen schon in seinem neuen Anzug. Er roch ein wenig nach Bier, lobte Vallettas ausgezeichnete Modegeschäfte und günstige Preise, und dann besichtig te er seinen Laster, der auf dem Parkplatz stand und wie neu glänzte. Sinkkonen war sehr angetan, er startete probeweise den Motor, der weich brummte, das Getriebe war frisch geölt, und die Gänge ließen sich wunderbar schalten. Aber am großartigsten war der Zustand der Sauna, das ganze kleine Häuschen roch frisch, der Ofen glänzte, die Bänke waren weiß geschrubbt, und sogar von den Außenwänden war der Staub der Landstraßen abgespült worden.
»Wie wär’s, wenn wir heute Abend saunierten?«, schlug Sinkkonen gerührt vor. »Ich hole Saunaholz und mache aus Eukalyptuszweigen Quaste«, versprach er und machte sich auch gleich auf den Weg. Tanja kaufte große, blaue Frotteehandtücher. Als Sinkkonen mit dem Taxi zurückkam, brachte er einen Sack mit Kaminholz und einen zweiten mit dem Material für die Quaste. Während Huuskonen die Quaste zusammenband, ent zündete Sinkkonen das Feuer im Saunaofen. Der Bär trug Wasser aus dem Swimmingpool des Hotels heran, Tanja machte herzhafte Wurstbrote und stellte auf der Saunaterrasse eine Kühltasche mit akzeptablem ein heimischem Bier bereit. Als die Sauna heiß war, fuhr Sinkkonen das Auto an die Uferstraße und stellte es so hin, dass die Terrasse zum Meer zeigte, und damit war alles bereit.
Sie veranstalteten einen echt finnischen Sauna-Abend. Die Quaste klatschten nur so, sogar der Bär schwitzte mit, und alle gingen im Meer baden. Zwi schendurch saßen sie auf der Terrasse und betrachteten die Festungsmauern von Valletta, die sich hinter der Bucht im Meer spiegelten. Sie waren in friedlicher und glücklicher Stimmung. Auf der Saunaterrasse saß eine nackte russische Frau und kämmte sich ihre sauberen Haare, neben ihr ein brauner Petz, der an seinem Fell zupfte, und auf den Stufen hockten zwei krebsrote finnische Männer, die Bier tranken und belegte Brote aßen. Oskari Huuskonen scharrte mit dem großen Zeh auf den Holzbrettern und dachte, wie wenig doch dazu gehörte, glücklich zu sein.
KAMPF MIT DER GEISTLICHKEIT
Während der ganzen Woche fuhren sie mit dem Lastwa gen kreuz und quer durch Malta und über die Tochter insel Gozo. Sie machten sich mit der Geschichte der Inseln bekannt, bewunderten die unzähligen Kirchen, derer es in der Tat so viele gab, dass man den Überblick verlor, saunierten und badeten. Der Bär wuchs und wurde dicker, sein Pelz war dicht und sauber. Tanja Mihailowa sonnte sich, bekam Farbe und strahlte, und sogar Oskari Huuskonen hatte so viel Spaß an dem Urlaub, dass er ganz vergaß, seine ewige Litanei von intelligenten Wesen auf fremden Planeten anzustimmen.
David Sinkkonen versuchte jeden Tag verbissen, seine Geschäfte zu tätigen, auf Märkten, in Caf é s, am Bade-strand, in den Kirchen. Er sprach die Bürgermeister von Städten an, unterhielt sich mit Händlern, Hotelbesit zern, aber niemand konnte sich für den Gedanken erwärmen, eine Blocksauna aus Finnland zu kaufen. Hoffnungsvoll schlug er den Mitarbeitern auf einem Golfplatz im Süden Vallettas vor, ein Blockhaus als Klubgebäude zu errichten, doch umsonst. Weder seine Idee, das auf der Spitze der Halbinsel Valletta liegende Fort St. Elmo um eine Etage aus stabilen Balken aufzu stocken, noch jene, an eine Bierbrauerei eine hundert Meter lange Kneipe im Blockhausstil anzubauen, wurde ernst genommen. Sinkkonen konnte nicht mal eine einzige kleine Sauna absetzen, obwohl er großzügige Rabatte und garantiert pünktliche Lieferung versprach. Die Ablehnung deprimierte ihn, und als sich die Woche dem Ende zuneigte, war er müde, am Boden zerstört und begann wieder von Selbstmord zu reden.
Die Oihonna kehrte von ihrer Sizilientour zurück, und Tanja ging an Bord, um ihren Dienst als Funkerin zu übernehmen. Das Schiff sollte zwei Tage im Hafen von Senglea liegen und danach wieder in See stechen. Huuskonen leistete dem niedergeschlagenen David Sinkkonen im Hotel Gesellschaft, und der Bär hauste in der Sauna, so wie er es die ganze Zeit getan hatte.
In der Woche zuvor hatten sich hundert Pastoren, Bi schöfe und Mullahs aus der ganzen Welt in Valletta versammelt, um eine ökumenische Konferenz abzuhal ten. Ihr Ziel war es, in aller Ruhe nach den Gemeinsam keiten zu suchen, die die verschiedenen Religionen, trotz aller theoretischen
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