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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Malta zurückkehren werde. Sonja war besser informiert. Sie hatte noch vom Flughafen aus auf dem Schiff angerufen und erfahren, dass der Tag der Rückkehr nicht feststehe.
    »Sie kommt, wenn sie kommt, aber jetzt musst du schlafen, und nächste Woche holen wir den Bären.«
    Dann gab sie ihm zu essen und zu trinken und sagte, dass die Funkerin auf einem russischen Walfangschiff angeheuert habe. Das habe ihr der betrunkene irische Skipper der Oihonna erzählt.
    DIE OIHONNA SINKT
    Huuskonen mietete ein Auto und fuhr mit Sonja auf der Insel herum, um Beelzebub zu suchen. Sie kamen durch Städte und Dörfer und hatten ständig das Gefühl, be­ reits auf seiner Spur zu sein, aber sie fanden ihn nicht. Wenn er am Südufer der Insel ein Schaf gerissen hatte, erschreckte man mit der Nachricht am nächsten Tag schon die Golfer vor Valletta.
    Auch sonst war es eine traurige Zeit. David Sinkko­ nen war obduziert worden, und danach kümmerten sich die Behörden um seine Bestattung. Aus Finnland kam die Nachricht, dass der Mann keine nahen Angehörigen hatte. Huuskonen schlug vor, ihn auf Malta beizusetzen, es sei sein letzter Wille gewesen. Als sie gemeinsam sauniert hatten, habe der Mann von Selbstmord geredet und den Wunsch geäußert, dass Huuskonen ihn in maltesischer Erde begraben möge. Die Behörden stellten eine entsprechende Genehmigung aus, und so segnete der Pastor seinen unglücklichen Landsmann nach evan­ gelischer Sitte aus. Er ärgerte sich, dass Beelzebub verschwunden war, denn der hätte mit seinen Gebeten der schlichten Zeremonie, an der außer Huuskonen nur der finnische Konsul und Sonja Sammalisto teilnahmen, eine feierliche Note gegeben. Sie versenkten den Sarg in einem Felsgrab nahe Valletta. Außer den üblichen Ge­ leitworten verlas Pastor Huuskonen noch die 19. Stro­ phe aus Psalm 34:
    »Der Herr ist nahe bei denen,
    die zerbrochenen Herzens sind,
    und hilft denen,
    die ein zerschlagen Gemüt haben.«
    Nach Mittsommer kehrte die Oihonna endlich zurück, sie machte an ihrem alten Platz im Hafen von Senglea fest. Als Oskari und Sonja durch die Hafenbehörden davon erfuhren, eilten sie sofort aufs Schiff. Es stimmte, dass Tanja Mihailowa auf einem russischen Walfänger angeheuert hatte und mit ihm auf der südlichen Halb­ kugel unterwegs war. Ernie O’Connor vermutete, dass sie sich bereits fern vor der Südspitze Afrikas befand. Für Huuskonen hatte sie Handschuhe gestrickt und sie mit seinen und ihren Initialen bestickt. Sonja Samma­ listo rümpfte die Nase. Ihrer Meinung nach taten die russischen Frauen klug daran, sich zum Südpol zu verziehen.
    Tanja war weg, Sinkkonen im Grab, Beelzebub ver­ schwunden. So entreißt die Welt dem Menschen seine Nächsten, dachte Oskari Huuskonen wehmütig. Er bezog mit Sonja seine alte Kabine, dieselbe, in der er mit Tanja von Odessa bis nach Malta gereist war. Er fand es traurig, die Sachen in die Fächer zu räumen, diese Arbeit hätte Beelzebub gern getan. Wo mochte sich der Petz gerade herumtreiben? War der Ärmste überhaupt noch am Leben?
    In dieser Nacht wachte das ganze Schiff davon auf, dass Beelzebub an Bord kam. Er fegte den Matrosen, der auf der Gangway Wache hielt, einfach beiseite und machte sich auf die Suche nach Oskaris und Tanjas Kabine. Natürlich fand er sie, und es gab ein wirklich fröhliches Wiedersehen. Der Pastor und der Bär umarm­ ten sich und rangen miteinander ohne Ende, bis Sonja die Kerle schließlich zur Ruhe brachte. Beelzebub be­ kam etwas zu fressen und wurde anschließend in seine Kabine gebracht. An der Tür machte er noch ein paar Kreuzzeichen für Huuskonen.
    Nach einigen Tagen stach die Oihonna wieder in See. Huuskonen hockte in der Funkerkabine und horchte auf das Rauschen im Weltall, aber der neue Funker sah das nicht gern, und auch Sonja zeigte kein Verständnis für sein neues Hobby. So konzentrierte sich der Pastor fortan auf die gemeinsamen Andachten und Nachtklub­ auftritte mit Beelzebub. Die Oihonna war den ganzen Juli im westlichen Mittelmeer unterwegs, und in vielen Häfen veranstalteten die beiden wieder Andachten unter freiem Himmel, auf denen natürlich Beelzebub, der fromme Bär, die Hauptattraktion war. Es war eine Frömmelei, die sich finanziell außerordentlich lohnte.
    In der Straße von Gibraltar kam der Chief, ein Ukrai­ ner namens Wassili, auf einen Drink in die Bärenbar.
    »Dieser Kahn schwimmt nicht mehr lange«, murmelte er, während er sein Bier schlürfte.
    »Wieso?«, fragten die anderen

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