Ein Bär im Betstuhl
ableckte.
Prustend und fauchend erreichte die uralte Oihonna die geschützte Seite der Mole im Hafen von Southamp ton, dann versank sie bis an die Schornsteine. Niemand ertrank! Kapitän-Reeder O’Connor verkündete von der Kommandobrücke, dass keine eigentliche Eile mehr bestehe.
»Es ist 20.33 Uhr Ortszeit, ich danke im Namen der Reederei allen Passagieren und der Besatzung für die gelungene Kreuzfahrt!«, brüllte er und stand bis zum Nabel im öligen Wasser.
SAMI REHKOILAS BEGRÄBNIS
Beelzebub saß niedergeschlagen, nass und ölver schmiert auf dem Kai im Hafen von Southampton. Er versuchte sein Fell trockenzulecken, aber die Klumpen, die sich darin festgesetzt hatten, schmeckten scheuß lich. Auch Pastor Huuskonen und die Biologin Sonja Sammalisto versuchten das Öl loszuwerden. Auf dem Kai irrten die Passagiere der gesunkenen Oihonna her-um, man brachte sie nach und nach mit Bussen in Krankenhäuser und Hotels. Niemand, weder ein Passa gier noch ein Mitglied der Mannschaft, war ertrunken, und niemand war ernsthaft verletzt. Huuskonen schätz te, dass der Bär ganz allein mindestens zwanzig Men schen gerettet hatte. Er hatte sie, als guter Schwimmer, nacheinander zur Mole gebracht, immer war er umge kehrt und hatte den Nächsten geholt.
Kapitän O’Connor kam, um sich bei Pastor Huusko nen und Beelzebub mit Handschlag für die erfolgreiche Fürbitte zu bedanken, die letztlich die Passagiere und die Mannschaft des Schiffes gerettet hatte.
»Keine Ursache… Die Oihonna liegt jetzt als Wrack auf dem Grund des Hafenbeckens«, sagte der Pastor bedau ernd.
Nach Meinung des Kapitäns war gerade das eigentlich das Beste an der ganzen Angelegenheit: Er war den rostigen Kahn losgeworden, und das noch auf eine sehr ehrenhafte Art und Weise. Das Grab eines Schiffes ist das Meer! Nun konnte O’Connor die Versicherungs summe kassieren und heim nach Irland fliegen, konnte sich dort ein hübsches Häuschen kaufen und Unmen gen von Bierfässern in den Keller rollen.
Huuskonen und die Seinen quartierten sich in einem Hotel ein. Es war an der Zeit, die Heimreise zu planen, denn es war bereits August, die Oihonna lag als Wrack in Southampton, und für Beelzebub musste wieder eine neue Winterhöhle gefunden werden. Sonja wollte keinen weiteren Winter auf dem Hof Rehkoila verbringen, denn es war für ihre Forschungen nicht notwendig. Huusko nen musste schon eine neue und bessere Höhle bauen, wenn er beim Winterschlaf weibliche Gesellschaft haben wollte.
Die Fluggesellschaften, die Helsinki anflogen, wollten keinen ausgewachsenen Bären als Passagier aufneh men, auch wenn Huuskonen betonte, dass das Tier zahm und verträglich sei. Als es schon aussichtslos erschien, per Flug zum Winterschlaf in den Norden zu gelangen, fand Huuskonen heraus, dass eine irische Frachtmaschine leer von London nach Lübeck flog, um dort eine ganze Ladung deutscher Cocktailwürstchen zu laden. Für diesen Flug erhielten sie tatsächlich Tickets, da außer ihnen keine weiteren Passagiere an Bord wa ren. Die Anschlussverbindung nach Helsinki war kein Problem, denn von Lübeck fuhren in kurzen Abständen Containerschiffe nach Finnland. Kapitän O’Connor begleitete Huuskonen, Sonja Sammalisto und den Bären zur Maschine.
Über der Ostsee herrschte Sturm, das Containerschiff Hansa schaukelte heftig. Beelzebub wurde seekrank. Sonja wunderte sich darüber, denn diese Reaktion war für die Wissenschaft neu, zum Beispiel war von Eisbä ren bekannt, dass sie bei Sturm keine Übelkeit empfan den. Obwohl es ihm schlecht ging, machte Beelzebub hinter sich alles ordentlich sauber.
Sonja versuchte, vom Schiff aus Saimi Rehkoila in Nummenpää zu erreichen, um ihr zu sagen, dass sich die drei auf dem Weg ins Heimatland befanden. Die Erschütterung war groß, denn die Witwe meldete sich nicht am Telefon, und als Sonja anderweitig Erkundi gungen einzog, erfuhr sie, dass Saimi vor einer knappen Woche an Lungenentzündung gestorben war.
Als Huuskonen und die Seinen endlich in Nummen pää anlangten, fuhren sie natürlich als Erstes nach Rehkoila. Dort trafen sie eine Haushälterin an, die den Pastor, die Biologin und den Bären im Haus übernach ten ließ. Sie bereitete Saimis Beerdigung vor, da es keine Angehörigen gab.
Sonja und Oskari übernahmen es, Saimis Begräbnis zu organisieren, sie engagierten eine Köchin aus der Nachbargemeinde, denn Astrid Sahari war ja schon lange tot. Hunderte von Gästen sagten sich
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