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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Unterschiede, zweifellos besaßen. Gekommen waren nicht nur die verschiedensten Chris­ ten und Muslime, sondern auch Buddhisten, Hindus, Taoisten und Schintoisten. Die Teilnehmer waren als Privatpersonen und nicht als offizielle Bevollmächtigte ihrer Kirchen oder religiösen Gemeinschaften angereist. Auf diese Weise wollten sie Konflikte vermeiden. Das ferne Ziel der Konferenz war es, eine Lösung zu finden, wie man ernste religiöse Differenzen und letztlich Glau­ benskriege verhindern könnte.
    Um in Ruhe arbeiten zu können, gab es weder Pres­ sekonferenzen noch gemeinsame Gottesdienste. Pastor Huuskonen erfuhr natürlich Näheres, als er auf der Straße all die hochrangigen Geistlichen im feierlichen Ornat traf und sich mit ihnen unterhielt. Sie erzählten dem finnischen Pastor gern von ihrer historischen Zu­ sammenkunft, von der sie sich so viel erhofften, und sagten ihm, dass auch er an der Generaldebatte, in der jeder die Möglichkeit habe, seine Ansicht zur friedlichen Koexistenz der Religionen vorzutragen, teilnehmen könne.
    Im Hotel Preluna versuchte Huuskonen den depri­ mierten Handelsvertreter David Sinkkonen damit aufzu­ heitern, ihn mit dem vertikalen Speerwurf vertraut zu machen. Er beschrieb die mitreißende neue Disziplin und versuchte seinen schwermütigen Landsmann zu praktischen Übungen an den Mauern von Valletta zu überreden, denn in ihrem Windschatten gab es viele Stellen, die sich ausgezeichnet eigneten. Sinkkonen konnte sich jedoch nicht dafür begeistern. Er machte sich nur dauernd Vorwürfe, dass er so dumm gewesen war, sein Heimatland zu verlassen und hier bei fremden Völkern sein Leben zu ruinieren. Huuskonen schlug ihm sogar einen gemeinsamen Besuch auf der internationa­ len ökumenischen Konferenz vor, die in der Auberge d’Aragon auf Vallettas Unabhängigkeitsplatz stattfand. Sie könnten den Bären mitnehmen und die Debatte der hochrangigen Kirchenmänner und Mullahs über Glau­ bensfragen verfolgen. Es war eine historische Veranstal­ tung, das konnte er garantieren.
    »Auch diese Vigilien interessieren mich eigentlich nicht. Geht ihr nur zu zweit hin. Falls ihr die Oihonna besucht, sagt Tanja schöne Grüße und vielen Dank. Sie ist ein guter Mensch.«
    Huuskonen gab ihm Geld und beschloss, mit Beelze­ bub auf die Konferenz zu gehen. Er zog sich seinen Talar an, den er zum Glück nicht auf dem Schiff gelassen, sondern im Koffer mit ins Hotel genommen hatte. Dem Bären hängte er die Kette mit dem Kruzifix um. Sollte er ihm auch den Maulkorb anlegen? Es war wohl nicht nötig, der Bär war so zahm, dass er das komische Ge­ stell um sein Maul nicht brauchte. Für alle Fälle klemm­ te sich Huuskonen das Ding jedoch unter den Arm.
    Sinkkonen bestellte ihm ein Taxi, umarmte den Bären und verabschiedete sich von Huuskonen mit Hand­ schlag. Der Pastor war ein wenig amüsiert über das feierliche Gebaren des Mannes.
    Die Auberge d’Aragon, eine von den Johannitern ge-gen Ende des sechzehnten Jahrhunderts erbaute Ritter­ herberge, glich mehr einem Palast, gegenüber stand die St. Pauls Anglican Cathedral. Huuskonen bezahlte das Taxi und trat mit Beelzebub in die Halle der Auberge, wo er seinen Pass zeigte und sagte, dass er die nordeuropä­ ischen Kirchen vertrete, speziell die finnischen Landge­ meinden, und im Bedarfsfall könne er auch aus Russ-land, vom glaubensstarken Orden des Klosters Solowezk im Weißen Meer, berichten. Der Ruf des Bären war bis nach hier durchgedrungen, und so wurden beide in den Festsaal geführt, wo eine hitzige Debatte im Gange war. Ein deutscher Pastor gesellte sich zu Huuskonen und erzählte ihm, dass die verschiedenen Ausschüsse wäh­ rend der Konferenztage einträchtig zusammengesessen hatten, sie hatten, angesteckt vom allgemeinen Eifer, Entwürfe für ein Kommuniqué verfasst, über die jetzt abschließend diskutiert werden solle. Aber, wie so oft auf internationalen Konferenzen, schien es unmöglich, eine endgültige Lösung zu finden. Die Unterschiede zwischen den Religionen waren einfach zu groß, die Lehren waren alt und verfestigt, und die einzelnen Ver­ treter wagten im Ernstfall keine wirkliche Annäherung, letztlich auch aus Angst vor einer Disziplinierung im eigenen Heimatland.
    Gerade sprach ein alter britischer Domherr, der in seinem roten Talar dastand und mit erhobener Faust gegen muslimische Eiferer wetterte: »Der Fundamenta­ lismus kommt vom Teufel«, donnerte er. Viele westliche Geistliche nickten beifällig. Die

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