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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Glück hatte er keinen Hund, sodass Beelzebub kaum Aufsehen erregte, als er mit Huuskonen eintraf, um Maß für einen Sattel nehmen zu lassen.
    »Ich hab ja schon Sitze für so manchen Tierrücken genäht, aber ein Bär war noch nicht darunter«, sagte Oikarinen erfreut. Er schlug vor, dass er, angesichts der Warenmenge, die transportiert werden sollte, den Sattel beidseitig und vierteilig anfertigen würde. Außerdem könnte er im Schulterbereich des Tieres noch einen Sitzsattel für eine Person anbringen.
    Oikarinen machte sich daran, bei Beelzebub Maß zu nehmen. Der war ein bisschen befremdet, dass der Mann unter seinem Bauch und auf seinem Rücken herumkroch, ließ es aber geschehen.
    »Ist mir nicht ganz geheuer. Der beißt hoffentlich nicht?«, fragte der Sattler besorgt.
    »Nein… normalerweise nicht.«
    Pastor Huuskonen musste daran denken, was Beelze­ bub auf der ökumenischen Konferenz in Malta angerich­ tet hatte, sagte dem Mann aber nichts davon.
    Oikarinen versprach, die Satteltaschen innerhalb von drei Tagen anzufertigen, da es sich um eine Ausnahme­ situation handele und der Auftraggeber es eilig hatte. Als Huuskonen dann zum vereinbarten Termin mit dem Bären erschien, um die Sättel auszuprobieren, stellte er fest, dass sie vorzüglich passten. Die vorderen Taschen waren geräumig, sie wurden an den Schultern des Bä­ ren befestigt, und zwar mit einem Bauchgurt sowie zusätzlich mit einem breiten Lederriemen, der zwischen den Vorderbeinen hindurchführte. Die Taschen aus Rentierleder hingen so unter den Achseln des Bären, hoch genug über dem Boden. Ferner war auf dem Bauchgürtel noch ein stabiler Sitzsattel befestigt. Huuskonen musterte ihn und fand, dass Sonjas breiter Hintern gut darauf Platz hätte. Die hinteren Taschen waren ebenfalls an einem breiten Bauchgurt und zu­ sätzlich noch mit schmalen Seitenriemen befestigt, der Sattler fand, dass das notwendig wäre, falls sich der Bär mal auf die Hinterbeine erhob, und das tat er gelegent­ lich, wie dem Mann aufgefallen war.
    »Es kommt natürlich auf die Beschaffenheit der Last an, aber ich vermute mal, dass in die Taschen so an die ein-, zweihundert Kilo passen«, erklärte der Sattler. Er erzählte, dass er einige Lastsättel für Rentiere angefer­ tigt habe, die seien früher in Lappland im Sommer verwendet worden. »Die hier schaffen mehr Last weg als zehn Rentiere zusammen«, versprach er.
    Als Huuskonen den Sattel bezahlt und sich bei dem Mann für die gute und schnelle Arbeit bedankt hatte, kam Sonja Sammalisto mit einem gemieteten Lieferwa­ gen auf den Hof. Der Wagen war mit Kisten und Kästen voll gestopft, und Sonja sagte, dass die Vorräte mindes­ tens für einen Winter reichen würden. Für Huuskonen hatte sie Kopfhörer und Kabel zum Abhören des Weltalls gekauft, denn in der Hütte gab es eine starke Antenne, wie sie wusste.
    EINE ERGREIFENDE BOTSCHAFT
    AUS DEM ALL
    In Nunnanen angekommen, suchten sie den Rentier-mann Iisko Reutuvuoma auf, er war ein gewitzter Kerl um die sechzig. Er hatte sich um die Villa am Kälmitun­ turi gekümmert, seit sie gebaut worden war und sich im Besitz der Wertpapier- und Immobilienfirma Potenz AG befand. Der Mann half beim Beladen des Bären und wunderte sich ein wenig über den Umfang des Gepäcks und darüber, wie das Tier all die Unmengen von Cham­ pagner, Räucherfleisch, Obstkonserven, Büchern und die vielen Koffer tragen solle.
    »Ein Bügeleisen braucht man anscheinend auch da draußen, das wundert mich. Und fünf Speere. Wozu?«
    Huuskonen erwähnte, dass er Speerwurf betreibe. »Ich schleudere die Stangen in den Himmel«, sagte er.
    »Nun gut. Da draußen ist Platz, da können Sie mit Ih­ ren Speeren rumschmeißen«, bestätigte der Rentier-mann.
    Es war ein windiger, frischer Morgen Anfang Septem­ ber. An den Hängen der Fjälls und den Rändern der Sümpfe prangte die Natur bereits in leuchtenden Far-ben. Reutuvuoma trabte vorweg, Huuskonen führte den schwer beladenen Bären, und am Schluss folgte Sonja und passte auf, dass aus den Satteltaschen nichts herausfiel. Wenn sie feuchte Sümpfe überqueren muss-ten, stieg Sonja in den Sitzsattel, und so kamen sie gut voran. Der Bär schritt gleichmäßig aus, so als sei er von klein auf ans Lastentragen gewöhnt. Gegen Mittag er­ reichten sie den Kälmitunturi. Pastor Huuskonen war zu Tode erschöpft, die Muskeln eines Geistlichen waren nicht an so anstrengende Märsche gewöhnt. Sonja und Beelzebub hingegen waren noch gut bei

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