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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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an. Sonja war der Meinung, dass die meisten nur kamen, um den ehemaligen umstrittenen Pastor Oskari Huuskonen zu sehen und zu erfahren, was er in der Welt gelernt hatte.
    Der Kirchgemeinde von Nummenpää stand jetzt Sari Lankinen, Oskaris frühere Hilfspredigerin, vor. Sie bat den Pastor, am Begräbnissonntag in der Kirche zu pre­ digen, aber er lehnte ab. Er stand nicht mehr auf der Gehaltsliste der Kirche. Aber die Witwe Rehkoila wollte er gerne aussegnen.
    Es war eine schöne Feierstunde, Oskari Huuskonen hielt eine Gedenkrede für die Verstorbene, es wurde gesungen, der Bär nahm Betstellung ein und schlug ein paar Mal das Kreuz. Sämtliche alten Bekannten waren gekommen: Fabrikant Onni Haapala, der jetzt an einer Krücke ging, auch er gealtert, die Lehrerin Taina Sääre­ lä, Landwirtschaftsrat Lauri Kaakuri und Doktor Seppo Sorjonen. Anwesend waren natürlich auch Feuerwehr­ chef Rauno Koverola, Forstarbeiter Jukka Kankaanpää, Bauinspektor Taavi Soininen und der Erfinder des verti­ kalen Speerwurfs, Bauer Jari Mäkelä. Er erzählte dem Pastor stolz, dass er sein Ergebnis inzwischen um mehr als dreißig Zentimeter verbessert und bereits 16,81 Meter erreicht habe! Die Hauswirtschaftsberaterin Emi­ lia Nykyri war schon weit über achtzig, aber immer noch munter und fidel. Erschienen waren jedoch nicht Saara Huuskonen und Generalmajor Hannes Roikonen, und es sprach auch niemand von den beiden. Hingegen hatte sich Pastor Huuskonens Ruf als religiöser Ausbilder eines Bären und begütertem Mann bis in sein Heimat­ dorf verbreitet. Das schmeichelte dem Pastor ein wenig, und er stellte seinerseits Sonja Sammalisto als Bären­ forscherin vor. Das war überflüssig, denn den Einwoh­ nern von Nummenpää waren Fräulein Sammalistos Abenteuer mit Huuskonen in der Bärenhöhle noch gut in Erinnerung. Alle äußerten ihre Bewunderung, dass aus dem kleinen Bärenkind von damals ein so großer, ausgewachsener Bär geworden war, und sie wollten von Huuskonen wissen, wo er ihn im kommenden Winter schlafen lassen wollte. Die Frage war allerdings noch nicht beantwortet. Auf dem Hof Rehkoila stand nach wie vor die schöne alte Bärenhöhle, aber sie war für Beelze­ bub recht eng, und da die Bäuerin nun tot war, konnte Huuskonen die Höhle auch nicht eigenmächtig in Gebrauch nehmen. Die Zukunft des Hofes war unge­ wiss, vermutlich würde Rehkoila verkauft werden.
    Die kleinen Kinder der Trauergäste ritten derweil draußen auf dem Bären, während in der großen Stube von Rehkoila zum Gedenken an die Tote die erste, zweite und dritte Strophe des Liedes Nr. 612 gesungen wurden.
    Etwa eine Woche nach der Beerdigung erschien ein entfernter Verwandter der Witwe mit seinem Anwalt in Rehkoila. Ein Testament gab es nicht, aber der Fremde, der kaufmännische Angestellte Alvari Rehkoila, bezeug­ te, der Neffe des verstorbenen Santeri Rehkoila zu sein, und auf dieser Grundlage wollte er den Hof in Besitz nehmen. Dazu konnte Huuskonen nichts sagen, denn er und Sonja waren nur Freunde der Verstorbenen gewe­ sen. Sie fragten, ob Beelzebub trotzdem in der auf dem Hof errichteten Höhle den Winter verbringen dürfe.
    Der Verwandte, der mehr wie ein Pferdedieb als wie ein kaufmännischer Angestellter aussah, sagte, dass er in eine Vermietung der Höhle schwerlich einwilligen könne. Er habe die Absicht, den Bauernhof zu verkau­ fen, und wenn dort ein ausgewachsener Bär hause, werde das bei Interessenten kaum Kaufinteresse we­ cken. Im Gegenteil, das werde die Käufer eher vertreiben und den Preis nach unten drücken.
    Vor Wut steckte Huuskonen die Bärenhöhle in Brand. Er und Sonja wärmten sich die Hände über der Glut, bis sie erlosch und es Zeit war, dem freundlichen Rehkoila Adieu zu sagen. Wieder mussten sie ihre Sachen pa­ cken, einschließlich Beelzebubs Bügeleisen, und auf die Reise gehen. Diesmal wandten sie sich nach Norden. Sonja hatte sich in den Kopf gesetzt, dass Lappland die bestmöglichen Überwinterungsbedingungen für Beelze­ bub bieten würde.
    SATTELTASCHEN
    FÜR EINEN REITBÄREN
    Sie fuhren zunächst mit dem Zug nach Rovaniemi. Während Huuskonen und Beelzebub ein Zimmer im Hotel Pohjanhovi bezogen, holte Sonja Erkundigungen ein, wo sie eine Blockhütte mieten könnten.
    Beelzebub packte geschickt die Koffer aus, hängte die Kleider auf Bügel und räumte Hemden und Wäsche in die Schrankfächer. Dann duschte er sich und putzte die Zähne, anschließend war Huuskonen mit der Körper­ pflege an der

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